Forschende schlagen Alarm: Süßwasservorräte der Erde rapide gesunken
Eine neue Studie hat durch eine Untersuchung von Satellitendaten einen deutlichen Wasserverlust festgestellt. Woher kommt dieser Schwund und ist er rückgängig zu machen?
Wie der Wasserkreislauf funktioniert, lernen wir schon in der Grundschule. Auf übersichtlichen Grafiken ist dann zu sehen, wie Wasser auf der Erde gespeichert und transportiert wird, es verdunstet und dann wieder abregnet und so die vorhandene Wassermenge immer gleich bleibt.
Doch dieses einfache Modell lässt einen wichtigen Faktor aus. Uns Menschen, die wir mittlerweile auf viele verschiedene Arten extrem in diesen Kreislauf eingreifen. Auch der Klimawandel und seine Folgen sorgen für immer mehr Dürren.
Plötzlicher Wasserverlust im Jahr 2014
Nun schlagen Forschende Alarm. Eine Studie, die im November in der Fachzeitschrift "Surveys in Geophysics" veröffentlicht wurde, zeigt, dass der Vorrat an flüssigem Süßwasser auf der Erde im Jahr 2014 abrupt gesunken ist und sich seitdem auch nicht mehr erholt hat. Dies entdeckten sie bei der Auswertung von Daten des deutschen Satelliten Gravity Recovery and Climate Experiment (GRACE). Die Erde scheint den Studienautor:innen zufolge in eine trockenere Phase gestartet zu sein.
Von 2015 bis 2023 zeigen Auswertungen der Satellitendaten deutlich weniger verfügbares Süßwasser auf der Erde als noch in den Jahren davor, nämlich ganze 1,200 Kubikkilometer weniger. Das schließt Seen, Flüsse, Oberflächenwasser aber auch unterirdisches Grundwasser mit ein.
Matthew Rodell, ein Mitautor der Studie und Hydrologe am NASA Goddard Space Flight Center sagt dazu: "Das ist zweieinhalb Mal mehr Wasserverlust als ein Lake Erie."
Wo begann der Wasserverlust?
Der extreme Wasserverlust begann der Studie zufolge mit einer massiven Dürre in Brasilien, auf die kurz darauf Dürreperioden in Australien, Südamerika, Nordamerika, Europa und Afrika folgten. Ungewöhnlich hohe Temperaturen im Pazifik gipfelten in eines der erheblichsten El Niño Ereignisse seit 1950.
Hier siehst du im Video, was es mit dem Phänomen El Niño auf sich hat:
Durch diesen El Niño wurden Wetter- und Regenfallmuster auf der ganzen Erde verändert. Als sich der starke El Niño dann abschwächte und schließlich auflöste, konnte sich das Süßwasser der Erde aber nicht erholen, was ungewöhnlich ist.
Klimawandel und Dürren als Faktor?
Rodell und seine Kollegen vermuten, dass globale Erwärmung zusätzlich zu dem Verlust von Frischwasser geführt hat. Denn in wärmerer Luft kann sich mehr Wasserdampf halten, was extremere Niederschläge zur Folge hat. Diese fallen nicht mehr über einen langen Zeitraum, sondern auf einmal, so dass sie nicht mehr im Boden versickern, sondern einfach oberflächlich ablaufen. Der Boden wird so noch trockener und kann noch weniger Wasser aufnehmen.
Dazu kommt Übernutzung durch übermäßige Wasserentnahme aus Seen, Flüssen und dem Grundwasser für Ballungsräume und Landwirtschaft. Hier sticht Asien hervor, das besonders viel Wasser aus dem Kreislauf entnimmt.
Zusammenhang mit Klimawandel ist möglich
Noch unsicher ist allerdings, ob wir uns gerade nur in einer trockenen Phase befinden und die Wasserreserven irgendwann wieder aufgefüllt werden können, ob sie auf Stand bleiben, oder sie sogar noch weiter sinken.
Die neun wärmsten Jahre der Wettergeschichte fallen auf die Zeit, in der der Erde viel Wasser verloren ging. Ein Zusammenhang mit dem Klimawandel ist laut den Forschenden also wahrscheinlich.
Susanna Werth, eine Hydrologin und Fernerkundungswissenschafterin an der Virginia Tech, die nicht an der Studie beteiligt war, gibt dem NASA Earth Science News Team gegenüber zu bedenken, dass es schwierig sei einen eindeutigen Zusammenhang zwischen dem Klimawandel und dem Wasserverlust herzustellen. "Klimavorhersagen sind mit Unsicherheiten behaftet", so Werth. "Messungen und Modelle sind immer mit Fehlern behaftet."
Dauerhafte Verschiebung des Wasserkreislaufs?
Beginnt nun also eine dauerhafte Verschiebung des Wasserkreislaufs der Erde hin zu mehr Wasserdampf in der Atmosphäre und weniger Süßwasser auf der Erde? Studienmitautor Rodell sagt dazu: "Wir glauben nicht, dass dies ein Zufall ist, sondern dass es ein Vorbote dessen sein könnte, was noch kommt."
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