Folgen des Klimawandels in Oschersleben
In großen Teilen Sachsen-Anhalts werden die Folgen des Klimawandels besonders zu spüren sein. Mit dieser Prognose haben Wissenschafter des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung (UFZ) aus Leipzig das Land als Schwerpunkt für ihre Klimaforschungen ausgewählt. "Wir rechnen für die Region vom Harz bis nach Dessau und Leipzig neben weiter steigenden Temperaturen mit einer Verschärfung der Sommertrockenheit", sagte Steffen Zacharias, der beim UFZ das Forschungsprojekt leitet.
Eine zentrale Frage sei, wie Boden und Vegetation auf diese Veränderungen reagieren. "Zum Beispiel fragen wir uns, ob die positiven Effekte des Waldes bei der Speicherung des Treibhausgases Kohlendioxid auch bei Wassermangel eingehalten werden."
Zur Beantwortung dieser Frage nahmen die Wissenschaftler am Dienstag eine 500 000 Euro teure Messstation in einem Buchenwaldgebiet bei Oschersleben im Bördekreis in Betrieb. Das Wald-Klima-Observatorium ist ein Herzstück des Projekts und soll in den kommenden 15 Jahren vor allem eines tun: eine Vielzahl von Daten sammeln.
"Der Klimawandel ist ein sehr komplexes Phänomen, das viele Komponenten beeinflusst", sagte der 47 Jahre alte Bodenphysiker Zacharias. Möglichst viele Prozesse wollen die Forscher in dem Buchenwald bei Oschersleben erfassen. Dafür ließen sie einen 50 Meter hohen Messturm bauen und brachten auf einer Fläche von einem Hektar Hunderte Sensoren an. Diese sollen in unterschiedlichen Höhen, auf Blättern und am Boden den Wasserhaushalt und den Austausch von Kohlendioxid mit der Atmosphäre messen, beschrieb Zacharias. Zwei Techniker und zwei Wissenschaftler betreuen das Observatorium.
Die Untersuchungen des UFZ in Sachsen-Anhalt sowie angrenzenden kleineren Teilen von Sachsen und Thüringen sind Teil des Forschungsnetzwerks Tereno. Die Helmholtz-Gemeinschaft will die regionalen Folgen des globalen Klimawandels und der veränderten Landnutzung fassen und hat dafür auch Observatorien im Osten Mecklenburg-Vorpommerns, in der Niederrheinischen Bucht an der Westgrenze der Republik und im bayerischen Voralpenland eingerichtet.
Alle Daten werden zentral gesammelt, sollen analysiert und verglichen werden. "Wir wollen unter anderem unsere Modellsysteme verbessern, um genauere Prognosen über die Folgen der Klimaveränderung treffen zu können", erklärte der UFZ-Projektleiter.
Das neu eröffnete Wald-Klima-Observatorium ist dabei nur ein Baustein. So betreibt das UFZ in unmittelbarer Nähe zum Wald-Klima-Observatorium bereits eine Station auf einer Wiese. Bald soll laut Zacharias auch eine Ackerfläche als Messpunkt dazukommen. "So können wir auch vergleichen, wie verschiedene Landschaften in einer Region auf die Klimaveränderungen reagieren." Weitere Observatorien des Projekts gibt es an der Bode und an der Rappbodetalsperre.
dpa
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