Schneelast: Wann Schnee Häuser zum Einsturz bringen kann
Schnee ist mitunter sehr schwer und kann für Dächer zum Problem werden. Hausbesitzer:innen sollten daher auf Warnzeichen achten und wissen, welche Schneelast ihr Haus tragen kann.
Schneemassen können bei uns in Deutschland erhebliche Schäden anrichten. Schneebruch betrifft nicht nur Bäume, auch Strommasten, Dächer oder ganze Gebäude können unter der Schneelast einstürzen. In Erinnerung kommt einigen dabei wohl das Unglück von Bad Reichenhall im Januar 2006, als das Dach einer Eishalle einstürzte. 15 Menschen kamen dabei ums Leben. Ein weiteres Beispiels ist das Münsterländer Schneechaos, beim dem etliche Strommasten unter der Schneelast umknickten, was für tagelange Stromausfälle sorgte.
Auch in den kommenden Tagen werden in Deutschland wieder Schnee erwartet. Wo es besonders weiß-winterlich, zeigen wir dir im Video am Anfang des Artikels.
Wie schwer ist Schnee?
Die Schneelast hängt einerseits von der Schneemenge, andererseits von der Schneeart ab. Nasser Schnee ist viel schwerer als trockener, denn letzterer hat aufgrund von Lufteinschlüssen eine geringer Dichte. Während trockener Schnee eine Dichte von 50 kg/m³ hat, weist nasser Schnee eine Dichte von 200 kg/m³ auf. Daraus kann man schließen, dass nasser Schnee im Vergleich zu trockenem rund viermal so schwer ist.
Die Schneelast entspricht also nicht unbedingt einer bestimmten Schneehöhe: So wiegt feiner Pulverschnee mit einer Höhe von 10 Zentimetern pro Quadratmeter 10 Kilogramm. Nasser Pappschnee wiegt genauso viel bei einer Höhe von nur 2,5 Zentimeter und eine Eisschicht bei einer Höhe von nur 1 Zentimeter.
Gemäß des Deutschen Wetterdienstes werden Schneearten nach Dichtebereichen folgendermaßen eingeteilt:
Schneeart | Schneedichte [kg/m³] |
50 - 150 | Neuschnee |
100 - 200 | Pulverschnee |
150 - 450 | körniger Schnee |
350 - 600 | gelagerter Schnee |
500 - 850 | Firnschnee |
700 - 900 | Gletscherschnee / Gletschereis |
Ein Kubikmeter Neuschnee wiegt also 50-150 kg. Firnschnee, also Schnee, der in Hochgebirgslagen mindestens seit einem Jahr liegt, bringt demzufolge bis zu 850 kg auf die Waage.
Schneelastzonen: Schneelast anhängig von der geografischen Breite
Wie viel weiße Last ein Haus tragen kann, ist unter anderem von der Konstruktion des Daches abhängig. Bei der Mindestanforderung, wie viel Schnee ein Dach aushalten muss, spielt aber auch die geografische Breite eine Rolle. So wird Deutschland in verschiedene Schneelastzonen eingeteilt, wie folgender Karte zu entnehmen ist:
(Quelle: schneelast.info)
Es gibt fünf Zonen, wobei die Intensität der Schneelast abhängig von der Geländehöhe von Zone 1 nach Zone 3 zunimmt. So gilt für die Schneelast in Zone 1 beispielsweise ein Grenzwert von 0,65 kN/m² bzw. für 1a ein Grenzwert von 0,81 kN/m². Der Mindestwert der Schneelast in Zone 2 beträgt 0,85 kN/m³, für Zone 2a 1,06 kN/m². Für Zone 3 liegt der Wert bei 1,10 kN/m³. Um zu berechnen, welcher genaue Schneelastwert für deinen Standort gilt, kannst du die Formel auf schneelast.info verwenden.
Schneelast: Was Hausbesitzer:innen wissen müssen
Liegt viel Schnee auf dem Dach, sollten Hausbesitzer:innen vor allem im Obergeschoss auf Warnzeichen achten. Beobachtest du beispielsweise Risse oder klemmen Türen oder Fenster, ist Gefahr im Verzug. In diesem Fall sollte der Schnee rasch von Fachleuten vom Dach geräumt werden.
Wenn die Decke durchdrückt, sollte sich der Hausbesitzer:innen direkt an einen Statiker wenden. Dieser misst dann die Schneelast auf dem Haus und vergleicht den Wert mit den Angaben im Standsicherheitsnachweis des Daches.
Wie viel Schneelast Dächer aushalten, hängt unter anderem von der Bauweise ab. Für die maximale Schneelast spielen die Höhenlage und vorgegebene Schneelastzonen (wie oben bereits beschrieben) eine Rolle. In München zum Beispiel könnten neuere Hausdächer rund 110 Kilogramm Schnee pro Quadratmeter tragen - bei älteren Dächern sind es dagegen nur 75 Kilogramm. Im Voralpenland kann die Grenze zum Teil deutlich höher liegen. Die Dächer in schneereichen Gegenden müssen mehr Last tragen können.
In den Bauunterlagen des Hauses steht die maximale Schneelast im Abschnitt Lastannahmen. Wer keine entsprechenden Daten finden kann, sollte sich an das örtliche Bauamt wenden oder einen Statiker konsultieren.
Viel Schnee auf dem Dach? So gelingt eine grobe Einschätzung
Ob zu viel Schnee auf dem Dach liegt, ist eine Einschätzung, die Fachleute treffen müssen. Hausbesitzer:innen können das Gewicht aber zumindest grob bestimmen. Dafür stechen sie auf einer Fläche von zehn mal zehn Zentimetern Schnee vom Dach aus. Wer nicht ohne sich in Gefahr zu bringen auf sein Dach gelangen kann, kann auch Schnee vom Boden nehmen. Ungesichert sollte man keinesfalls hochklettern.
Das ausgestochene Schneequadrat wiegt man. Der angegebene Wert mit 100 multipliziert, ergibt das Schneegewicht pro Quadratmeter. Auch zu beachten: Bei geneigten Dächern müsste diese ermittelte Last noch auf die schräge Fläche umgerechnet werden. Achtgeben sollten Hausbesitzer:innen auch auf Schneeanhäufungen auf dem Dach. Denn an diesen Stellen drückt dann mehr Gewicht. Bei nassem Schnee könnten bereits zehn Zentimeter Decke bis zu 40 Kilogramm pro Quadratmeter wiegen.
Diese Faustregel gilt allerdings nur als grober Richtwert. Für eine genaue Einschätzung der Schneelast auf dem Haus ist ein Experte nötig.
Was die Einschätzung des Gewichts auf dem Dach auch noch erschwert: Bei Temperaturschwankungen taut eine Schneeschicht an. Friert es dann wieder, etwa über Nacht, bildet sich eine Eisschicht. Und darauf kann sich dann wieder Schnee ablegen. So schichten sich Schnee und Eislagen dann in etwa so auf wie die Lagen einer Lasagne.
Steildächer belastbarer als Flachdächer
Mit Blick auf die Belastbarkeit sind Flachdächer übrigens problematischer als Steildächer.
Auf Flachdächern kann Regen- und Tauwasser nicht so gut abfließen. Die Folge: Das Wasser staut sich. Vor allem ältere Dächer könnten leicht undicht werden, wodurch Feuchteschäden drohen.
Greift bei Schäden durch Schneelast die Wohngebäudeversicherung?
Nicht unbedingt. Sie greift nur, wenn zusätzlich eine Elementarschadenversicherung abgeschlossen wurde. Darauf macht Andreas Gernt von der Verbraucherzentrale Niedersachsen aufmerksam.
Nur dann werden durch Naturgewalten wie Lawinen, Erdrutsch, Hochwasser oder Schneelast verursachte Schäden erstattet.
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