Verhindert der Klimawandel weiße Weihnachten?

- Bettina Harter
Verhindert der Klimawandel weiße Weihnachten?
© dpa

Weiße Weihnachten gibt es in ganz Deutschland nur sehr selten. Die Prognosen für die Zukunft sehen düster aus. Dazu trägt unter anderem der Klimawandel bei.

Zwar gibt es große regionale Unterschiede, der Wunsch nach weißen Weihnachten geht für viele aber nur selten in Erfüllung. Wie sich der Klimawandel auf das Wetter zu Weihnachten auswirkt und ob Schnee zu Weihnachten in Deutschland in Zukunft noch seltener wird, klären wir in diesem Artikel. 

Klimawandel: Steigender Temperaturtrend in Deutschland

Seit 1881 ist es in Deutschland im Jahresmittel 1,5 Grad wärmer geworden, wie der untenstehenden Grafik zu entnehmen ist.

Ebenfalls ist erkennbar, dass die Klimamodelle in den kommenden Jahrzehnten einen weiteren Temperaturanstieg simulieren, wodurch die Wahrscheinlichkeit von weißen Weihnachten generell sinkt.

 

Wie sich die Temperaturentwicklung bzw. die Schneewahrscheinlichkeit an Weihnachten in Zeiten des Klimawandels verändert, zeigen folgende Grafiken. Dargestellt ist die Häufigkeit dafür, dass an den drei Weihnachtsfeiertagen (24.-26. Dezember) Schnee lag. Die linke Grafik beinhaltet den Zeitraum des 30-jährigen Mittels 1961-1990, die rechte den aktuellen Zeitraum 1991-2019. 

Schnell wird klar, dass die Wahrscheinlichkeit, Weihnachten in Deutschland im Schnee verbringen zu dürfen, allgemein recht gering ist. Insbesondere im Westen und Norden überwiegen in der linken Grafik die grünen Farben. Zwischen 1961-19990 gab es also nur an maximal 30% der Weihnachtstage Schnee. 

Im Südosten Deutschlands durfte man im Zeitraum des 30-jährigen Mittels etwas häufiger weiße Weihnachten erleben - in dieser Region ist die Deutschlandkarte häufig grau und blau eingefärbt. Vor allem in den östlichen Mittelgebirgen und an den Alpen waren zwischen 1961 und 1990 die meisten Schneetage an Weihnachten zu verzeichnen. So gab es auf der Zugspitze seit Beginn der Wetteraufzeichnungen jedes Jahr weiße Weihnachten.  

Klimawandel scheint weiße Weihnachten zu verhindern

Abgesehen von den Mittelgebirgen und den Alpen waren die Weihnachtstage also schon immer häufiger grün als weiß - erkennbar an den dominierenden Farben Grün, Grau und Hellblau in der linken Grafik oben. Weiße Weihnachten könnten also auch in diesem Jahr wieder nur ein unerfüllter Wunsch bleiben. Die Chancen auf Schnee an Weihnachten schmelzen wegen des Klimawandels nämlich immer mehr dahin.

Vor allem in Bayern wird das sofort ersichtlich, indem man die beiden Grafiken oben vergleicht. Aus der Farbe Grau (1961-1990) wird zunehmend die Farbe Hellgrün (1991-2019). Daraus kann man schließen, dass die Wahrscheinlichkeit für weiße Weihnachten im Laufe der Zeit deutlich zurückging. Das betrifft nicht nur die Niederungen, sondern auch Gebirgslagen. Im Bayerischen Wald beispielsweise sank die Chance auf weihnachtlichen Schnee von rund 30%-50% auf rund 10%-30%. Ein ähnlicher Trend hin zu einer sinkenden Wahrscheinlichkeit für Schnee an Weihnachten ist auch im Nordosten Deutschlands festzustellen.

Schreitet der Klimawandel weiter voran, geht die Wahrscheinlichkeit für weihnachtlichen Schnee wohl noch weiter zurück. Folglich könnte es künftig auch in höheren Lagen immer mehr grüne als weiße Weihnachten geben. Mehr dazu erfährst du im Video ganz zu Beginn des Artikels.

Trend zu wärmeren Wintern durch Klimawandel

Wir dürfen nicht vergessen, dass das Klima natürlichen Schwankungen unterliegt und so wird es auch in Zukunft sowohl warme als auch kalte Witterungsphasen an Weihnachten geben. Um das zu verdeutlichen, ist in untenstehender Abbildung jeweils das Temperaturmittel für den 24., 25. und 26. Dezember jeden Jahres im Zeitraum zwischen 1961 bis 2019 nacheinander aufgetragen. Jeder Balken entspricht der mittleren Temperatur eines Tages. Analysiert werden zunächst die Daten der Station München-Stadt.

Von Jahr zu Jahr sind große Temperaturunterschiede festzustellen - mal gab es milde Weihnachten (grüne Farben), mal kalte (blaue Farben). Längere winterlichere Witterungsphasen samt Schnee um die Weihnachtszeit gab bzw. gibt es also immer mal wieder.

Abgesehen von diesen Schwankungen fällt jedoch auf, dass die mittlere Temperatur der Weihnachtstage nach 2010 überdurchschnittlich hoch war. Bevor wir die Temperaturentwicklung der Zeitspanne 2011-2019 näher analysieren, werfen wir zuerst einen Blick auf Weihnachten 2010. 

Damals gab es nämlich das letzte Mal in ganz Deutschland weiße Weihnachten. In München lag die Mitteltemperatur an allen drei Weihnachtsfeiertagen 2010 unter dem Gefrierpunkt (-0,2 Grad am 24.12.2010; -4,5 Grad am 25.12.2010 und -6,5 Grad am 26.12.2010), wie folgende Grafik verdeutlicht:

Auffallend ist ebenfalls die Kälteperiode zu Beginn der Zeitreihe. An mehreren aufeinanderfolgenden Weihnachten Anfang der 60er Jahre war es außergewöhnlich kalt. An Weihnachten 1962 gab es sogar deutschlandweit Dauerfrost. Selbst auf Helgoland wurde nur ein Höchstwert von -0,5 Grad verzeichnet.

Weiter lässt sich aus dieser Grafik ableiten, dass die Weihnachtswetter nach 2010 überdurchschnittlich mild waren. Häufig lag die mittlere Temperatur über 5 Grad. Besonders herausragend war dabei Heiligabend 2012. Damals wurde in München eine Durchschnittstemperatur von mehr als 12 Grad registriert. Auch in den fünf Folgejahren gab es in München an mindestens einem der drei Weihnachtstage über 10 Grad im Durchschnitt.

Der weihnachtliche Temperaturverlauf von München stieg innerhalb der letzten Jahre um mehrere Grad an. So lag die fünfjährige Mitteltemperatur an Weihnachten zwischen 2006 und 2010 noch bei knapp -1 Grad. Die weihnachtliche Durchschnittstemperatur in den Jahren 2012-2016 betrug in München dagegen mehr als 7 Grad. Dieser enorme Temperaturanstieg an den Weihnachtsfeiertagen der letzten Jahre ist auch in Hamburg sowie an anderen Stationen wie Berlin, Köln, Frankfurt am Main und Zugspitze deutlich erkennbar. 

In der gesamten Zeitreihe von 1961 bis 2019 gab es noch nie so hohe weihnachtliche Temperaturen wie im Mittel 2012-2016. Dieser Trend hin zu milderen Wintern ist unter anderem auf den Klimawandel zurückzuführen.

Zwar gab es früher schon selten weiße Weihnachten (siehe Artikel "Gab es früher öfter weiße Weihnachten?"), aber heute scheint der Klimawandel weiße Weihnachten zu einem noch selteneren Ereignis zu machen. Grüne Weihnachten sind für die meisten mittlerweile fast schon Normalität. 

Wie die Chancen auf weiße Weihnachten in diesem Jahr stehen und wie der erste Trend des Weihnachtswetters aussieht, zeigen wir dir im Artikel "Wetter Weihnachten 2023".

P.S. Bist du auf Facebook? Dann werde jetzt Fan von wetter.com!

Zur Artikelübersicht
Dieser externe Inhalt steht leider nicht zur Verfügung, da er nicht kompatible Elemente (z. B. Tracking oder Werbung) zum ContentPass-Abo enthält.
Nach oben scrollen