Bolsonaro in Kritik: Abholzung des Amazonaswaldes erreicht Rekordniveau

- Quelle: dpa/Daniela Kreck
Tropischer Regenwald wird weiter in großem Maß zerstört
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Das Amazonasgebiet in Brasilien, die "grüne Lunge" der Erde, geht Stück für Stück verloren. Umweltschützer:innen machen den brasilianischen Präsidenten Jair Bolsonaro dafür verantwortlich.

Das Amazonasgebiet in Brasilien gehört zu den wichtigsten Kohlenstoffspeichern der Welt. Nicht ohne Grund wird es als die "grüne Lunge" der Erde bezeichnet. Und gerade die verschwindet mehr und mehr.

Bei der UN-Klimakonferenz COP26 im November 2021 hatte die brasilianische Regierung noch angekündigt, die illegale Abholzung des Amazonas-Regenwalds bis 2028 zu beenden.

Entwaldungsrate von 13.253 Quadratkilometer im Amazonasgebiet

Jedoch veröffentlichte die brasilianische Regierung kurz nach der Klimakonferenz einen Bericht zur weitreichenden Zerstörung des Regenwaldes im vergangenen Jahr. Für 2021 schätzte das Nationale Institut der Weltraumforschung (INPE) die Entwaldungsrate durch Kahlschlag im Amazonasgebiet auf 13.253 Quadratkilometer. 

Auch Deutschland ist schuld: 43 Millionen Hektar Regenwald abgeholzt

Das entspricht einem Anstieg von knapp 22 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Zudem war es die größte abgeholzte Fläche seit 2008. Minister:innen bestätigten, dass die brasilianische Regierung unter Präsident Jair Bolsonaro bereits vor der Klimakonferenz über die Datenlage informiert war.

Im Januar 2022: 360 Quadratkilometer Regenwald zerstört

Ein Ende scheint nicht in Sicht zu sein. Rund 360 Quadratkilometer Regenwald sind im brasilianischen Amazonasgebiet allein jetzt im Januar durch Abholzung verloren gegangen. Dies ist der höchste Wert für diesen Monat seit dem Jahr 2015, wie das INPE unter Berufung auf vorläufige Zahlen berichtete.

Das Projekt zur Überwachung der Entwaldung im Amazonasgebiet per Satellit (PRODES) lieferte die zugrundeliegenden Daten. Zum Vergleich – die 360 Quadratkilometer liegen knapp unter der Fläche der Ostsee-Insel Usedom (373 Quadratkilometer).

Vorwurf gegen brasilianischen Präsidenten Jair Bolsonaro

Woran liegt das? Während der Amtszeit des brasilianischen Präsidenten Jair Bolsonaro hat die Abholzung im Amazonasgebiet kräftig zugelegt. Er wurde Ende Oktober 2018 zum Präsidenten gewählt und trat sein Amt Anfang 2019 an. Umwelt- und Klimaschützer:innen machen die Politik Bolsonaros dafür verantwortlich.

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Die abgeholzte Fläche zwischen August 2018 und Juli 2021 stieg gegenüber dem gleichen Zeitraum von 2015 und 2018 um 56,6 Prozent, wie das Nachrichtenportal G1 unter Berufung auf das Institut für Umweltstudien im Amazonas (IPAM) berichtete. Vor allem in Schutzgebieten und auf Ländereien der indigenen Gemeinschaften nahm die Abholzung deutlich zu. 

Bauern fühlen sich durch Bolsonaro zur illegalen Landnahme ermutigt

Bolsonaro sieht das Amazonasgebiet vor allem als ungenutztes wirtschaftliches Potenzial und will noch mehr Flächen für Landwirtschaft, Bergbau und Energiegewinnung erschließen. Während seiner Amtszeit sind Umweltschutzbehörden die Mittel entzogen und der Schutz des Landes gelockert worden. Kritiker:innen werfen ihm vor, somit ein gesellschaftliches Klima geschaffen zu haben, in dem sich Bauern und Bäuerinnen auch zur illegalen Landnahme für landwirtschaftliche Nutzung ermutigt fühlen. 

"Wir befinden uns auf einem Weg, der in genau die entgegengesetzte Richtung führt, als was der Planet in diesem Moment dringend braucht", sagte die wissenschaftliche Direktorin des IPAM, Ane Alencar. "Die Zerstörung des Amazonasgebiets schreitet zu schnell voran, daran dürfen wir uns nicht gewöhnen."

Amazonaswald erreicht Kipppunkt

Schließlich spielt der brasilianische Regenwald eine Schlüsselrolle im Kampf gegen den Klimawandel. Expert:innen machen sich Sorgen. Im vergangenen Sommer meldeten Wissenschaftler:innen erstmals, dass der Amazonaswald einen Kipppunkt erreicht habe, an dem sein Ökosystem zusammenbricht. Der Regenwald stieß mehr CO2 aus, als er aufnahm. Das würde jeden Versuch, die Erderwärmung zu stoppen, erheblich schwächen. Vor einem dauerhaften Kippen des Regenwaldes warnen Umweltorganisationen bereits seit Jahren.

Doch es gibt Hoffnung. Jos Barlow, Mitgründer der Forschungsgruppe Sustainable Amazon Network, fühlt sich von denjenigen ermutigt, die sich gegen die Abholzung einsetzen, wie die Deutsche Welle berichtet. "Es gibt auch vermehrt internationalen Druck. Die EU und Großbritannien wollen sich verpflichten, nur Rohstoffe einzuführen, für die kein Wald zerstört wurde."

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