Eiszeit oder Erwärmung? Superkontinente Amasia oder Aurica würden Klima verändern
Unsere Kontinente bewegen sich. Zwar nur so wenig, dass wir es nicht mitbekommen, doch die Erdoberfläche steht nicht still. In Zukunft können sich Berechnungen zufolge neue Superkontinente bilden.
Die Erde, wie wir sie heute von Landkarten und Satellitenbildern kennen, sah nicht immer so aus wie jetzt. Dinosaurier konnten noch über einen riesigen miteinander verbundenen Kontinent wandern. So finden wir auch heute noch Dinosaurierskelette über die gesamte Welt verteilt.
Superkontinent Pangäa existierte vor 230 Millionen Jahren
Über Hunderte Millionen von Jahren haben sich die Kontinente und Kontinentalplatten verschoben, Kontinente sind auseinandergedriftet und Meere haben sich verlagert. Der letzte Superkontinent Pangäa, auf dem auch die Dinosaurier noch unterwegs waren, gab es vor etwa 230 Millionen Jahren.
In den nächsten 50 Millionen Jahren zerfiel dieser zunächst in zwei Teile, Laurasia und Gondwana, und dann in die Kontinente, die wir heute kennen. Zur Einordnung, unsere Vorfahren besiedeln seit um die 6 Millionen Jahre vor heute die Erde. Ein im Vergleich mit der Erd- und Kontinentalgeschichte winziger Zeitraum.
Kontinente stehen auch heute nie still
Noch immer stehen die Platten nie still. Zum Beispiel die Kluft zwischen Nordamerika und Europa wird weiter größer. Die Erde wird sich also weiter verändern, auch wenn wir schon lange nicht mehr hier sind, um die Veränderungen zu bewundern.
Wie diese Veränderung genau aussehen wird, haben Forschende bereits 2021 untersucht. In der Studie, die in der Fachzeitschrift "Geochemistry, Geophysics, Geosystems" erschien, untersuchen sie zwei mögliche Szenarien, die das Klima auf der Erde unverkennbar verändern würden. Sie schauen dabei 200 bis 250 Millionen Jahre in die Zukunft und modellieren mögliche Plattenverschiebungen. Dazu nutzen sie eine geophysikalische Simulation, um die heutigen Bewegungen weit in die Zukunft weiterlaufen zu lassen.
Sie untersuchen zwei verschiedene Ergebnisse dieser Simulation: Zwei Superkontinente, die sich an verschiedenen Orten der Erde bilden könnten.
Eine mögliche Entwicklung ist, dass sich alle Kontinente bis auf Antarktika am Nordpol zusammenschließen und so den Superkontinent Amasia bilden. Die zweite Variante ist die Bildung des Superkontinents Aurica am Äquator. Doch wie würden sich diese verschiedenen Entwicklungen auf die Welt und ihr Klima auswirken?
Wie sich die Landmassen bei den Superkontinenten Amasia oder Aurica verteilen würde, ist auf dieser Karte dargestellt. Credit: Way et al. 2020
Möglichkeit 1: Amasia bildet sich am Nordpol
In dem Szenario, in dem sich der Superkontinent Amasia am Nordpol bildet, gibt es am Äquator, wo es die höchste Sonneneinstrahlung und damit Wärme gibt, keine einzige Landmasse mehr. Damit würden auch die Meeresströme unterbrochen, die Wärme vom Äquator zu den Polen transportieren. Das würde wiederum dazu führen, dass beide Pole sehr viel kälter als im Moment wären und das ganze Jahr mit Eis bedeckt blieben. Dieses Eis würde nun weiter dazu führen, dass mehr Sonnenlicht von der Erde zurückreflektiert wird. Was heißt, dass es noch mal kälter wird.
Studienleiter Michael Way, ein Physiker des NASA Goddard Instituts, erklärt außerdem, dass der Meeresspiegel in dem Amasia-Szenario deutlich niedriger wäre als wir es heute kennen. Denn viel verfügbares Wasser wäre als Eis an den Polen gebunden. Wie sich auch immer das Leben sonst auf unserem Planeten weiterentwickelt, für diese Lebensformen gäbe es auf dem verschneiten, eisigen Amasia laut Way wenig Fläche für Landwirtschaft, wie diese in 250 Millionen Jahren auch immer aussehen würde.
Möglichkeit 2: Aurica bildet sich am Äquator
Ganz anders sieht das zweite berechnete Szenario der Forschenden aus. Hier hätten es die in 200 Millionen Jahren lebenden Lebewesen deutlich wärmer mit langen tropischen Stränden. Doch im Inneren der riesigen Landmasse sähe es wieder anders aus. Hier würde es sehr trocken und heiß werden. Die riesige Landmasse von Aurica genau am Äquator würde anders als im Amasia-Szenario kein Sonnenlicht zurückwerfen, sondern sehr viel davon absorbieren und somit immer heißer werden. Laut Studienautor Way wären die Temperaturen etwa 3 Grad höher als heute.
Wie genau sich Gebirgszüge, Flüsse und Seen ausbilden würden, kann allerdings nicht berechnet werden. Auch diese Faktoren tragen zum Klima bei.
Studie auch für Erforschung des Weltalls interessant
Die Studie ist nicht nur spannend, um sich eine mögliche Zukunft der Erde vorstellen zu können, sie hilft auch bei der Erforschung neuer Planeten und deren Potenzial für Leben. Denn die Landmassenverteilung trägt zusätzlich zu anderen Faktoren zum Klima und zur Bewohnbarkeit von Planeten bei.
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