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Klima

Hitzewelle in Nordamerika: Dieses Ausmaß ohne Klimawandel so gut wie unmöglich

Do 08.07.2021 | 10:20 Uhr - Quelle: dpa/wetter.com
Nach 50 Grad in Kanada: Feuerwalzen zerstören Ortschaften

Hat der Klimawandel eine Schwelle erreicht, bei der sich bislang nicht für möglich gehaltene extreme Wetterphänomene wie die Extremhitze in Nordamerika sprunghaft häufen? Das sagen die Wetterdaten.

Die Extremhitze der vergangenen Tage im Westen Nordamerikas mit Temperaturen bis knapp 50 Grad wäre einer Studie zufolge ohne den Klimawandel quasi undenkbar gewesen. Einer hochrangig besetzten internationalen Gruppe von Klimaforscher:innen zufolge habe die durch Treibhausgase verursachte Erwärmung der Erde die Hitzewelle in Kanada und den USA 150 Mal wahrscheinlicher gemacht. 

Die Studie des Projekts World Weather Attribution (WWA) wurde bislang allerdings in keinem Fachjournal veröffentlicht.

Hitzewelle ist Jahrtausend-Ereignis

Die Wissenschaftler:innen verglichen die Temperaturen von Ende Juni und Anfang Juli mit historischen Daten seit dem Jahr 1800. Dabei kamen sie zu dem Schluss, dass die Hitzewelle selbst angesichts des derzeitigen Fortschritts beim Klimawandel ein Ereignis war, das wohl nur in einem von 1000 Jahren vorkommen dürfte. 

"Das statistische Äquivalent von wirklichem Pech", wie in einer Mitteilung steht. Die beteiligte Forscherin Friederike Otto von der Uni Oxford sagte: "Was wir sehen, ist beispiellos. Es ist nicht normal, dass Wärmerekorde um vier oder fünf Grad Celsius gebrochen werden".

Knapp 50 Grad im kanadischen Lytton 

Vor allem Kanada, aber auch der Nordwesten der USA waren in den vergangenen Wochen von einer ungekannten Hitze erfasst worden. Rund 260 Kilometer nordöstlich von Vancouver waren in der kanadischen Gemeinde Lytton über 49 Grad gemessen worden - zuvor hatte der Rekord in Kanada bei 45 Grad gelegen.

Der Nordwesten der USA und der Westen Kanadas erleben derzeit eine Hitzewelle bisher unbekannten Ausmaßes. Die Temperaturen sind auf fast 50 Grad gestiegen, viele Menschen an den Folgen bereits gestorben. Unser wetter.com Meteorologe Dr. Alexander Hildebrand hat die aktuellen Hitzewerte in die Klimageschichte Nordamerikas eingeordnet. Im TV-Studio von WELT ist er zudem auf die Wetterentwicklung in Deutschland eingegangen.

Wenige Tage danach war die Ortschaft in einem Flammeninferno fast vollständig zerstört worden. In der Provinz British Columbia wurden innerhalb einer Woche zudem über 700 plötzliche und unerwartete Todesfälle gemeldet.

Weitere Infos zur Extremhitze in Kanada kannst du im Artikel "Viele Todesopfer! Menschen weltweit ächzen unter Hitzerekorden" nachlesen. 

Klimawandel begünstigt extreme Wetterphänomene

Dabei betonen die Forscher, dass es zwar sehr unwahrscheinlich, aber nicht unmöglich scheint, dass es neben dem Zufall gepaart mit der Erderwärmung noch einen anderen Grund für die Hitze geben könnte: Nämlich, dass der Klimawandel eine Schwelle erreicht habe, bei der sich bislang nicht für möglich gehaltene extreme Wetterphänomene sprunghaft häufen. Darauf deuteten die gesammelten Daten allerdings bislang nicht hin.

Der Studie zufolge könnten die außergewöhnlichen Vorkommnisse nur ein Vorgeschmack auf die Zukunft auch in nördlichen Breiten wie in Deutschland sein: Eine globale Erderwärmung um zwei Grad Celsius, die bei derzeitigen Emissionen in wenigen Jahrzehnten erreicht würde, könnte Ereignisse wie die Hitze in Nordamerika statt im Schnitt einmal in 1000 Jahren alle fünf bis zehn Jahre geschehen lassen. 

Juni 2021 war der wärmste in Nordamerika

Der vergangene Monat hat in Teilen der Welt zudem neue Hitzerekorde gebracht. In Nordamerika war der Juni dieses Jahres sogar der wärmste seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1979, wie der europäische Klimawandeldienst Copernicus (C3S) am Mittwoch in London mitteilte. In Europa war es der zweitwärmste.

Ungewöhnlich warm war es demnach vor allem im Westen der USA und in Kanada sowie in Finnland und dem Westen Russlands. In der finnischen Hauptstadt Helsinki, wo die Aufzeichnungen bis ins Jahr 1844 zurückgehen, war die Juni-Durchschnittstemperatur in den vergangenen fast 180 Jahren noch nie so hoch wie in diesem Jahr. Russlands Hauptstadt Moskau verzeichnete den wärmsten bislang gemessenen Junitag. In der kanadischen Provinz British Columbia wurden an drei aufeinanderfolgenden Tagen sogar gleich drei Hitzerekorde registriert. Auch in Sibirien war es überdurchschnittlich warm, wenn auch nicht so sehr wie in den drei vergangenen Jahren.

Der Juni 2021 gehört auch weltweit zu den wärmsten seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1979. Nur in den Jahren 2016, 2019 und 2020 wurden höhere Durchschnittstemperaturen gemessen. Kälter als im Durchschnitt von 1991 bis 2020 war es hingegen in der Antarktis.

Der Klimawandeldienst der EU erstellt monatlich Berichte über die Lufttemperatur, das Meereis und den Wasserkreislauf. Er stützt sich auf Daten von Satelliten, Schiffen, Flugzeugen und Wetterstationen rund um den Globus sowie Modellrechnungen. 

Zur Juni-Bilanz Deutschlands geht's hier: Bilanz Juni 2021: Drittwärmster Juni seit Beginn der Wetteraufzeichnungen

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