Die Weltklimakonferenz COP 29 in Baku drohte zwischenzeitlich zu scheitern. Doch dann gab es doch noch einen Durchbruch im Streit um Milliardenhilfen. Die wichtigsten Infos und Reaktionen im Ticker.
Veröffentlicht: - Redaktion - Quelle: dpa"In Solidarität für eine grüne Welt" - so lautete das Motto der 29. Weltklimakonferenz in Aserbaidschans Hauptstadt Baku. 40.000 Personen aus knapp 200 Ländern berieten sich bis zum 24. November 2024, wie der Erderwärmung am besten Einhalt geboten werden kann. Gleich zu Beginn des Klimagipfels wurde von der Weltwetterorganisation (WMO) die höchste Alarmstufe für den Zustands des Weltklimas verhängt.
Im Ticker fassen wir die wichtigsten News, Meinungen, Anträge und Beschlüsse rund um die COP 29 zusammen.
Bundeskanzler Olaf Scholz hat die Ergebnisse der Weltklimakonferenz in Aserbaidschan als einen Schritt in die richtige Richtung bezeichnet, auch wenn sie nicht perfekt seien. "Nicht perfekt, aber damit können wir weiterarbeiten: Die Beschlüsse von Baku unterstützen Entwicklungsländer beim Klimaschutz", schrieb Scholz auf der Plattform X. Er betonte die Bedeutung internationaler Zusammenarbeit und Deutschlands Beitrag zum Klimaschutz.
Außenministerin Annalena Baerbock betonte, dass die Entscheidungen in Baku nur ein Anfang seien: "Wir wissen, dass unsere heutigen Entscheidungen allein nicht ausreichen, um alle Bedürfnisse zu erfüllen." Sie hob hervor, dass die Zusage aufgestockt werden müsse, ohne jedoch konkrete Maßnahmen zu nennen, wie dies gelingen soll.
Entwicklungsministerin: "Ergebnisse kein Grund zum Feiern"
Entwicklungsministerin Svenja Schulze würdigte die Fortschritte, wies jedoch ebenfalls auf bestehende Defizite hin: "Die Ergebnisse von Baku sind kein Grund zum Feiern, dafür sind die Fortschritte zu klein." Dennoch lobte sie die Ausweitung der Verantwortung auf weitere Länder und die Einbindung privater Investitionen. Die Zielmarke von 1.300 Milliarden Dollar symbolisiere diese neue Vision, die durch bessere Rahmenbedingungen und internationale Zusammenarbeit erreicht werden solle.
Habeck nennt Saudi-Arabien "Bremser"
Wirtschaftsminister Robert Habeck sprach von einem Erfolg der internationalen Zusammenarbeit, betonte jedoch, dass noch viele offene Fragen bei den kommenden Verhandlungen geklärt werden müssten. Besonders hob er die neuen Regeln für die Kohlenstoffmärkte hervor, die nun im Rahmen des Pariser Abkommens genutzt werden könnten. "Auch Bremser wie Saudi-Arabien werden die realen Marktkräfte, die längst für Erneuerbare Energien entschieden haben, nicht aufhalten können", sagte Habeck.
Das Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) hat den Klimagipfel von Baku scharf kritisiert und Vorschläge für neue Ansätze im globalen Klimaschutz gemacht. PIK-Direktor Ottmar Edenhofer bezeichnete die Konferenz als "allenfalls die Vermeidung eines diplomatischen Desasters". Er forderte ergänzende Verhandlungsformate, die nicht alle knapp 200 Unterzeichnerstaaten der UN-Klimarahmenkonvention einbeziehen müssen, um den globalen Klimaschutz voranzubringen.
Edenhofer betonte zudem, dass die reichen Länder des globalen Nordens mehr Mittel mobilisieren sollten, insbesondere durch eine Bepreisung von fossilen Brennstoffen wie Öl, Kohle und Gas. Diese Gelder sollten jedoch nur dann fließen, wenn Empfängerstaaten nachweislich ihren Treibhausgas-Ausstoß reduzieren.
Die Weltklimakonferenz in Aserbaidschan einigte sich nach langwierigen Verhandlungen auf ein neues Finanzziel: Bis 2035 sollen jährlich 300 Milliarden US-Dollar an Klimahilfen für ärmere Länder bereitgestellt werden. Fortschritte bei den globalen Klimaschutzmaßnahmen blieben jedoch aus.
Wird das gesetzte Finanzziel überhaupt erreicht?
Co-PIK-Direktor Johan Rockström zeigte sich skeptisch, ob das gesetzte Finanzziel überhaupt erreicht wird. "Zu wenig, zu spät, aus zu vielen Quellen", kommentierte er und hob hervor, dass die Bewältigung der Klimakrise eine Transformation der gesamten Weltwirtschaft erfordere. Neben öffentlicher Klimafinanzierung sei auch eine verstärkte private Finanzierung notwendig, um von fossilen Brennstoffen wegzukommen.
Die einen sprechen von einer neuen Ära, die anderen von Betrug und einem schlechten Witz: Die Weltklimakonferenz in Aserbaidschan hat sich nach erbittertem Streit auf ein neues Finanzziel für Klimahilfen an ärmere Länder geeinigt. Beim Klimaschutz gelang dagegen kein Fortschritt - trotz zweiwöchiger Beratungen und nochmals 32 Stunden Verlängerung.
Die Weltklimakonferenz einigte sich darauf, dass insgesamt bis 2035 jährlich mindestens 1,3 Billionen US-Dollar (aktuell rund 1,25 Billionen Euro) fließen sollen, davon 300 Milliarden vorrangig aus den Industriestaaten. Mit dem Geld sollen Entwicklungsländer mehr Klimaschutz bezahlen können und sich an die fatalen Folgen der Erderwärmung anpassen können - etwa häufigere Dürren, Stürme und Überschwemmungen.
UN-Generalsekretär António Guterres verlangte: "Zusagen müssen schnell zu Bargeld werden." Die Versprechen gehörten "vollständig und fristgerecht" eingelöst.
Zwar mobilisieren die klassischen Industriestaaten bisher jährlich gut 100 Milliarden US-Dollar an Klimahilfen. Doch inzwischen liegt der Bedarf an externer Hilfe laut einer unabhängigen UN-Expertengruppe bei rund einer Billion US-Dollar pro Jahr bis 2030 - und sogar 1,3 Billionen bis 2035.
Wut und Frust nach dem Beschluss
"Wir wissen, dass unsere heutigen Entscheidungen allein nicht ausreichen, um alle Bedürfnisse zu erfüllen", sagte Außenministerin Annalena Baerbock vor dem Plenum in der Hauptstadt Baku. Sie nannte die 300 Milliarden US-Dollar nur einen Ausgangspunkt und versicherte, Deutschland werde "liefern". Zu konkreten Zahlungen in bestimmter Höhe wird Deutschland mit dem Beschluss genauso wenig verpflichtet wie alle anderen Staaten.
Vor dem Hintergrund des anstehenden Machtwechsels im Weißen Haus gibt es zudem Befürchtungen, dass sich die USA unter Donald Trump - wie schon während dessen erster Amtszeit - praktisch von jeglichen Klimaschutz-Ambitionen verabschieden könnten. Der scheidende Präsident Joe Biden bezeichnete den Beschluss in Baku als "historische" Errungenschaft und betonte: "Mögen manche auch versuchen, die in den USA und weltweit laufende Revolution sauberer Energien zu leugnen oder zu verzögern, niemand kann sie rückgängig machen - niemand."
Kurz nach dem Hammerschlag des aserbaidschanischen Gastgebers wurde indes deutlich, dass viele Länder nur mit Zähneknirschen zugestimmt hatten, um wenigstens nicht ganz ohne Kompromiss auseinanderzugehen: Die Vertreterin Nigerias bezeichnete die 300 Milliarden als "Witz" und "Beleidigung". Auch Indiens Vertreterin protestierte, man könne absolut nicht einverstanden sein, weil die Zusagen viel zu gering seien. De facto hat die Kritik aber keine Auswirkungen mehr, der Beschluss gilt.
Etliche Staaten fühlen sich übergangen und beklagten, Wortmeldungen seien ignoriert worden - ein Vorwurf, den auch Baerbock im Schlussspurt der Verhandlungen erhob. Greenpeace-Deutschland-Chef Martin Kaiser meinte: "Zwischen der zugesagten Unterstützung für die verletzlichsten Länder und deren dringenden Bedarfen klafft nach Baku eine beschämend weite Lücke."
Weitere Geber sollen zahlen
Um die 1,3 Billionen jährlich aufzutreiben, sollen der Einigung zufolge auch die multilateralen Entwicklungsbanken deutlich mehr Kredite ausreichen beziehungsweise armen Staaten Schulden erlassen. Über das öffentliche Geld und das der Banken sollen mit Hebelwirkung auch in großem Stil private Investitionen angestoßen werden, die ebenfalls als Klimafinanzierung gezählt werden.
Außerdem sollen weitere Geberländer ermuntert werden, sich zu beteiligen. Der Appell ist so weit gefasst, dass Klimaschützer kritisieren, niemand sei konkret für diesen Teil des Globalziels verantwortlich.
"Diese Weltklimakonferenz liefert nicht das, was eigentlich notwendig gewesen wäre - aber sie bewegt sich im oberen Bereich dessen, was bei der derzeitigen politischen Großwetterlage möglich ist", sagt Christoph Bals, politischer Geschäftsführer der Organisation Germanwatch.
Wichtige Fragen wurden vertagt
Letztlich gelang ein Kompromiss auch deshalb, weil teilweise offen bleibt, wie die Billionensumme konkret aufgebracht werden soll - das wird nun Aufgabe der nächsten Klimakonferenz in Brasilien sein.
Die EU einschließlich Deutschland wagte sich während der zweiwöchigen Konferenz erst ganz zum Schluss mit konkreten Summen aus der Deckung. Von der Bundesregierung hieß es, es sei völlig unrealistisch, dass Geld in Billionenhöhe aus den Haushalten kommt. Sie appellierte an Länder wie China und die reichen Golfstaaten, die viel mit Öl, Gas und Kohle verdient haben, ebenfalls zu zahlen. Noch gelten diese Staaten, wie etwa auch Indien und Südkorea, nach einer 30 Jahre alten UN-Einstufung aber als Entwicklungsstaaten - und damit als Empfängerländer.
Klima-Experte Jan Kowalzig von Oxfam wies darauf hin, dass mit der Erweiterung "die im Pariser Abkommen enthaltene klare Verpflichtung der Industrieländer zur Unterstützung aufgeweicht" werde. "Das werden diese Länder auszunutzen wissen."
Deutschland hat für die Klimafinanzierung bislang rund sechs Milliarden Euro pro Jahr versprochen. Wie viel es künftig nach dem neuen Baku-Beschluss sein wird, muss die künftige Bundesregierung entscheiden. Konkret berechenbare Verpflichtungen wurden Deutschland in Baku nicht auferlegt.
Um mehr als 30 Stunden verlängert
Zeitweise drohte die um mehr als 30 Stunden verlängerte Weltklimakonferenz zu scheitern. Ganze Staatengruppen verließen wenige Stunden vor dem Ende vorübergehend die Verhandlungen und beklagten sich über die chaotische Führung der Konferenz. Die Organisatoren aus dem Petrostaat Aserbaidschan, dessen Exporterlöse zu 90 Prozent aus Öl und Gas kommen, lobten sich hingegen selbst: Trotz "geopolitischem Gegenwind", habe man sich durchweg jede Mühe gegeben, "ein ehrlicher Makler" für alle Seiten zu sein.
Auch befürchtete die EU bis zuletzt, dass Beschlüsse der vergangenen Klimakonferenz in Dubai bei den Verhandlungen in Baku unter die Räder kommen könnten, etwa zur hart errungenen Abkehr von Öl, Gas und Kohle. Die von Deutschland damals als «historisch» gefeierte konkrete Formulierung fehlt nun - der Beschluss dazu wurde mangels Konsens ins nächste Jahr vertagt.
Klimaaktivistin Luisa Neubauer von Fridays for Future nannte den Beschluss beschämend und sagte: "Es wäre mit Blick auf die COP (Kürzel der Weltklimakonferenz) und die Wahl Donald Trumps nun ein Leichtes, den internationalen Klimakampf aufzugeben. Genauso gut könnte man mit Blick auf die Weltlage aber auch sagen: jetzt erst recht."
Der Klimaforscher Mojib Latif zieht den Sinn der jährlichen UN-Klimakonferenzen grundsätzlich in Zweifel. «Wir haben 28 Konferenzen hinter uns und die Emissionen sind explodiert. Die COP ist ein Spektakel, das dem Klima bisher nichts gebracht hat», sagte er der "Rheinischen Post". Gut sei nur, dass dort die Entwicklungsländer gehört werden und Technologiemessen entstehen.
Auch nannte es der Seniorprofessor am Geomar Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung in Kiel absurd, wenn Klimakonferenzen in Staaten stattfinden, die von Öl oder Gas leben - so wie zuletzt in den Vereinigten Arabischen Emiraten oder jetzt in Aserbaidschan. "Diese Staaten blockieren den Ausstieg aus den fossilen Brennstoffen, obwohl der dringend geboten ist."
Besser als die jährlichen Mammutkonferenzen wäre es aus seiner Sicht, wenn die großen Verursacher klimaschädlicher Treibhausgase sich im kleineren Format zusammensetzen und handeln. "China und die USA verursachen zusammen fast die Hälfte der globalen Emissionen, die G 20-Staaten zusammen 80 Prozent."
In den 30 Jahren seit den ersten Klimakonferenzen sind die Treibhausgasemissionen tatsächlich immer weiter gestiegen. Verteidiger der UN-Gipfel wenden jedoch ein, dass der Anstieg ohne internationale Vereinbarungen zum Klimaschutz wohl noch viel weiter hochgeschnellt wäre. So sanken etwa zwischen 1990 und 2022 die Emissionen der 27 EU-Staaten um rund 31 Prozent, in Deutschland sogar noch stärker.
Kurz vor dem Ende der Klimakonferenz ergreift UN-Generalsekretär Guterres das Wort. Vom G20-Gipfel in Brasilien ist er zurück nach Baku gereist - um den Verhandelnden ins Gewissen zu reden.
UN-Generalsekretär Antonio Guterres hat vor einem Scheitern der Weltklimakonferenz gewarnt und die Verhandlungsteams zu ehrgeizigen Beschlüssen aufgerufen. "Ein Scheitern ist keine Option", sagte Guterres, der zum Schlussspurt der Konferenz zurück nach Aserbaidschan gereist ist. Die Konferenz müsse ein neues Ziel für Klimahilfen festlegen, das dem Bedarf der Entwicklungsländer entspreche - damit diese wiederum Klimaziele vorlegen könnten, die das wichtige 1,5-Grad-Ziel in Reichweite halten.
Die Weltgemeinschaft ringt in Baku um finanzielle Zusagen für ärmere Länder in den nächsten Jahren, damit diese Klimaschutz finanzieren, aber auch die Anpassungen an Klimafolgen finanzieren können. Es gibt noch viel Streit darüber, wer dafür zahlen muss und aus welchen Finanzquellen das Geld kommen soll.
"Diese Konferenz muss im Angesicht der Klimakatastrophe Gerechtigkeit herstellen", betonte Guterres. "Die Gelder sind keine Almosen. Sie sind eine Investition gegen die verheerenden Folgen, die ein unkontrolliertes Klimachaos für uns alle mit sich bringt."
Israels Präsident Izchak Herzog hat seinen Besuch beim Weltklimagipfel in Baku abgesagt. Grund seien "Sicherheitserwägungen", teilte Herzogs Büro mit. Details wurden zunächst nicht genannt. Israelische Medien mutmaßten, es gebe Sorge vor möglichen iranischen Angriffen auf israelische Ziele in Aserbaidschan.
Herzog war im Mai 2023 erstmals zu einem Staatsbesuch nach Aserbaidschan gereist. Das islamisch geprägte Land gilt als wichtiger geostrategischer Partner für die Regierung in Jerusalem, weil es an den mit Israel verfeindeten Iran grenzt. Die Beziehungen zwischen Baku und Teheran gelten derweil als traditionell schwierig. Die iranische Führung warf dem Nachbarland in der Vergangenheit Kooperation mit ihrem Erzfeind Israel vor.
Auf der Weltklimakonferenz haben sich Dutzende Entwicklungsländer und von der Klimakrise bedrohte Inselstaaten mit milliardenschweren Geldforderungen an die Industrieländer gewendet.
Allein die Allianz kleiner Inselstaaten - vom Anstieg des Meeresspiegels und häufigeren Stürmen teils existenziell gefährdet - pocht auf eine jährliche Klimahilfe von mindestens 39 Milliarden US-Dollar, wie ihr Vorsitzender Cedric Schuster, der Umweltminister Samoas, auf dem UN-Gipfel in Aserbaidschan sagte. An die Vertreter der 200 Staaten dort appellierte er, weiter für ehrgeizigen Klimaschutz zu kämpfen: "Schützt Leben, nicht die Profite aus fossilen Energien!"
Die Gruppe der 45 am wenigsten entwickelten Staaten, vor allem aus Afrika und Lateinamerika, erwartet ebenfalls neue, zusätzliche und leicht zugängliche Klimahilfen, wie ihr Vorsitzender Evans Njewa betonte, der Umweltminister Malawis. Dabei gehe es um Zuschüsse aus staatlichen Geldern, und nicht um Darlehen, die die hohe Schuldenlast vieler Entwicklungsstaaten nur erhöhten. Allein seine Staatengruppe erwartet für sich bis 2030 mindestens eine Billion US-Dollar.
Auf der UN-Konferenz in Baku, die planmäßig am 22. November endet, haben alle Entwicklungsländer zusammen gefordert, dass die Industriestaaten künftig mindestens 1.300 Milliarden US-Dollar pro Jahr an Klimafinanzierung mobilisieren - 13 Mal mehr derzeit. Die EU-Staaten erkennen zwar grundsätzlich an, dass mehr Geld fließen muss. Sie wollen aber, dass auch Länder wie China oder die Golfstaaten beitragen. Bisher gelten sie nach einer 30 Jahre alten UN-Logik aber als Entwicklungsstaaten - und damit als Empfängerländer.
Argentiniens Präsident Milei glaubt nicht an den Klimawandel. Trotzdem war sein Land mit einer Delegation auf der Weltklimakonferenz vertreten - bis zu einer überraschenden Kehrtwende.
Nun hat die Regierung seine Vertreter auf der Weltklimakonferenz vorzeitig abberufen. Mehr als 80 Repräsentanten des südamerikanischen Landes, die für das eigentlich zwei Wochen dauernde Gipfeltreffen in Baku angereist waren, seien am Mittwoch aufgefordert worden, die aserbaidschanische Hauptstadt zu verlassen. Das berichtete zunächst das auf Klimathemen spezialisierte Portal "Climática" unter Berufung auf Argentiniens Umwelt-Staatssekretärin, Ana Lamas.
Dem "Guardian" bestätigte Lamas die Entscheidung. «Wir haben Anweisungen vom Außenministerium, nicht länger teilzunehmen», sagte Lamas der britischen Zeitung. Der ultraliberale argentinische Präsident Javier Milei, der sich selbst als "Anarchokapitalist" bezeichnet, leugnet den menschengemachten Klimawandel.
Am Dienstag telefonierte Milei mit dem designierten US-Präsidenten Donald Trump, der laut "New York Times" bereits den erneuten Ausstieg der USA aus dem Pariser Klimaschutzabkommen vorbereiten soll.
Die deutsche Klimaaktivistin Luisa Neubauer vermutet einen Zusammenhang. "Das ist jetzt ein Interesse natürlich von Leuten wie Trump, vermutlich, und von allen anderen jetzt hier Chaos und Unruhe zu stiften oder den Eindruck zu erwecken, jetzt wären hier alle weg", sagte Neubauer auf dem Klimagipfel in Baku. "Das stimmt aber nicht.
Die Verhandlerinnen und Verhandler sind weiterhin hier aus den allermeisten Ländern."
Milliardäre zahlten oftmals wenig oder fast keine Steuern, befeuerten aber durch ihren schädlichen Lebensstil und falsche Investitionen überproportional die Klimakrise, erklärte die Umweltorganisation 350.org in Baku. "Die Besteuerung von sozial und ökologisch zerstörerischem Reichtum sollte selbstverständlich sein."
Weiter heißt es in dem Dossier, es sei einfach inakzeptabel, dass Superreiche mit ihren Privatjets und Jachten x-mal so viel klimaschädliche Gase produzierten wie der Durchschnittsmensch.
Daneben müssten auch Öl- und Gas-Konzerne viel höher besteuert werden, forderte 350.org. So könnten Milliarden, wenn nicht Billionen zusammenkommen, um Entwicklungsstaaten im Kampf gegen die Erderhitzung zu unterstützen, sowie Schäden nach Dürren, Überschwemmungen oder Stürmen auszugleichen. Nötig seien dafür internationale Vereinbarungen, etwa auf Ebene der G20-Staaten oder der UN.
Auf der zweiwöchigen Mammutkonferenz in Baku, zu der 70.000 Teilnehmer angemeldet sind, haben Entwicklungsländer gefordert, dass die Industriestaaten künftig mindestens 1.300 Milliarden US-Dollar pro Jahr an Klimafinanzierung mobilisieren - 13 Mal mehr derzeit.
Die EU und die Bundesregierung erkennen zwar grundsätzlich an, dass mehr Geld fließen muss. Sie wollen aber, dass auch Länder wie China oder die Golfstaaten zur Finanzierung beitragen. Bisher gelten sie nach einer 30 Jahre alten UN-Logik aber als Entwicklungsstaaten - und damit als Empfängerländer.
Die Türkei will die Weltklimakonferenz im Jahr 2026 ausrichten. Das Land sei Kandidat für die COP31, sagte Umwelt- und Klimaminister Murat Kurum. "Die Türkei wird unter ihrem Vorsitz eine Brücke zwischen entwickelten und sich entwickelnden Ländern bilden, um den Klimaschutz zu stärken", so Kurum. Welche Stadt Gastgeber werden solle, sagte er nicht.
Die Klimakonferenz rotiert zwischen den Weltregionen. Abgesehen davon machen die UN kaum Vorgaben für Gastgeberländer, die das Treffen ausrichten wollen. Im kommenden Jahr ist Brasilien Gastgeber der COP30 für die Region Amerika. Türkei würde für Europa antreten, wer Gastgeber wird, entscheiden die Länder der Region untereinander.
Die Türkei ist stark von der Klimakrise betroffen. Immer wieder gibt es Extremwetterereignisse wie Hitzewellen, die Experten zufolge durch den Klimawandel häufiger, intensiver und langanhaltender werden.
Wichtige Seen in der Türkei wie der Vansee im Osten oder der Salzsee in Zentralanatolien trocknen immer weiter aus. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hatte am Dienstag in Baku bekräftigt, dass sich sein Land dem Kampf gegen den Klimawandel verpflichtet fühlt.
Die Türkei hatte im Oktober 2021 nach langem Widerstand als letztes OECD- und G20-Land das Pariser Klimaabkommen unterzeichnet und will bis 2053 klimaneutral sein. Das Land ist zurzeit jedoch noch stark von fossiler Energie abhängig.
Im Jahr 2023 wurden nach offiziellen Angaben 36,2 Prozent des Stroms aus Kohle und 21 Prozent aus Erdgas gewonnen. Wasserkraft machte demnach 19,3 Prozent aus, Wind und Sonne jeweils rund 10 und 7 Prozent. Bis zum Jahr 2035 soll nach Plänen der Regierung alleine die Solarenergie mehr als die Hälfte des Strommixes ausmachen.
Bringt die Weltklimakonferenz eigentlich etwas im Kampf gegen die eskalierende Krise? Albaniens Ministerpräsident Edi Rama hat seinem Frust in Aserbaidschan freien Lauf gelassen, seine eigentliche Rede vor dem Plenum über Bord geworfen und stattdessen die ganze Konferenz infrage gestellt. "Was um alles in der Welt tun wir bei diesem Treffen, immer und immer und immer wieder, wenn kein gemeinsamer politischer Wille am Horizont ist, den Worten echte Taten folgen zu lassen?", fragte er.
Während die Welt sich jedes Jahr treffe, um die Krise zu bekämpfen, stiegen die klimaschädlichen Emissionen weiter. Er habe beobachtet, wie Staats- und Regierungschefs auf gemütlichen Sofas säßen, während die Reden ihrer Kollegen im Hintergrund auf stumm geschaltet seien, erzählte Rama dem Plenum in Baku.
"Für mich ist das genau das, was jeden Tag in der Welt passiert. Das Leben geht weiter mit alten Gewohnheiten und unsere großen Reden über den Kampf gegen den Klimawandel ändern nichts."
Bundeskanzler Scholz fordert gemeinsam mit anderen Industriestaaten und besonders von der Klimakrise betroffenen, ärmeren Ländern mehr Ehrgeiz auf der UN-Klimakonferenz: "Es werden Billionen Dollar benötigt. Wir müssen die Klimafinanzierung dringend aufstocken", heißt es in einer Erklärung der sogenannten High Ambition Coalition, die Scholz unterzeichnet hat. "Die Klimakrise verschlimmert sich exponentiell, wenn wir jetzt nicht handeln."
In der Vergangenheit war Scholz kritisiert worden, weil er Erklärungen des losen Staatenbundes nicht unterschrieben hatte. Neben Deutschland unterstützen unter anderem Frankreich, Spanien, Kanada sowie mehrere Inselstaaten und afrikanische Länder den aktuellen Appell.
Darin heißt es weiter: "Industriestaaten müssen vorangehen und ihre finanziellen Versprechen einhalten." Außerdem müssten innovative Finanzierungsquellen erschlossen werden.
Deutschland hat ab dem kommenden Jahr jährlich sechs Milliarden Euro für Klimafinanzierung zugesagt. In bisherigen Haushaltsplänen klaffte bei den Mitteln dafür jedoch noch eine Lücke. Klimaschützer warnen, Deutschland verspiele seine Glaubwürdigkeit, wenn es seine Zusagen nicht einhalte.
Italiens rechte Regierungschefin Giorgia Meloni will sich anders als US-Präsident Donald Trump nicht aus dem internationalen Kampf gegen die Klimakrise zurückziehen. "Wir müssen die Natur schützen - mit dem Menschen im Mittelpunkt", sagte Meloni auf der Weltklimakonferenz in Aserbaidschan. "Ein zu ideologischer, unpragmatischer Ansatz dabei könnte uns vom Weg zum Erfolg abbringen."
Derzeit seien fossile Energien noch alternativlos. Es müssten neben erneuerbaren Energien alle verfügbaren Technologien eingesetzt werden - also auch Gas, Biokraftstoffe, Wasserstoff oder CO2-Speicherung. Auf der vorherigen Weltklimakonferenz in Dubai hatte sich die Welt auf die Abkehr von fossilen Energien geeinigt.
Der designierte US-Präsident Trump soll der «New York Times» zufolge bereits wieder den Ausstieg aus dem Pariser Klimaschutzabkommen vorbereiten und den Weg für mehr Öl- und Gasbohrungen bereiten.
Meloni hatte kürzlich mit dem Trump-Verbündeten Elon Musk telefoniert, den sie als "Freund" bezeichnete.
Die Weltnaturschutzunion (IUCN) hat die Situation der Korallen neu begutachtet und kommt zu einem erschreckenden Ergebnis: 44 Prozent der knapp 900 Riffe bildenden Warmwasser-Korallenarten weltweit seien bedroht, berichtete sie. Bei der vorherigen Beurteilung 2008 war es ein Drittel gewesen.
Einige seien zum ersten Mal in das Gefährdungsschema aufgenommen worden, weil erstmals genügend Daten vorliegen, andere seien von Kategorien wie «nicht gefährdet» hochgestuft worden, sagte eine Sprecherin.
Ursachen sind mitunter Wirbelstürme und Korallenbleichen, die autreten, wenn das Wasser sehr warm wird. So sei mitunter der Bestand von Ctenella chagius seit 1998 um mehr als 99 Prozent zurückgegangen.
"Der Schutz unserer Artenvielfalt ist nicht nur wichtig für unser Wohlergehen, sondern auch entscheidend für unser Überleben", sagte die IUCN-Generaldirektorin Grethel Aguilar. Der Klimawandel sei die größte Bedrohung für die Korallen. "Wir müssen mutige und entschlossene Maßnahmen ergreifen, um die Treibhausgasemissionen zu reduzieren, wenn wir eine nachhaltige Zukunft für die Menschheit sichern wollen", sagte sie.
Auf der UN-Klimakonferenz in Baku hat Spaniens Regierungschef Pedro Sánchez nach den verheerenden Überschwemmungen in Spanien, die mindestens 220 Todesopfer forderten, zu verstärkten Anstrengungen im Kampf gegen die Klimakrise aufgerufen. Er betonte die "existenzielle Gefahr" der Erderwärmung, die sich in häufigeren und intensiveren Stürmen, Waldbränden und Überschwemmungen manifestiere.
Sánchez kritisierte die fortgesetzten Investitionen in fossile Energieträger wie Öl und Gas und warnte vor den katastrophalen Folgen dieses Handelns. Er forderte "drastische Maßnahmen" zum Klimaschutz und einen gezielten Umbau von Städten, um der Erderwärmung entgegenzuwirken.
UN-Generalsekretär António Guterres unterstützte diese Sichtweise und bezeichnete es als "absurd", weiterhin auf fossile Energien zu setzen. Er hob hervor, dass die wohlhabenden Länder das Problem verursachen, während die ärmsten Länder den höchsten Preis zahlen.
Die britische Regierung strebt ehrgeizige Ziele im Klimaschutz an. Premierminister Keir Starmer kündigte auf der Weltklimakonferenz in Aserbaidschan an, dass Großbritannien bis 2035 den Ausstoß klimaschädlicher Treibhausgase im Vergleich zu 1990 um mindestens 81 Prozent senken will.
Großbritannien gehört damit zu den ersten Staaten, die im internationalen Rahmen ein Ziel für 2035 vorlegen, wie bis Februar 2025 gefordert. Die EU und Deutschland haben bisher noch kein entsprechendes Ziel festgelegt.
Umstellung des Energiesektors statt Bevormundung
Laut Starmer wolle die britische Regierung den Menschen jedoch nicht vorschreiben, wie sie zu leben haben. "Wir werden nicht anfangen, den Leuten zu diktieren, was sie zu tun haben", betonte er. Der Fokus liege vielmehr auf der Umstellung des Energiesektors, die bis 2030 abgeschlossen sein soll.
Großbritannien war das erste westliche Industrieland, das die Kohleverstromung beendete und weiterhin auf Atomkraft setzt. Die seit Sommer regierende Labour-Regierung plant, den Ausbau von Windkraftanlagen zu intensivieren und ein staatliches Unternehmen für grüne Energie zu gründen.
WWF begrüßt Großbritanniens Klimaziel
Die Umweltschutzorganisation WWF begrüßte das Ziel, die Emissionen bis 2035 um 81 Prozent zu senken, und wertete Starmers Ankündigung als ein bedeutendes Signal. Die Organisation betonte jedoch, dass die Regierung diese Ziele mit soliden und langfristigen Maßnahmen untermauern müsse.
Der belarussische Präsident Alexander Lukaschenko hat auf der Weltklimakonferenz in Baku die Auswirkungen von Kriegen auf das Klima hervorgehoben. Er betonte, dass derzeit über 50 Konflikte weltweit stattfinden, darunter im Nahen Osten, in der Ukraine und im Jemen, die erhebliche klimatische Folgen haben. Lukaschenko kritisierte zudem die Abwesenheit westlicher Staats- und Regierungschefs auf dem Gipfel und nannte explizit den französischen Präsidenten Emmanuel Macron. Er warf diesen Ländern vor, für die aktuelle Klimakrise verantwortlich zu sein, während Belarus seinen Verpflichtungen nachkomme.
Verantwortung für Klimakrise soll auf westliche Länder gelenkt werden
Lukaschenko ist ein enger Verbündeter des russischen Präsidenten Wladimir Putin und hat Belarus für den Aufmarsch russischer Truppen im Ukraine-Konflikt zur Verfügung gestellt. Seine Aussagen auf der Klimakonferenz stehen im Kontext dieser politischen Allianz und zielen darauf ab, die Verantwortung für die Klimakrise auf westliche Länder zu lenken.
Die Weltklimakonferenz in Baku, die vom 11. bis 24. November 2024 stattfindet, konzentriert sich auf die Finanzierung von Klimahilfen für ärmere Länder. Die Abwesenheit einiger westlicher Staatsoberhäupter wurde von verschiedenen Seiten kritisiert, da ihre Teilnahme als Zeichen des Engagements im globalen Klimaschutz gesehen wird.
Umweltschützer äußern Bedenken hinsichtlich potenzieller Schlupflöcher und Betrugsmöglichkeiten im Beschluss der Weltklimakonferenz zum globalen Handel mit Verschmutzungsrechten. Laut Kritikern seien die Marktregeln für Emissionsgutschriften ohne umfassende Debatte beschlossen worden. Erika Lennon vom Zentrum für internationales Umweltrecht (CIEL) bezeichnete dies als "gefährlichen Präzedenzfall" für die Verhandlungen der COP 29 in Aserbaidschan.
Der Beschluss betrifft Artikel 6 des Pariser Abkommens, der freiwillige Kooperationen zwischen Ländern zur Erreichung ihrer Klimaziele ermöglicht. So können Unternehmen Emissionsreduzierungen erwerben, um eigene Verpflichtungen auszugleichen. Diese Mechanismen zielen darauf ab, Emissionen dort zu verringern, wo es wirtschaftlich am effizientesten ist.
Greenwashing wird befürchtet
Befürchtet wird jedoch Greenwashing, da Unternehmen oft Emissionsgutschriften nutzen, um sich als "CO₂-neutral" darzustellen, was in der Vergangenheit wegen unzureichender Standards und mangelnder Überwachung kritisch betrachtet wurde. COP 29-Präsident Mukhtar Babayev nannte den Beschluss einen Durchbruch und betonte, dass die neuen Standards sicherstellen sollen, dass die gehandelten Reduzierungen "real, zusätzlich, verifiziert und messbar" seien.
Klimaschützer wie Friends of the Earth International und 350.org hingegen kritisierten den Beschluss als "neokolonialen Plan", der nur Umweltverschmutzern zugutekomme und Missbrauch an Menschen und Umwelt fördere. In ihrem Statement warnten sie, dass diese Märkte zu Landraub, Menschenrechtsverletzungen und der Einschränkung der Ernährungssouveränität führten.
Die globale Öl- und Gasproduktion hat laut der Umweltorganisation Urgewald und ihren Partnern 2023 einen neuen Höchststand erreicht. Die "Global Oil & Gas Exit List", eine jährliche Analyse dieser Organisationen, zeigt, dass weltweit rund 55,5 Milliarden Barrel Öläquivalent im vergangenen Jahr gefördert wurden, was die Rekordwerte von 2019 übersteigt.
Die Verwendung dieser Einheit ermöglicht den Vergleich der freigesetzten Energiemenge beim Verbrennen eines Barrels Erdöl.
Absolute Notwendigkeit, in Baku Fortschritte zu erzielen
"Dieser Negativrekord ist alarmierend," sagt Nils Bartsch von Urgewald. "Wenn wir die fossile Expansion nicht stoppen und keinen Produktionsrückgang einleiten, wird das 1,5-Grad-Limit unerreichbar." Die Produktionserhöhung zeigt, dass Investitionen in fossile Brennstoffe weiterhin ansteigen, obwohl das Ziel, die Erderwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen, drängender denn je ist. Bartsch betonte die Notwendigkeit, auf der Weltklimakonferenz in Baku Fortschritte zu erzielen.
Mehrheit der Öl- und Gasfirmen planen neue Projekte
Auf der letztjährigen Klimakonferenz in Dubai hatte die internationale Gemeinschaft zwar den Abschied von fossilen Energieträgern als Ziel ausgegeben, jedoch wird laut der Analyse weiterhin in einem Ausmaß investiert, das mit den Klimazielen unvereinbar ist. Laut Urgewald planen 95 Prozent der erfassten 1769 Öl- und Gasfirmen neue Projekte und erschließen bereits zusätzliche Felder, die die globale Erwärmung auf über zwei Grad steigen lassen könnten.
Auch die Internationale Energieagentur (IEA) fordert eine Neuverteilung der Investitionen in der Branche, um die Energiewende zu beschleunigen. Bisher fließen jedoch nur etwa fünf Prozent der Investitionen führender Unternehmen in erneuerbare Energien wie Solar- oder Windprojekte.
"Ohne einen schrittweisen Ausstieg aus Öl und Gas werden wir das 1,5-Grad-Ziel nicht erreichen," so Urgewald-Expertin Regine Richter. Die "Global Oil & Gas Exit List" stützt sich auf Unternehmensberichte und Daten von Rystad Energy und dem Global Energy Monitor, die die Dringlichkeit eines globalen Umdenkens in der Energiepolitik verdeutlichen.
Der aserbaidschanische Präsident Ilham Aliyev hat auf der UN-Klimakonferenz scharf gegen westliche Medien und Umweltorganisationen ausgeteilt und ihnen vorgeworfen, eine gezielte Verleumdungskampagne gegen Aserbaidschan zu betreiben. Es sei "mangelndes politisches Wissen und politische Kultur," sein Land als "Petro-Staat" zu bezeichnen, sagte Aliyev, der die Ex-Sowjetrepublik seit fast zwei Jahrzehnten autoritär führt. Zahlen der Internationalen Energieagentur (IEA) zeigen allerdings, dass rund 90 Prozent der Exporte des Landes aus Öl und Gas bestehen.
Aliyev verteidigte die Nutzung der Öl- und Gasvorkommen seines Landes als "Geschenk Gottes" und wies Kritik an deren Förderung zurück. "Keinem Land sollte vorgehalten werden, dass es diese Ressourcen hat und auf den Markt bringt. Denn der Markt braucht sie, die Menschen brauchen sie," sagte er. Öl und Gas seien natürliche Ressourcen wie Gold, Kupfer, Wind oder die Sonne. Der Präsident verglich die Vorwürfe, Aserbaidschan besitze Öl, mit der absurde Anschuldigung, dass Baku "mehr als 250 Sonnentage im Jahr hat."
Der Chef von Greenpeace Deutschland, Martin Kaiser, reagierte nach dieser Aussage entsetzt: "Sie ist ein Schlag ins Gesicht all jener Menschen und der Länder, denen das Wasser bereits buchstäblich bis zum Hals steht" - wie etwa den pazifischen Inselstaaten und vielen anderen Staaten.
Widerspruch zum Ziel der UN-Klimakonferenz 2023
Aliyevs Aussagen stehen im Widerspruch zum Ziel der UN-Klimakonferenz im letzten Jahr in Dubai, bei der sich die teilnehmenden Staaten erstmals einigten, den Ausstieg aus fossilen Energieträgern wie Kohle, Öl und Gas zu verfolgen.
Schon vor Beginn der Konferenz hatten Umweltschützer Zweifel an der Neutralität und Glaubwürdigkeit der Konferenzleitung geäußert, da der aserbaidschanische Umweltminister und derzeitige COP-Präsident Mukhtar Babayev über 20 Jahre im staatlichen Ölkonzern SOCAR tätig war.
UN-Generalsekretär António Guterres hat angesichts der eskalierenden Klimakrise eindringlich gewarnt, dass die Welt sich im "finalen Countdown" befinde, um die Erderwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen. "Und die Zeit ist nicht auf unserer Seite", sagte er auf der Weltklimakonferenz in Baku. Er verweist damit auf das Ziel, die Erderwärmung im Vergleich zur vorindustriellen Zeit auf 1,5 Grad zu begrenzen - ein Ziel, das angesichts der diesjährigen voraussichtlichen Überschreitung dieser Grenze zunehmend unrealistisch erscheint, wenngleich das Ziel erst bei einem mehrjährigen Durchschnitt als verfehlt gilt.
Guterres beschrieb das Jahr 2024 als "Lehrstück für Klimazerstörung" und führte an, wie Hurrikans, extreme Hitze und Ernteausfälle weltweit Menschenleben, Existenzen und Nahrungssicherheit bedrohten - allesamt Krisen, die durch den menschengemachten Klimawandel weiter verschärft wurden.
Ausstieg aus fossilen Energien muss beschleunigt werden
"Dies ist vermeidbare Ungerechtigkeit", betonte Guterres und verwies darauf, dass die reicheren Länder das Problem verursacht hätten, während die ärmeren Nationen am stärksten darunter leiden. Er forderte die weltweiten Regierungen auf, den Ausstieg aus fossilen Energien zu beschleunigen und die notwendigen finanziellen Mittel bereitzustellen, um den Klimaschutz sowie die Anpassung in Entwicklungsländern voranzutreiben und Verluste auszugleichen.
Im Zuge der Verhandlungen in Baku unterstrich er, dass die Konferenz nicht ohne konkrete Finanzierungszusagen enden dürfe. "Entwicklungsländer dürfen Baku nicht mit leeren Händen verlassen. Ein Deal ist ein Muss - und ich bin zuversichtlich, dass wir einen bekommen", sagte er. Besondere Verantwortung sieht Guterres bei den G20-Staaten, die sich nächste Woche in Brasilien treffen werden.
"Klimagelder sind keine Almosen, sie sind ein Investment. Klimaschutz ist keine Option, es ist eine Pflicht", so Guterres. "Die Uhr tickt."
Das UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR warnt vor einer zunehmenden Fluchtbewegung aus Regionen, die stark vom Klimawandel betroffen sind. Ohne dringende Investitionen in Anpassungsmaßnahmen werden die Menschen dort kaum verbleiben können. Der Bericht "Kein Entkommen: an der Frontlinie von Klimawandel, Konflikt und Vertreibung" wurde dazu auf der Weltklimakonferenz in Baku vorgestellt.
"Da Klimaschocks immer häufiger und an immer mehr Orten auftreten, sehen sich Vertriebene zunehmend gezwungen, auf der Suche nach einem sicheren und bewohnbaren Ort immer weiterzuziehen", sagte der UN-Hochkommissar für Flüchtlinge, Filippo Grandi.
Ärmere Länder besonders betroffen
Besonders betroffen sind arme Länder, wie der Sudan, Äthiopien und Eritrea in Afrika, Bangladesch, Myanmar, Afghanistan und Pakistan in Asien sowie Venezuela und Kolumbien in Südamerika. Konflikte und Gewalt, verstärkt durch den Wettbewerb um schwindende Ressourcen wie Trinkwasser und fruchtbares Land, sind in diesen Regionen häufige Fluchtursachen.
Drei Viertel der 123 Millionen Menschen, die Ende letzten Jahres geflohen waren, leben in Nachbarländern, die ebenfalls vom Klimawandel stark betroffen sind. In den vergangenen zehn Jahren mussten etwa 220 Millionen Menschen aufgrund von klimabedingten Wetterkatastrophen zumindest zeitweise ihre Heimat verlassen.
Sichere Unterkünfte und finanzielle Mittel fehlen
Der Bericht hebt hervor, dass die Schwächsten, darunter Flüchtlinge, besonders stark unter extremen Wetterereignissen leiden. Oft fehlen ihnen sichere Unterkünfte und finanzielle Mittel, um sich vor Katastrophen zu schützen. Dennoch fließen rund 90 Prozent der Anpassungsgelder in Länder, die weniger gefährdet sind.
Nachdem reiche Länder, die maßgeblich zur Erderwärmung beigetragen haben, jahrelang gezögert hatten, wurde schließlich ein Fonds von 100 Milliarden Dollar jährlich für Anpassungsmaßnahmen bereitgestellt. Nun fordern Länder des globalen Südens auf der Konferenz in Baku das Zehnfache, da die Kosten der Anpassung mit den Klimaschäden steigen.
Das UNHCR ruft dazu auf, legale Umsiedlungsmöglichkeiten für Menschen zu schaffen, die aufgrund der Klimakrise eine neue Heimat suchen müssen.
Zum Auftakt der Weltklimakonferenz in Aserbaidschan äußerte der noch amtierende US-Klimachef John Podesta Besorgnis über die Ankündigungen des designierten Präsidenten Donald Trump, den Kurs im Klimaschutz drastisch zu ändern. "Die Klimakrise verschärft sich weltweit," sagte Podesta, und es sei enttäuschend, dass Trump die Erderwärmung als "Schwindel" abtue. Er betonte, dass die Klimakrise Realität sei und "eine Frage von Leben und Tod" darstelle.
Podesta, der vom scheidenden Präsidenten Joe Biden berufen wurde, wird voraussichtlich im Januar nach der Amtseinführung Trumps zurücktreten müssen. Trump hat bereits angedeutet, die USA erneut aus dem Pariser Klimaabkommen führen und die Förderung fossiler Brennstoffe wie Öl und Gas erleichtern zu wollen.
Podesta macht auch Hoffnung
Podesta betonte jedoch, dass Trump Amerika nicht zurück in die 1950er Jahre versetzen könne, da der wirtschaftliche Trend zugunsten erneuerbarer Energien gehe, die mittlerweile häufig die kostengünstigere Alternative seien. Trotz des bevorstehenden Regierungswechsels werde der Ausbau erneuerbarer Energien daher weitergehen, insbesondere auf Ebene der US-Bundesstaaten, Kommunen und Unternehmen.
In Trumps erster Amtszeit (2017–2021) hatte er viele Maßnahmen zum Klima- und Umweltschutz rückgängig gemacht, darunter den Austritt der USA aus dem Pariser Abkommen im Jahr 2020, den Biden später wieder zurücknahm.
Greta Thunberg hat den Gastgeber der diesjährigen Weltklimakonferenz, Aserbaidschan, scharf kritisiert und den Gipfel als "reinen Akt des Greenwashings" bezeichnet. In einem Meinungsbeitrag im "Guardian" äußerte die schwedische Aktivistin ihre Bedenken zur Austragung des Klimagipfels in einem Land, dessen Wirtschaft hauptsächlich auf fossilen Brennstoffen basiert. Thunberg hob hervor, dass Aserbaidschan keine ehrlichen Ambitionen im Klimaschutz verfolge und stattdessen den Ausbau der Produktion klimaschädlicher Brennstoffe plane. Diese Strategie sei nicht mit den Klimazielen des Pariser Abkommens und der Begrenzung der Erderwärmung auf 1,5 Grad Celsius vereinbar.
Darüber hinaus kritisierte Thunberg die autoritäre Führung Aserbaidschans für den Umgang mit Menschenrechten, die Einschränkung friedlicher Proteste und die Unterdrückung der Bevölkerung. Aktuell befindet sich die Aktivistin im benachbarten Georgien und plant nicht, an der COP 29 in Baku teilzunehmen. Sie beabsichtigt stattdessen, im Verlauf der Konferenz nach Armenien weiterzureisen.
Angesichts des immer wuchtiger werdenden Klimawandels innerhalb einer einzigen Generation haben die Vereinten Nationen erneut die höchste Alarmstufe verhängt, wie die Weltwetterorganisation (WMO) auf der Weltklimakonferenz in Baku bekanntgab. Ein Bericht zeigt, dass die globale Durchschnittstemperatur von Januar bis September 2024 bei 1,54 Grad über dem vorindustriellen Niveau lag, was das Jahr 2024 auf Kurs bringt, das wärmste seit Beginn der Aufzeichnungen zu werden. Diese Prognosen stützen sich auf Daten des EU-Klimadienstes Copernicus und weiterer Institute.
Der bisherige Rekord lag bei 1,48 Grad über dem vorindustriellen Wert, erreicht im Jahr 2023. Die steigende Treibhausgaskonzentration beschleunigt diesen Trend, was mit wachsenden Herausforderungen wie Dürre, Waldbränden und Extremwetterereignissen einhergeht. Die WMO betont jedoch, dass das Ziel, die Erderwärmung unter 1,5 Grad zu halten, nicht unmittelbar verfehlt ist. Dazu wird ein langjähriger Durchschnittswert angesetzt, der derzeit bei etwa 1,3 Grad über dem vorindustriellen Niveau liegt.
Extremwetterereignisse in 2024 "Vorgeschmack auf unsere Zukunft"
WMO-Generalsekretärin Celeste Saulo sieht in den extremen Regenfällen, Hitzewellen und Bränden dieses Jahres einen "Vorgeschmack auf unsere Zukunft". Zwischen 2015 und 2024 wurde die wärmste Dekade der letzten 175 Jahre verzeichnet, während die Ozeane im vergangenen Jahr auf Rekordtemperaturen aufheizten. Diese Wärme speichert die Erde zu 90 Prozent in den Ozeanen, was irreversible Veränderungen mit sich bringt.
Auch der Meeresspiegel stieg durch wärmeres Wasser und Eisschmelze zwischen 2014 und 2023 um durchschnittlich 4,77 Millimeter jährlich - mehr als doppelt so schnell wie in den 1990er Jahren. Zudem verzeichneten Gletscher 2023 den stärksten Eisverlust seit Beginn der Messungen. Die beschleunigte Erwärmung der Ozeane, die Gletscherschmelze und der steigende Meeresspiegel stehen in direktem Zusammenhang mit den verheerenden Auswirkungen von Extremwetter weltweit.
Die Welt muss den Ausstieg aus Kohle, Öl und Gas sowie den Ausbau erneuerbarer Energien deutlich beschleunigen, um das 1,5-Grad-Ziel des Pariser Klimaabkommens einzuhalten, so ein neuer Bericht der Internationalen Agentur für Erneuerbare Energien (IRENA). Die Agentur rechnet vor, dass die Investitionen in erneuerbare Energien, Stromnetze, Energieeffizienz und Einsparmaßnahmen bis 2030 auf insgesamt 31,5 Billionen US-Dollar (etwa 29 Billionen Euro) steigen müssten.
Trotz Fortschritten konzentrieren sich Investitionen und Ausbau stark auf bestimmte Länder und lassen den Globalen Süden größtenteils zurück. Die Mitgliedsstaaten der IRENA, zu denen 169 Länder und die EU zählen, steuern die strategische Ausrichtung und Aktivitäten der Agentur gemeinsam.
Bei der UN-Klimakonferenz in Dubai wurde vergangenes Jahr das Ziel gesetzt, die Kapazität erneuerbarer Energien bis 2030 zu verdreifachen und die Energieeffizienz doppelt so schnell zu steigern. Auf der aktuellen UN-Klimakonferenz in Aserbaidschan beraten fast 200 Staaten über die Eindämmung der Erderwärmung und ihre Folgen wie Hitzewellen, Stürme und Überschwemmungen. Entwicklungsstaaten und Umweltorganisationen fordern neue Finanzzusagen: Von den reichen Industriestaaten erwarten sie jährlich mindestens eine Billion US-Dollar, das Zehnfache der bisher zugesagten 100 Milliarden pro Jahr.
In Aserbaidschan hat die Weltklimakonferenz der Vereinten Nationen begonnen. UN-Klimachef Simon Stiell warnte zur Eröffnung: "Wir können Baku nicht ohne ein vernünftiges Ergebnis verlassen."
Im Fokus der zweiwöchigen Konferenz in der autoritär regierten Ex-Sowjetrepublik stehen neue Finanzzusagen an arme Länder. Entwicklungsstaaten und Umweltorganisationen erwarten, dass die Industriestaaten jährlich mindestens eine Billion US-Dollar mobilisieren - zehnmal mehr als die aktuell zugesagten 100 Milliarden pro Jahr. "Wir sollten uns von der Vorstellung verabschieden, dass Klimafinanzierung Almosen sind," sagte Stiell. "Ein ehrgeiziges neues Klimafinanzierungsziel liegt ganz im Eigeninteresse jeder Nation, auch der größten und reichsten."
Knapp 200 Staaten beraten in Aserbaidschan über die Eindämmung der Erderhitzung und die Abfederung ihrer fatalen Folgen. Die Verhandlungen der Konferenz könnten sich manchmal weit weg anfühlen von konkreten Opfern der Klimakrise, sagte Stiell. "Aber wir wissen, dieser Prozess funktioniert. Ohne ihn würde die Menschheit auf fünf Grad Erderwärmung zusteuern."
Erderwärmung soll auf 1,5 Grad begrenzt werden
Nach Berechnungen der Vereinten Nationen steuert die Welt derzeit stattdessen auf 2,6 bis 3,1 Grad Erwärmung im Vergleich zur vorindustriellen Zeit zu - was erhebliche Teile der Erde unbewohnbar machen würde. Vereinbartes Ziel ist es, die Erwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen.
In diesem Jahr hat sich der Planet erstmals um mehr als 1,5 Grad aufgeheizt. Das 1,5-Grad-Ziel gilt aber noch nicht als verfehlt, denn dafür sind längerfristige Durchschnittswerte maßgeblich.
Wahl des Konferenzpräsidenten sorgt für Irritationen
Zum Konferenzpräsidenten wurde der aserbaidschanische Umweltminister Mukhtar Babayev per Akklamation des Plenums gewählt. Die Personalie hatte für Irritationen gesorgt, weil er zuvor mehr als 20 Jahre für den staatlichen Ölkonzern SOCAR tätig war.
Er versprach dem Plenum, ehrgeizige Beschlüsse anzustreben. Die jetzige Klimapolitik führe die Menschheit "in den Ruin". "Schon jetzt leiden Menschen im Schatten, und sie sterben im Dunkeln."
Dieser Text wurde mit Hilfe von KI-Systemen erstellt und von der Redaktion überprüft.