El Niño schwächt sich ab! Temperaturniveau bleibt dennoch hoch
Das Wetterphänomen El Niño verstärkt Hitze, Trockenheit und Überschwemmungen. Es schwächt sich nun ab. Die globale Temperatur wird aber auch in Zukunft über dem langjährigen Mittel liegen.
Die Wetterphänomene El Niño bzw. La Niña, die in unregelmäßigen Abständen auftreten, haben Auswirkungen auf das Wettergeschehen in vielen Regionen der Welt. Daher berichten wir in regelmäßigen Updates über die aktuellen Prognosen der beiden Wetterphänomene.
In diesem Ticker erfährst du aber auch allgemeine Hintergrundinformationen über El Niño bzw. La Niña sowie deren Entstehung, Auswirkungen und Bedeutung. Der Zusammenhang zwischen El Niño bzw. La Niña und dem Winterwetter in Mitteleuropa wird ebenfalls erläutert.
El Niño und La Niña: Aktueller Stand - März 2024
Wetterphänomen El Niño schwächt sich ab
Laut einem Bericht der Weltwetterorganisation (WMO) schwächt sich das für höhere Temperaturen verantwortliche Wetterphänomen El Niño mittlerweile ab. Trotzdem sind die Auswirkungen auf das globale Klima weiterhin spürbar, wie die WMO in Genf am Dienstag bekannt gab. Laut den Prognosen der Weltwetterorganisation werden die Landtemperaturen auch in den kommenden Monaten über dem langjährigen Durchschnitt liegen.
Der Höhepunkt des El Niño-Ereignisses lag im Dezember. Unter El Niño versteht man eine Erwärmung des zentralen und östlichen Pazifiks. Dieses Phänomen tritt alle zwei bis sieben Jahre auf. Die Auswirkungen sind weltweit zu spüren, sowohl in Bezug auf Temperaturen als auch in Bezug auf die Verstärkung von Wetterextremen. Dürreregionen wie das Horn von Afrika erleben stärkere Niederschläge, während Südostasien und Australien trockener und heißer sind.
Trotz Rekordtemperaturen 2023: Wärmender Effekt von El Niño für 2024 prognostiziert
Im Jahr 2023 war bereits das wärmste Jahr seit Beginn der Industrialisierung. Im Juni 2023 entwickelte sich der El Niño. Jeder Monat verzeichnete seitdem Rekordtemperaturen. Die WMO warnte davor, dass der wärmende Effekt von El Niño in der Regel im zweiten Jahr nach seinem Auftreten am stärksten spürbar ist - das wäre also im Jahr 2024.
Vorhersage der WMO: Neutrale Bedingungen von April bis Juni erwartet
Der aktuelle El Niño gehört zu den fünf stärksten, die die WMO in den letzten Jahrzehnten verzeichnet hat. Für die Monate April bis Juni prognostiziert die WMO eine rund 80-prozentige Wahrscheinlichkeit neutraler Bedingungen - zwischen El Niño und La Niña, seinem Gegenstück, wie in folgendem Balkendiagramm ersichtlich ist.
(Wahrscheinlichkeiten für El Niño-/La Niña-Ereignisse bzw. neutrale Bedingungen. Quelle: IRI – International Research Institute for Climate and Society)
Die Grafik zeigt auch, dass die Wahrscheinlichkeit für ein La Niña-Ereignis im weiteren Verlauf des Jahres 2024 zunimmt.
Rückblick - Stand November 2023
UN-Meteorologen zufolge wird das Wetterphänomen El Niño voraussichtlich bis mindestens April andauern und zu weiteren Temperaturanstiegen führen. Die Weltwetterorganisation (WMO) in Genf gab am 8. November 2023 bekannt, dass El Niño im kommenden Frühjahr 2024 auf der nördlichen Erdhalbkugel allmählich abklingen dürfte.
El Niño kann Auswirkungen des Klimawandels verstärken
Die UN-Wetterorganisation hatte im Juli festgestellt, dass El Niño erstmals seit mehreren Jahren wieder aufgetreten ist. Dieses Phänomen kann die Auswirkungen des Klimawandels verstärken, da es einen zusätzlichen Erwärmungseffekt hat. Die Auswirkungen variieren je nach Weltregion.
Erhöhte Niederschläge für mehrere Regionen der Erde prognostiziert
In ihrer Dreimonats-Prognose bis Januar erwartet die WMO im Zusammenhang mit dem El-Niño-Phänomen überdurchschnittliche Temperaturen für fast alle Landgebiete der Erde. Erhöhte Niederschläge sind für bestimmte Regionen prognostiziert, darunter das Horn von Afrika, das Flussbecken des Río de la Plata in Südamerika, der Südosten Nordamerikas, Teile Zentral- und Ostasiens sowie der Pazifik entlang des Äquators.
Weniger Regen wird El Niño unter anderem im nördlichen Teil Südamerikas, in Australien und in Südostasien verursachen.
Ein erstes Anzeichen des El Niño-Phänomens ist eine starke Erwärmung der oberen Wasserschichten im Pazifik in Tropennähe entlang der mittel- und südamerikanischen Küste. Die normalerweise kühlenden Passatwinde schwächen sich ab und der Jetstream verschiebt sich nach Süden, während sich die Stratosphäre mehr als zehn Kilometer über der Erde erwärmt.
Rückblick - Stand September 2023
Wetterphänomen El Niño für Australien ausgerufen
Inmitten einer für die Jahreszeit ungewöhnlichen Hitzewelle hat Australien offiziell das Wetterphänomen El Niño für das Land ausgerufen. Rund 60 Prozent der Erde seien von dem Wetterphänomen betroffen, Australien sei besonders anfällig für die Auswirkungen, teilte das Bureau of Meteorology (BoM) am Dienstag mit. Im bevorstehenden Sommer drohten extrem hohe Temperaturen und heftige Buschfeuer. "Aller Wahrscheinlichkeit nach können wir damit rechnen, dass dieser Sommer heißer als der Durchschnitt und sicherlich heißer als die der letzten drei Jahre wird", sagte BoM-Experte Karl Braganza vor Journalisten.
Erstmals seit mehreren Jahren wieder El-Niño-Bedingungen
Die Weltwetterorganisation (WMO) hatte bereits im Juli erklärt, dass im tropischen Pazifik erstmals seit mehreren Jahren wieder El-Niño-Bedingungen herrschen. Dies könne die globalen Temperaturen weiter in die Höhe treiben und regionale Wetter- und Klimamuster verändern. Regierungen wurden aufgerufen, Vorkehrungen zu treffen, damit bei extremen Wetterereignissen Menschenleben gerettet werden können. Den letzten starken El Niño hatte es 2015/2016 gegeben.
Bereits seit Tagen schwitzen mehrere Bundesstaaten speziell im Osten und Süden von Australien bei Rekordtemperaturen. Diese liegen mancherorts 10 bis 16 Grad über den Durchschnittswerten für September. An der Südküste von New South Wales wurde die Brandgefahr aufgrund starker Winde auf "katastrophal" hochgestuft, wie australische Medien unter Berufung auf die Behörden berichteten. Rund 20 Schulen seien vorsorglich geschlossen worden.
Tierschutzorganisation befürchtet "katastrophalen Sommer"
Auch die Tierschutzorganisation IFAW sprach von einem "möglicherweise katastrophalen Sommer" und erinnerte an die dramatischen Folgen der wochenlangen Buschbrände 2019/2020. Damals waren mehr als zwölf Millionen Hektar Land verwüstet und unzählige Tiere getötet worden. Die Behörden warnen vor einer erneuten heftigen Waldbrand-Saison. Die australische Tierwelt könne aber nicht mehr viel verkraften, sagte IFAW-Experte Robert Leach. "Ich möchte mir nicht vorstellen, was ein weiterer katastrophaler Sommer für die bereits rückläufigen Populationszahlen unserer legendären Tierarten bedeuten würde."
Bei den Buschbränden 2019/2020 wurden unzählige Tiere getötet. Quelle: Shutterstock
Rückblick - Stand April 2023
Das Wetter- und Klimaphänomen La Niña im Pazifik gilt als beendet. Seit dem Spätsommer 2020 waren die Wassertemperaturen in großen Teilen des Südpazifiks zu tief und lagen mindestens 0,5 Grad unter dem Durchschnitt. Der Höhepunkt war im Dezember 2020 mit minus 1,3 Grad.
Der Winter 2020/21 galt als signifikanter La Niña-Winter mit beinahe weltweiten Auswirkungen. In den beiden nachfolgenden Wintern waren die Abweichungen der Wassertemperatur nicht so groß, die Auswirkungen beschränkten sich weitgehend auf den pazifischen Raum selbst. Jetzt sind die Temperaturen zwar immer noch zu niedrig, aber die Abweichung liegt nur noch bei minus 0,3 Grad.
Seit Oktober 2022 ist ein langsamer Anstieg der Temperaturen feststellbar. Prognosen gehen allerdings davon aus, dass sich der Temperaturanstieg in den nächsten Monaten deutlich beschleunigen wird und die Temperaturabweichung im Dezember 2023 über plus 1,0 Grad liegen könnte. Dies würde für den kommenden Winter ein El Niño-Ereignis bedeuten. Der ENSO-Report des amerikanischen Wetterdienstes NOAA sieht dies mittlerweile mit einer 80-prozentigen Wahrscheinlichkeit voraus.
Kommt neuer El Niño? Welche Auswirkungen wären denkbar?
Der letzte sehr starke El Niño ist im Winter 2015/16 dokumentiert. Er brachte weltweit die Wettersysteme durcheinander, sorgte in Dürregebieten und Wüsten für Überflutungen und in anderen, feuchtwarmen Gebieten für extreme Dürren. Er bescherte dem Jahr 2015 einen weltweiten Hitzerekord, der auch heute noch gilt.
Extrem betroffen war vor allem Afrika. Nach Schätzungen von UNICEF waren im östlichen und südlichen Afrika allein mehr als 1 Million Kinder lebensbedrohlich mangelernährt, eine Folge der langanhaltenden Dürren.
Rückblick - Stand Januar 2023
Im südöstlichen Pazifik vor der Küste Südamerikas und am pazifischen Äquator herrschen derzeit zu niedrige Wassertemperaturen vor. Das Wasser ist in diesen Regionen um etwa 1 Grad zu kalt. Da Wassertemperaturen weit weniger schwanken als Lufttemperaturen, ist dieser Wert durchaus bedeutsam. Das kühlere Wasser senkt natürlich auch die Lufttemperatur darüber ab, denn es handelt sich ja nicht nur um eine Badewanne voll kaltem Wasser, sondern um Tausende, ja Zehntausende von Quadratkilometern. Diese Anomalie nennt man La Niña.
Und La Niña hat einen Rekord aufgestellt: Seit August 2020 sind die Wassertemperaturen um mindestens 0,6 Grad zu niedrig. Noch nie, seit die Wassertemperaturen im Pazifik beobachtet werden, gab es eine so lange Spanne abweichender Wassertemperaturen. Mittlerweile sind wir im dritten La Niña-Winter hintereinander.
Doch jetzt mehren sich die Anzeichen, dass La Niña im Frühjahr oder Frühsommer endet. Die Wassertemperaturen im Ostpazifik sind schon leicht gestiegen und im Äquatorumfeld beginnen sie jetzt auch zu steigen.
Kommt jetzt El Niño?
Wenn wie vermutet La Niña endet, folgt eine neutrale Phase, welche eigentlich die längste Zeit im Pazifik vorherrscht. Dann liegen die Wassertemperaturen auf einem durchschnittlichen Level. Allerdings besteht dann auch die Möglichkeit, dass sich die Wasserströmung komplett verändert und schon für den nächsten Winter ein El Niño-Ereignis droht. Eine Bedrohung ist es deshalb, weil El Niño weltweit zu veränderter Witterung führt: in Wüstengebieten für sintflutartige Regenfälle und in normalerweise feuchten Gebieten für katastrophale Dürren sorgt, bis hin zum Ausbleiben eines kompletten Jahresniederschlags.
Wie wahrscheinlich ist El Niño schon im kommenden Winter 2023/24?
Grundsätzlich wechseln sich La Niña-Ereignisse und El Niño ab, meist aber ist eine ein- bis zweijährige neutrale Phase dazwischen. Jedoch gibt es auch Ausnahmen: Auf den La Niña-Winter 2017/18 folgte im Winter 2018/19 bereits ein El Niño-Winter, der allerdings eher schwach ausfiel. In den nächsten Monaten wird es sich jedoch schnell herausstellen, in welche Richtung es gehen wird.
(Wahrscheinlichkeiten für El Niño- bzw. La Niña-Ereignisse. Quelle: IRI – International Research Institute for Climate and Society)
Die neuesten Prognosen zeigen, dass die Wahrscheinlichkeit für das Eintreten eines El-Niño-Ereignisses in den Sommermonaten angestiegen ist (siehe Balkendiagramm oben). In den Monaten August/September/Oktober 2023 liegt die Wahrscheinlichkeit dafür bei 66 %.
Das Langfristmodell des amerikanischen Wetterdienstes NOAA sieht diese Entwicklung ganz ähnlich. Im Januar 2023 werden noch negative Temperaturabweichungen im Pazifik prognostiziert, wie es bei einem La Niña-Winter üblich ist (siehe obere Grafik unten). Im diesjährigen Sommer sieht die Temperaturprognose allerdings ganz anders aus. Zu sehen sind im Juni 2023 nämlich überwiegend positive Temperaturabweichungen. Der Ostpazifik vor Südamerika erwärmt sich, dies spricht für ein bevorstehendes El-Niño-Ereignis.
2022 war weltweit eines der wärmsten Jahre - trotz La Niña
Aufmerksamkeit erregte die Tatsache, dass 2022 weltweit eines der wärmsten Jahres seit Wetteraufzeichnungsbeginn war - und dass trotz des kühlenden Effekts von La Niña. Ein Horrorszenario? Nicht ganz! La Niña ist zwar eine Temperaturanomalie über große Bereiche des Pazifiks hinweg, aber global gesehen ist es doch keine allzu große Fläche. Außerdem führt La Niña nicht zu einem weltweiten Umbau der Wetterzirkulation, sondern verstärkt nur lokale Effekte. Das kann Auswirkungen auf Amerika haben, darüber hinaus lässt sich das Phänomen aber nur bei sehr starken La Niña-Ereignissen nachweisen.
Trotz allem ist es mehr als bedenklich, dass selbst La Niña-Jahre mittlerweile schon zu den wärmsten Jahren überhaupt zählen. Es zeigt auch mehr als deutlich, wie weit die Klimaveränderung schon vorangeschritten ist.
Rückblick - Stand Dezember 2022
Bombenzyklon in USA - Regenmassen in australischer Wüste
Die Auswirkungen des dritten La Niña-Winters in Folge sind massiv, auch wenn sie Europa weitgehend nicht berühren. Dafür trifft es - wie bereits im Herbst diesen Jahres angekündigt - Nordamerika umso schwerer.
Der heftigste Arctic Outbreak seit Jahrzehnten in Kanada und in den USA, der rund um Weihnachten zu einem dramatischen Temperatursturz in kürzester Zeit, großen Schneemassen, eisigen Winden und mehreren Todesopfern führte, ist eine direkte Folge der veränderten atmosphärischen Zirkulationsmuster durch La Niña.
"Vermutlich wird es auch nicht der letzte Arctic Outbreak sein in diesem nordamerikanischen Winter, auch wenn sich das Wetter in der nächsten Zeit etwas moderater gestaltet", ordnet wetter.com Meteorologe Hartmut Mühlbauer das derzeitige Wettergeschehen in den USA und Kanada ein.
Herz Australiens drohen Überschwemmungen
Eine weitere Folge der durch La Niña veränderten atmosphärischen Zirkulationsmuster ist die ausgeprägte Produktion von mächtigen Tiefdruckgebieten bis hin zu Schwergewitterclustern über dem östlichen Pazifik, vor allem im tropischen Bereich Indonesiens und Australiens.
Eine tropische Regenfront stößt aktuell sogar weit bis in das rote, wüstenhafte Herz Australiens vor und wird dort zu Überschwemmungen führen. "Wo sonst monate- oder jahrelang kein oder kaum Regen fällt, drohen nun enorme Überflutungen", so Mühlbauer.
Rückblick - Stand Oktober 2022
Triple-La Niña?! Ungewöhnliches Wetterereignis ist im Gange
Aktuell spielt sich in der riesigen Wasserwüste des Pazifik ein recht eigenartiges Phänomen ab. Bezogen auf die normale Mitteltemperatur sind die Meerwassertemperaturen im südlichen Pazifik seit Mitte 2020 deutlich zu kalt. Dieses Phänomen nennt man La Niña, wie unten näher erklärt ist.
Ein einzelnes La Niña-Ereignis ist zwar nichts Ungewöhnliches, denn es kommt in unregelmäßigen Abständen alle vier bis sieben Jahre vor. Meist sinken die Temperaturen zwischen September und dem darauffolgenden Mai oder Juni unter die Durchschnittstemperatur. Danach nehmen die Wassertemperaturen im Pazifik üblicherweise wieder das normale Niveau an.
Seit 2010 beobachtet man aber ein sogenanntes Nachschlagen von La Niña. Im Winter nach dem ersten La Niña-Ereignis folgt ein zweites, meist etwas schwächeres. So war es in den Wintern 2010/11 und 2011/12 sowie in den Wintern 2016/17 und 2017/18.
Bereits der Winter 2020/21 brachte erneut ein starkes La Niña-Ereignis, 2021/22 trat La Niña wieder schwächer auf. Nun folgt sogar das dritte La Niña-Ereignis in Folge. "Und das ist neu", erklärt unser wetter.com Meteorologe Hartmut Mühlbauer.
Das ganze Jahr 2022 über waren die Temperaturabweichungen im Ostpazifik negativ und im vergangenen Monat sank die Temperaturabweichung im Südostpazifik sogar wieder, wie in der Tabelle oben zu entnehmen ist. Dieser Temperaturrückgang spricht für einen weiteren La Niña-Winter.
Prognose für den Winter 2022/23: Negative Temperaturabweichung laut NOAA-Langfristmodell
Dieses Szenario berechnete auch das Langfristmodell des amerikanischen Wetterdienstes NOAA für November und Dezember 2022, wie in folgenden Grafiken anhand der blauen Farben auf dem Pazifik dargestellt ist. Die blauen Farben reichen weit nach Westen Richtung Südostasien.
Diese negative Temperaturabweichung lässt auf ein wiederholtes La Niña-Ereignis schließen.
(Anomalien der Meerwassertemperatur für November und Dezember 2022. Quelle: NOAA)
Eine belastbare wissenschaftliche Erklärung für das dritte La Niña-Ereignis in Folge steht noch aus. Jedoch liegt die Vermutung nahe, dass es mit der Klimaveränderung zusammenhängt. Denn durch die Erwärmung des Weltklimas halten sich Zirkulationsmuster in der Atmosphäre deutlich länger. Dies lässt sich auch bei der Meereszirkulation vermuten.
Welche Folgen hat das bevorstehende La Niña-Ereignis?
Bei La Niña-Phänomenen können häufig kalte Winter in Nordamerika auftreten. Wie im letzten Winter wird auch diesmal hauptsächlich Nordamerika betroffen sein. Hier deuten ja bereits krasse Kaltlufteinbrüche und Schneefälle (wie in Michigan) einen zumindest abwechslungsreichen und zeitweise heftigen Winter an. Ein verstärktes Auftreten von Blizzards und extremen Kaltluftwellen, aber auch die eigentlich seltenen winterlichen Tornados sind wahrscheinlich.
Auch in Europa lassen sich in einigen kalten Wintern Parallelen zu La Niña ziehen. Die Auswirkungen auf Europa sind aber wohl nur bei einem sehr starken La Niña-Ereignis gegeben und das ist jetzt aktuell nicht der Fall. Das heißt natürlich nicht automatisch, dass der Winter 2022/2023 deswegen in Europa mild wird. Eine wesentlich entscheidendere Rolle spielt hier das Verhalten des Polarwirbels.
Wie es derzeit um den Polarwirbel steht und wie dieser unser Winterwetter beeinflusst, kannst du im Artikel "So beeinflusst der Polarwirbel unser Winterwetter in Deutschland" nachlesen.
Vorhersage: Wie geht es mit La Niña weiter?
Ab Januar oder Februar 2023 gehen die NOAA-Prognosemodelle, welche die Wassertemperaturen im Pazifik modellieren, von einem Anstieg der Werte aus. Das würde bedeuten, dass das vermutlich längste La Niña-Ereignis aller Zeiten im Frühjahr 2023 endet.
Wann kommt der nächste El Niño?
Nachdem La Niña abgeklungen ist, bleibt der Ostpazifik üblicherweise ein bis zwei Jahre auf einem durchschnittlichen Temperaturniveau, bevor die Temperaturen weiter ansteigen und sich die Zirkulationsmuster des Wassers und des Wetters im gesamten Pazifik verändern.
"Dieses Phänomen heißt El Niño und ist weltweit sehr viel prägnanter und gefährlicher als La Niña. El Niño-Jahre gehören zu den heißesten Jahren weltweit und führen häufig zu immensen Wetterkatastrophen", erklärt wetter.com Wetterexperte Hartmut Mühlbauer.
Drohen also nach dem La Niña-Winter 2022/23 neue Wetterkatastrophen durch El Niño?
Die aktuellen Vorhersagen geben Entwarnung. El Niño wird erstmal nicht erwartet. Zwar steigt Anfang nächsten Jahres die Wahrscheinlichkeit eines El Niño-Ereignisses, wie anhand des Balkendiagramms unten zu entnehmen ist. Dennoch ist ab dem Frühjahr 2023 die Wahrscheinlichkeit einer Neutralität also des Normalzustandes wahrscheinlicher.
(Wahrscheinlichkeiten für El Niño- bzw. La Niña-Ereignisse. Quelle: IRI – International Research Institute for Climate and Society)
Allerdings gehen die Wahrscheinlichkeits-Vorhersagen von La Niña und El Niño in diesem Diagramm nur bis August 2023. Noch ist es also zu früh für eine aussagekräftige Vorhersage eines neues El Niño-Ereignisses. Sobald es neue Entwicklungen gibt, erfährst du es hier an dieser Stelle.
Rückblick: Was bisher bzgl. La Niña und El Niño geschah, kannst du in der folgenden Chronologie nachlesen.
Rückblick - Stand Juni 2022
Wetterphänomen La Niña blieb 2022 erstmal
Die amerikanische Wetterorganisation NOAA war davon ausgegangen, dass La Niña im Laufe des Frühlings 2022 bis zum Sommer 2022 abklingt und endet. Jedoch stellten die Expert:innen fest, dass die Temperaturabweichungen im Ostpazifik weiterhin negativ blieben, wie auch in Tabelle oben zu erkennen ist. Das bedeutet, dass die Temperatur unter den Normalwerten lag.
Zwei La Niña-Ereignisse in Folge eher selten
"Das ist ungewöhnlich. Da die Abweichungen jedoch bei höchstens einem Grad liegen, gingen die Wissenschaftler:innen davon aus, dass weltweite Auswirkungen gering bis moderat blieben. Dürren, wie in Somalia, hätten wahrscheinlich andere ursächliche Gründe", so wetter.com Meteorologe Hartmut Mühlbauer.
Rückblick - Stand Januar 2022
Trotz La Niña ein milder Winter 2021/22 in Europa
In der Pazifikregion war und ist nach Angaben der Weltwetterorganisation (WMO) das zweite Jahr in Folge das Wetterereignis La Niña zu beobachten. Es sollte bis in die ersten Monate 2022 anhalten und nach den Vorhersagemodellen milder ausfallen als Anfang 2021.
Normalerweise hat La Niña auch einen kühlenden Effekt auf Europa und unser Wetter. Warum der Winter im Januar 2022 dennoch ein Rohrkrepierer war, kannst du in diesem Video nachschauen.
La Niña hatte kaum Einfluss auf das Wetter in Europa
Trotz La Niña lag die Durchschnittstemperatur im Jahr 2021 jedoch in vielen Teilen der Welt über dem langjährigen Mittel. Das war auf die Rekordmenge an Treibhausgasen in der Atmosphäre zurückzuführen, so die WMO. Sie rechnete für die meisten Teile Europas deswegen trotz des La Niña-Ereignisses mit einem milden Winter. Die damaligen Wetterprognosen unterstrichen dies.
Auch wetter.com Meteorologe Hartmut Mühlbauer sah im Winter 2021/22 wenig Auswirkungen von La Niña auf das Wetter in Europa - außer einem oft kühlen Dezember, was sich im Temperatur-Durchschnitt wegen der extrem warmen Tage zwischen Weihnachten und Silvester aber nicht widerspiegelte. Hartmut Mühlbauer sah auch im Februar 2022 keine große Kälte mehr nachkommen. La Niña hatte im Winter 2021/22 also wenig Einfluss auf das Wetter in Europa.
Ganz anders in Nordamerika: La Niña sorgte für extreme Kälte
Nicht so aber in Nordamerika: "Nie dagewesene Kälte in Texas, eisige Temperaturrekorde in Kanada oder Blizzards mit irrwitzigen Schneemengen sprachen eine deutliche Sprache. Sogar heftigste Tornados konnten entstehen, das ist im Winter sehr selten der Fall, weil die arktische Kälte ungebremst in die südlichen USA rauschte und dort auf die warme Subtropenluft traf. In Nordamerika ließ sich also durchaus ein Zusammenhang feststellen", so Meteorologe Mühlbauer.
Warum dieser Zusammenhang für Europa nicht existierte, obwohl dies im Winter 2020/21 der Fall war, lässt sich möglicherweise mit dem etwas schwächeren La Niña-Ereignis erklären. "Die Abkühlung der Luftmassen über dem Pazifik war offensichtlich zu gering, um weltweite Änderungen der Zirkulationsmuster auszulösen und so blieb diese Wetteranomalie weitgehend auf Süd- und Nordamerika beschränkt."
Zu Beginn des Winters 2021/22 hatten wir zu dem Thema La Niña auch eine Podcastfolge aufgenommen. Hier kannst du sie nachhören:
Anfang 2022 ging man noch davon aus, dass auf das zweite La Niña-Ereignis in der Regel eine Normalphase im Pazifik folgt. Man nahm also an, dass die Temperaturen sehr langsam ansteigen, bis ab etwa April eine der normalen Mitteltemperatur entsprechende Temperatur vorherrscht. Dies bleibt normalerweise ein bis zwei Jahre so, bis sich dann das deutlich gefährlichere El Niño-Ereignis ausbildet. Letzteres könnte laut Experte Hartmut Mühlbauer Richtung 2024/25 der Fall sein, vermutete er im Januar 2022.
Rückblick - Stand April 2021
Wegen La Niña: Extremwinter 2020/21 in Europa
Anders als 2021/22 hat uns La Niña 2020/21 einen außergewöhnlichen Winter in Europa gebracht. Das Klimaphänomen mit seiner besonders kalten Strömung begünstigte beispielsweise strenge Kältewellen und viel Schnee. Selbst in Madrid gab es im Januar 2021 bis zu 20 Zentimeter Schnee. Grachten in Holland waren gefroren, was seit Jahrzehnten nicht mehr passiert ist. In den Alpen gab es Schneemassen bis über 3 Meter – und das an einem Tag! Und auch bei uns in Deutschland konnte man in vielen Regionen mal wieder von einem Winterwetter sprechen, das den Namen verdient hat.
Von einer Kältewelle infolge des La Niña-Winters blieben selbstverständlich auch die USA nicht verschont, da der Einfluss von La Niña dort ohnehin stärker ist als in Europa. So wurden beispielsweise in Texas im Februar eisige -16 Grad registriert, wie im Video nachzuschauen ist:
La Niña 2010/11 war noch stärker als 2020/21
Besonders stark war La Niña 2010/11 und in einer Wiederholung 2011/12. Interessant ist, dass es in beiden Jahren auch in Deutschland durchaus strenge Winter gab, insbesondere 2010/11.
Das La Niña-Ereignis im Winter 2020/21 kann man gut mit dem vor 10 Jahren vergleichen. Es war zwar nicht ganz so stark, dennoch waren die Auswirkungen auf Europa mehr als wahrnehmbar.
Falls du nach der Chronologie noch weitere allgemeine Hintergrundinformationen zu El Niño bzw. La Niña nachlesen möchtest, erklären wir dir nachfolgend, wie El Niño und La Niña überhaupt entstehen und was diese Wetterphänomene bedeuten.
Mehr zur Entstehung: Was ist El Niño bzw. La Niña?
Passatwinde sorgen dafür, dass das warme Oberflächenwasser des Pazifiks nach Westen getrieben wird. Niederschläge im Osten Australiens und Südostasiens sind die Folge. Auf der anderen Seite des Pazifiks, also vor der Westküste Süd- und Mittelamerikas, gelangt dagegen kaltes Wasser an die Pazifikoberfläche.
Tritt La Niña auf, verstärkt sich die Abkühlung der oberen Wasserschichten im Ostpazifiks. Bei El Niño dagegen gibt es eine Erwärmung vor der Küste Südamerikas, wie in folgendem Erklärvideo näher erläutert wird.
Beim La Niña-Wetterphänomen verläuft die Zirkulation, die auch Walker-Zelle genannt wird, also genau umgekehrt verglichen mit dem El Niño-Wetterphänomen.
Auswirkungen: Wetterextreme durch El Niño und La Niña
Der El Niño verursacht an der Küste Südamerikas oft verheerende Überschwemmungen. Vor der Pazifikküste schwinden die Fischbestände drastisch, Seevögel und Robben bekommen nicht mehr genug Nahrung.
In Südostasien und Ostaustralien häufen sich dagegen Dürreperioden mit schweren Ernteausfällen sowie Waldbränden. Der Grund für den ausbleibenden Regen sind Hochdruckgebiete, die Niederschlag bringende Tiefdruckgebiete blockieren.
El Niño und La Niña haben aber nicht nur Einfluss auf die am Pazifik angrenzenden Länder, sondern wirken sich auch auf unser Wetter in Europa und Deutschland aus. Denn aufgrund von veränderten Luft- und Meeresströmungen ändern sich die Wetterbedingungen weltweit.
"Das Christkind": El Niño tritt häufig um die Weihnachtszeit auf
Das globale Klimaphänomen El Niño führt also in vielen Teilen der Erde zu extremem Wetter. Weil die Auswirkungen oft in der Weihnachtszeit auftreten, wurde das Phänomen El Niño getauft - spanisch für "das Christkind".
Die Anomalie der Wassertemperaturverteilung im Pazifik wird übrigens auch ENSO (El Niño Southern Oscillation) genannt.
Bedeutung: Was heißt La Niña?
La Niña heißt aus dem Spanischen übersetzt "kleines Mädchen". In Südamerika drohen während La Niña Trockenheit und Dürre. Starkregen und Überschwemmungen dagegen werden in Südostasien und in Australien zum Problem.
Wenn du mehr über die Klimaphänomene El Niño bzw. La Niña und deren extreme Wetterauswirkungen wissen möchtest, kannst du unseren Podcast zu diesem Thema anhören.
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