Wetter Herbst 2024: Keine neuen Rekorde, aber besorgniserregender Trend

- Redaktion - Quelle: wetter.com mit dpa
Wetter Herbst 2024: Keine neuen Rekorde, aber besorgniserregender Trend
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Der Herbst 2024 war insgesamt wieder zu warm.

Der Deutsche Wetterdienst zieht Bilanz. Die vergangenen drei Monate setzen keine neuen Rekorde, führen aber den Trend fort.

Viele verbinden den Herbst mit ungemütlichem Wetter samt Sturmtiefs. Doch so muss es nicht kommen. Sonnige und warme Tage sind in den Herbstmonaten ebenfalls möglich. Und im November fallen hin und wieder schon erste Schneeflocken bis ganz runter. Wie war es 2024? Ein Überblick. 

1. Wie war das Wetter im Herbst 2024?

Der Herbst 2024 ist nach ersten Berechnungen des Deutschen Wetterdienstes (DWD) zu warm, aber nicht ungewöhnlich warm gewesen. Für den (DWD) markiert er aber "einen weiteren Meilenstein im Erwärmungstrend". Die zu Ende gehende Jahreszeit bricht zwar keine Temperaturrekorde - es ist aber der 14. zu warme Herbst in Folge, wie die Meteorologen nach den ersten Auswertungen ihrer rund 2.000 Messstationen berichten.

14. zu warmer Herbst in Folge 

Das Temperaturmittel im Herbst 2024 lag mit 10,5 Grad um 1,7 Grad über dem Wert der international gültigen Referenzperiode 1961 bis 1990, die bei 8,8 Grad liegt. Im Vergleich zur wärmeren Vergleichsperiode 1991 bis 2020 mit 9,3 Grad betrug die Abweichung 1,2 Grad. 

Aud der Grafik ist zu sehen, dass es im Herbst 2024 insgesamt mehr zu warme als zu kalte Phasen gab.

Aud der Grafik ist zu sehen, dass es im Herbst 2024 insgesamt mehr zu warme als zu kalte Phasen gab. (Quelle: wetter.com) 

"Damit reiht sich dieser Herbst als der fünftwärmste seit Beginn der Aufzeichnungen ein", erklärte der DWD in seiner vorläufigen Bilanz. In Deutschland wird das Wetter seit 1881 aufgezeichnet. Die weiteren Trends: Es regnete rund 25 Prozent mehr als im Schnitt, die Sonne lag weitgehend im Soll. 

Herbst 2023 war zweitwärmster seit Messbeginn 

Zum Vergleich: Der Herbst 2023 war der zweitwärmste in Deutschland seit Messbeginn gewesen. Die Meteorologen errechneten damals eine Durchschnittstemperatur von 11,5 Grad. Nur der Herbst 2006 war im Schnitt mit 12 Grad noch wärmer. 

Der meteorologische Winter beginnt stets am 1. Dezember. Der kalendarische beziehungsweise astronomische Winteranfang ist erst am 21. Dezember. Er richtet sich nach dem kürzesten Tag des Jahres, der abhängig ist vom Stand der Erde zur Sonne.

2. So war das Wetter im Herbst 2023 

Der Herbst 2023 war in Deutschland der zweitwärmste seit Messbeginn 1881. Das Temperaturmittel lag mit 11,5 Grad um 2,7 Grad über dem Wert der international gültigen Referenzperiode 1961 bis 1990 (8,8 Grad). Damit handelt es sich um den 13. zu warmen Herbst in Folge. Wärmer war nur der Herbst 2006 mit 12 Grad. Im Vergleich zur aktuellen und wärmeren Periode 1991 bis 2020 (9,3 Grad) betrug die Abweichung +2,2 Grad.

In Süddeutschland war es sogar der wärmste Herbst seit Messbeginn.

Im Herbst fielen mit rund 257 Litern pro Quadratmeter etwa 40 Prozent mehr Niederschlag als in der Referenzperiode 1961 bis 1990 (183 Liter pro Quadratmeter). Seit 2002 handelte es sich um den niederschlagsreichsten Herbst. Vor allem war der November ungewöhnlich nass.

Dafür gab es reichlich Sonnenschein. Mit 392 Stunden überragte die Sonnenscheindauer im Herbst ihr Soll von 311 Stunden (Periode 1961 bis 1990) um fast ein Viertel.

3. Klimatische Einordnung des Herbstes

Beim Blick auf die Statistik fällt auf, dass der Herbst in den vergangenen zehn Jahren fast immer zu warm war. Die einzige Ausnahme bildet der Herbst 2010, der sich 0,3 Grad unter dem langjährigen Mittel einreihte. Dieser Trend ist hinsichtlich des Klimawandels nicht verwunderlich. Die letzten zehn bis 20 Jahre zeigen, dass die Wahrscheinlichkeit für zu warme Herbstmonate steigt. Auch 2021 war der Herbst insgesamt um 1 Grad zu warm. 

Eine Übersicht über Herbst-Durchschnittstemperaturen der letzten Jahre erhältst du in folgender Tabelle (Quelle: DWD): 

Mitteltemperatur Abweichung*
Herbst 2023 11,5 Grad +2,7 Grad
Herbst 2022 10,8 Grad +2,0 Grad
Herbst 2021 9,8 Grad +1,0 Grad 
Herbst 2020 10,3 Grad + 1.5 Grad
Herbst 2019 10,1 Grad + 1,3 Grad
Herbst 2018 10,4 Grad + 1,6 Grad
Herbst 2017 9,7 Grad + 0,9 Grad
Herbst 2016 9,8 Grad + 1,0 Grad
Herbst 2015 9,6 Grad + 0,8 Grad 
Herbst 2014 11,1 Grad + 2,3 Grad
Herbst 2013 9,5 Grad + 0,7 Grad 
Herbst 2012 9,2 Grad  + 0,4 Grad 
Herbst 2011 9,7 Grad + 0,9 Grad
Herbst 2010 8,5 Grad - 0,3 Grad 

* vom langjährigen Mittel (8,8 Grad)

Noch deutlicher aber ist diese Tendenz in den Sommermonaten erkennbar. Hitzewellen wie im Sommer 2019 und im Sommer 2022 sind durch den Klimawandel wesentlich wahrscheinlicher geworden.

Wie ist das typische Wetter im Herbst?

  • Durchschnittstemperatur (bezogen auf das Mittel 1961 bis 1990): 8,8 Grad
  • Mittlere Niederschlagssumme: 183 Liter pro Quadratmeter
  • Mittlere Sonnenscheindauer: 311 Stunden im Monat
  • Meteorologischer Herbstanfang am 1. September 2024
  • Kalendarischer Herbstanfang bzw. Tag-und-Nachtgleiche am 22. September 2024
  • Altweibersommer im September und goldener Oktober
  • Nebel ist steter Begleiter im Herbst
  • Winterreifen ab Oktober
  • Gefahr heftiger Herbststürme

Stürme wie HERWART und XAVIER sind im Herbst keine Seltenheit

Der Herbst 2017 zeigte, wie turbulent und gefährlich das Wetter zu dieser Jahreszeit sein kann. Aufgrund mehrerer heftiger Stürme und Orkane machte das Wetter damals viele Schlagzeilen. 

Die Stürme HERWART und XAVIER fegten im Oktober 2017 über Deutschland hinweg und verursachten enorme Schäden. Vor allem Brandenburg wurde von XAVIER am 5. Oktober 2017 schwer getroffen. Fünf Menschen kamen dort ums Leben. Am 29. Oktober 2017 forderte Sturm HERWART zwei weitere Menschenleben. 

Bereits zuvor hatten Unwetter im Herbst 2017 tödliche Folgen. So tobte am 13. September 2017 Orkantief SEBASTIAN über Deutschland. Dabei wurde in Hamburg ein Mann von einem Baugerüst erschlagen und im Hochsauerlandkreis ein weiterer Mann von einem Baum tödlich getroffen. 

Im Herbst 2021 wütete Sturmtief HENDRIK II und sorgte für Verkehrschaos und Schäden. Mehrere Menschen wurden verletzt, ein Mann starb. 

Wieso gibt es im Herbst so viele Stürme?

Eine erhöhte Wahrscheinlichkeit für schwere Herbststürme ist bei entsprechender Großwetterlage auch im Herbst 2024 gegeben. Viele stellen sich jetzt wahrscheinlich die Frage: Warum gibt es ausgerechnet im Herbst so viele Stürme?

Um diese Frage zu klären, müssen wir kurz ausholen: Der Herbst stellt die Übergangszeit zwischen Sommer und Winter dar. Zu dieser Jahreszeit kühlen sich die Landflächen Nordeuropas aufgrund des abnehmenden Sonnenstandes bereits immer mehr ab. Die Warmluft über Südeuropa hat aber noch länger Bestand. 

Durch die enormen Temperaturunterschiede innerhalb Europas können sich kräftige Tiefs oder sogar Sturmtiefs bilden, die auch das Wetter bei uns in Deutschland beeinflussen. Was Herbststürme so gefährlich macht, erfährst du auch in unserem Podcast über Herbststürme.

Inversionswetterlage: Wie entsteht Nebel?

Der Herbst ist aber nicht nur für stürmisches Wetter bekannt, auch Nebel ist zu dieser Jahreszeit ein steter Begleiter. Der Grund für besonders langanhaltenden Nebel ist häufig eine sogenannte Inversionswetterlage. Wir Meteorologen sprechen bei einer Inversionswetterlage von einer Temperaturumkehrung. Das heißt, die Temperatur nimmt mit der Höhe zu. In Bodennähe liegt folglich kalte, darüber wärmere Luft. Diese Temperaturumkehrung entsteht beispielsweise durch nächtliche Ausstrahlung.

Da die Nächte im Herbst immer länger werden, kühlt die Luft in der Atmosphäre immer stärker aus. Vor allem während einer klaren und windschwachen Nacht sinken die Temperaturen in bodennahen Luftschichten viel stärker ab als in den darüber liegenden Luftschichten. Infolge der Abkühlung kondensiert der Wasserdampf und es entsteht Bodennebel.

Im Herbst lauern viele Gefahren

Nebel birgt im Straßenverkehr große Gefahren. Das Statistische Bundesamt zählte beispielsweise im Jahr 2015 insgesamt 456 Unfälle mit Personenschaden, die durch Nebel verursacht wurden. Dabei waren mehr als 700 Verunglückte zu beklagen, 11 davon erlitten tödliche Verletzungen. Rund 60% der schweren Nebelunfälle in den Jahren 2014 bis 2018 ereigneten sich in den Monaten Oktober bis Dezember.

Zum Vergleich: Die durchschnittliche Zahl der tödlichen Verkehrsunfälle pro Jahr, die auf heftige Gewitter zurückzuführen sind, liegt "nur" bei acht. Im letzten Jahr waren es 313 Unfälle mit Personenschaden - 71 mehr als im Jahr 2017.

Die tiefstehende Sonne, das sogenannte Bauernglatteis oder der erste Schnee, der im Laufe des Novembers vor allem im Bergland Einzug hält, stellen für Autofahrer im Herbst ebenfalls Gefahren dar. Deshalb ist zwischen September und November auf den Straßen besondere Vorsicht geboten. Welche Tücken der Herbst für Autofahrer bereithält, siehst du in diesem Video.  

Herbstliche Tücken im Straßenverkehr

Altweibersommer und goldener Oktober  

Auch wenn die Nächte im Frühherbst schon sehr frisch werden und erste Nachtfröste auftreten können, sind tagsüber warme und sonnige Witterungsphasen keine Seltenheit. Vor allem im September treten oft stabile und länger andauernde Hochdrucklagen auf. Diese Singularität ist in der Meteorologie als Altweibersommer bekannt.

Der Herbst bietet also durchaus nochmal sommerliche Momente. 

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