Flugreisen und ihre Turbulenzen
Die meisten Menschen, die in ihrem Leben schon einmal geflogen sind, kennen das aufregende Gefühl beim Start einer Flugreise auf dem Rollfeld, wenn die Turbinen aufheulen, das Flugzeug unter großer Beschleunigung auf das Ende der Startbahn zu rast und der eigene Körper in den Sitz gedrückt wird. Dann hebt die Maschine ab, Adrenalin schießt durch die Adern, der Blick aus dem Fenster lässt die umliegende Landschaft mit zunehmender Höhe rasch kleiner aussehen. Nach wenigen Minuten verspürt man dann allmählich eine Beruhigung, die Beschleunigung des Flugzeugs lässt nach und der eigene Puls normalisiert sich wieder. Die einkehrende "Stille" kann jedoch täuschen.
Turbulenzen in der Luft
Die meisten Flugreisenden werden sie schon erlebt haben. Aber nicht nur Menschen mit Aviophobie, also der Angst vorm Fliegen, jagen sie einen Schrecken ein. Die Rede ist von einem Phänomen, das im allgemeinen Volksmund als "Luftloch" bezeichnet wird. Dabei handelt es sich allerdings keinesfalls um ein Loch in der Luft, sondern um Turbulenzen. Diese Turbulenzen sorgen für ein schnelles Auf- oder Absteigen, wie bei einer wilden Achterbahnfahrt und können das Flugzeug gut durchschütteln. Da der Mensch recht sensibel auf Änderungen der Gewichtskraft reagiert, entsteht vor allem beim überraschenden Absinken der Maschine ein unangenehmes Gefühl in der Magengrube. Wer angeschnallt ist, muss sich aber keine Sorgen machen. Die schweren Kolosse aus Metall sind konstruiert, um den auf sie einwirkenden Kräften Stand zu halten. Aber wodurch treten solche Turbulenzen in der Luft auf?
In und um Wolken herrschen teils starke Auf- und Abwinde. Durchquert nun eine Passagiermaschine eine Wolke mit einer hohen Geschwindigkeit (diese variiert je nach Flughöhe und Windverhältnissen, in 6 bis 11 km beispielsweise über 800 km/h relativ zur Erdoberfläche), so erfährt die Maschine rasch aufeinanderfolgende Auf- und Abwinde, die sie samt Passagieren gründlich durchschütteln.
Blauthermik
Aber auch in wolkenfreier Luft kann es turbulent zugehen. Bei fehlender Luftfeuchtigkeit können Aufwinde auch ohne sichtbare Wettererscheinungen in Form von Wolken auftreten. In diesem Fall spricht man von "Blauthermik". Treffen Luftmassen mit unterschiedlichen Windgeschwindigkeiten oder -richtungen in größeren Höhen aufeinander, kommt es ebenfalls zu Turbulenzen. Meist treten diese Arten der Turbulenz überraschend auf, da sie in der Regel keine sichtbaren Wettererscheinungen mit sich bringen und somit mit bloßen Augen nicht sichtbar sind.
Gebirgszüge wie zum Beispiel die Alpen in Europa, die Rocky Mountains in Nordamerika oder auch das Himalaya-Gebirge in Asien müssen bei Anströmung ihrer Flanken von Luftmassen überquert werden. Dadurch kommt es zu einem Aufsteigen der Luftmassen, was selbst in großen Höhen noch registriert werden kann. Rückseitig der Gebirge sinkt die Luft wieder ab. Überquert also ein Flugzeug einen Gebirgszug, muss ebenfalls mit entsprechenden Turbulenzen gerechnet werden.
Ein weiterer Ort, an dem es zu turbulenten Störungen in der Atmosphäre kommt, ist an sogenannten Frontalzonen, also dort, wo warme und kalte Luftmassen großflächig aufeinander treffen. Aktuell ist eine solche Frontalzone im Süden Deutschlands zu finden. Ausgehend von Tief OTTO, das von der Nordsee über Dänemark in Richtung Ostsee unterwegs ist, wurde die Bundesrepublik am Sonntagabend und in der Nacht zum Montag zu großen Teilen von einem Tiefausläufer überquert. Dieser trennt warme Luftmassen, die zurzeit noch im Alpenvorland zu finden sind, von kälterer Meeresluft, die nachfolgend vom Atlantik über die Beneluxländer zu uns geführt werden. Entlang dieser Frontalzone schiebt sich die kalte unter die warme Luft, wodurch es zu Auf- und Absinkbewegungen der Luftmassen und entsprechenden Turbulenzen kommt. In den sonstigen Teilen Deutschlands sorgt die einfließende kühle und wolkenreiche Meeresluft für wiederholte Schauer und vereinzelte Gewitter. Wenn Sie also heute mit dem Flieger unterwegs sind, schnallen sie sich an! Der Flug könnte turbulent werden.
DWD
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