Menu
Login
Klima

Erschütternde Studie: Permafrost-Böden weichen auf - 70 Jahre früher als berechnet

Fr 21.06.2019 | 14:13 Uhr - Sabrina Fuchs
Die Permafrostböden in der kanadischen Arktis tauen - und zwar schneller als bislang angenommen. ©Shutterstock

Eine aktuelle Studie, die im Fachjournal "Geophysical Research Letters" erschienen ist, zeigt Erschreckendes. Demnach weicht der Permafrostboden der Arktis viel schneller auf, als zunächst berechnet.

Eine aktuelle Meldung zeigte erst kürzlich, dass Grönland vergangene Woche an einem einzelnen Tag zwei Milliarden Tonnen Eis verlor. Seit Beginn der Aufzeichnungen gab es dort noch nie zu diesem Zeitpunkt im Jahr so wenig Eis wie aktuell. In diesem Zusammenhang ging erst vor wenigen Tagen ein erschreckendes Bild viral, das ein Forscher aufgenommen hatte. 

Eine andere Studie, die nun von einem Forscherteam rund um Louise Farquharson vom Permafrost-Labor des Geophysikalischen Instituts in Fairbanks, Alaska, veröffentlicht wurde, liefert die nächsten erschütternden Neuigkeiten.

Permafrostböden weichen auf - 70 Jahre schneller als befürchtet

Die Untersuchung, die im Fachjournal "Geophysical Research Letters" erschienen ist, zeigt Erschreckendes. Permafrostböden sind dauerhaft gefroren und liegen unter großen Teilen der nördlichen Hemisphäre, so auch in Kanada.

Die Studie hat nun herausgefunden, dass die Permafrostböden in der kanadischen Arktis um einiges schneller tauen als bisher angenommen. Dies hat sogar dazu geführt, dass der Boden zwischen 2003 und 2016 stellenweise um bis zu 90 Zentimeter abgesackt ist. Der erschütternde Hintergrund: Klimaforscher vom UN Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) gingen eigentlich davon aus, dass dieses Stadium erst im Jahr 2090 erreicht wird. Dies übersteigt die schlimmsten Erwartungen der Wissenschaftler. 

Welch fatale Folgen die Eisschmelze auch für Deutschland nach sich ziehen kann, siehst Du hier:

Immer öfter finden Studien heraus: Das Eis an den Polkappen schmilzt und unsere Gletscher verschwinden. Wenn die Eisflächen weiter so rasant schmelzen, hat das schlimme Folgen – auch für Deutschland.

Klimawandel Ursache für tauenden Permafrostböden

Überdurchschnittlich warme Sommer infolge des Klimawandels sind den Forschern zufolge die Ursache für die besorgniserregende Entwicklung. Der Klimawandel führt außerdem dazu, dass Hitzewellen der vergangenen Jahre sich in Zukunft noch häufiger wiederholen werden. Ob der Prozess der abtauenden Permafrostböden dann noch aufgehalten werden kann, ist fraglich.

Die Eisschicht der untersuchten Regionen schmilzt aktuell scheinbar sogar doppelt bis dreifach so schnell wie in den Jahrzehnten zuvor. Experten gehen davon aus, dass die Arktis bereits in den 2030er Jahren eisfrei sein wird. Der Boden der kanadischen Arktis erwärmt sich den Forschern der Untersuchung zufolge deshalb besonders schnell, weil er nur von einer sehr dünnen Vegetations- und Humusschicht bedeckt ist.

Teufelskreislauf: Abtauende Permafrostböden beschleunigen Erderwärmung

In Permafrostböden ist Methan eingeschlossen, das als Treibhausgas mehr als 20-mal stärker wirkt als CO2. Zusätzlich befindet sich in den mehreren hundert Meter dicken Eisschichten viel konservierte Biomasse. Mikroben zersetzen das auftauende Pflanzenmaterial, wodurch weitere Treibhausgase entstehen. Durch das Abschmelzen gelangen folglich viel mehr Treibhausgase in unsere Atmosphäre, was die globale Erderwärmung wiederum weiter beschleunigt - ein Teufelskreis!

Die Landschaft der kanadischen Arktis ändert sich durch diese Vorgänge massiv, da Bodenoberflächen aufgrund der fehlenden Eisschicht teilweise zusammenbrechen. So entstehen auf der Oberfläche nun Mulden, Hügel und Seen - ein Prozess, der von Geologen auch Thermokarst genannt wird. In der nördlichen Hemisphäre ist etwa ein Viertel der Landfläche dauerhaft gefroren. Die Menge an Treibhausgasen, die potenziell in unsere Atmosphäre gelangen könnte, wenn der Prozess nicht aufgehalten wird und die Permafrostböden weiter tauen, ist gigantisch.

Permafrostböden werden als Kippelemente des Ökosystems Erde bezeichnet, das heißt sie können durch eine geringfügige Veränderung ihrer Umgebung wie der Erwärmung der Atmosphäre in einen neuen Zustand kippen. In diesem Fall, also wenn die Permafrostböden irgendwann nicht mehr gefroren sind, hätte es fatale Konsequenzen für die Erde.

P.S. Bist Du auf Facebook? Dann werde jetzt Fan von wetter.com!

Teile diese Info mit deinen Freunden
Artikel bewerten
Zur News-Übersicht Klima

Empfehlungen

Wetter morgen am Sonntag: Glatteisgefahr und mögliche Unwetterlage drohen
3-Tage-Wetter: Gigantisches Auf und Ab! Auf 15 Grad folgt Wintercomeback
Wetter 16 Tage: Kräftige Tiefs mit Neuschnee-Überraschungen
Feinstaub nach Silvester: Expertin warnt vor Gesundheitsrisiken
Tornado rast auf Boot zu: Angler und Hund überstehen heftigen Sturm
Unwetterfahrplan: Stürmischer Neujahrsstart! So winterlich geht es weiter
Jurassic Highway: Dinosaurier-Fährten in britischem Steinbruch
DWD zieht Jahresbilanz: 2024 deutlich zu warm und zu nass
Milliarden-Schäden in Deutschland! Erste Unwetterbilanz zeichnet ernüchterndes Bild
Zwischen Schnee und Klimakrise: Können wir den Wintersport retten?
Tierische Teamarbeit: Tausende Ameisen bilden gemeinsam eine Brücke