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Klima

Klimawandel: Grönlands Eis schmilzt jedes Jahr um fast 200 Kubikkilometer

Do 26.12.2024 | 08:49 Uhr - Redaktion - Quelle: dpa
Das Grönländische Inlandeis ist - nach dem antarktischen Eisschild - der zweitgrößte Eispanzer der Erde. ©dpa

Dass der Grönländische Eisschild an Volumen verliert, war bekannt. Nun zeigen Messungen die Dimension der Eisschmelze auf.

Der Grönländische Eisschild ist von September 2010 bis August 2022 um jährlich durchschnittlich 196 Kubikkilometer geschrumpft. Dabei schwankte die jährliche Schmelzmenge zwischen 4 und 464 Kubikkilometern, wie eine Forschergruppe um Nitin Ravinder von der englischen Universität Leeds im Fachjournal "Geophysical Research Letters" schreibt.

Grönländisches Inlandeis: Der zweitgrößte Eispanzer der Erde

Das Grönländische Inlandeis ist - nach dem antarktischen Eisschild - der zweitgrößte Eispanzer der Erde. Für die Untersuchung werteten die Wissenschaftler erstmals Höhenmessungen der Satellitenmissionen CryoSat-2 der europäischen Weltraumorganisation Esa und ICESat-2 der US-Weltraumbehörde Nasa vergleichend aus.

Unterschiede zwischen CryoSat-2 und ICESat-2: Radar vs. Laser

CryoSat-2 misst die Höhe des Eises auf dem Grönländischen Eisschild mit Radar, ICE-Sat-2 dagegen per Laser. Radar hat den Vorteil, dass es durch Wolken dringt, also auch bei bewölktem Himmel eingesetzt werden kann.

Präzision und Herausforderungen bei der Eismessung

Allerdings dringen die genutzten Radarfrequenzen bis zu zehn Meter in Schneeoberflächen ein, sodass die Messung relativ ungenau ist und durch Korrekturrechnungen verbessert werden muss. Der Laser hingegen misst recht präzise die Schnee- und Eisoberfläche - aber nur bei nahezu wolkenlosem Himmel. Seit dem Start der ICESat-2-Mission 2018 gibt es parallele Messungen beider Systeme.

Ergebnisse der Vergleichsmessungen: Hohe Übereinstimmung

Ravinder und Kollegen stellten fest, dass die Messungen mit den zwei Technologien nur gering voneinander abwichen: Im inneren Bereich des Eisschildes lagen sie lediglich um 0,2 Zentimeter pro Jahr auseinander. In der Schmelzzone am Rand des Eisschildes, wo es eine größere Dynamik von Eisgewinn im Winter und Eisverlust im Sommer gibt, betrug der Unterschied 3,3 Zentimeter pro Jahr.

Fortschritt in der Satellitenforschung

Insgesamt machen die Unterschiede nur etwa sechs Prozent des beobachteten Trends aus. «Wir freuen uns sehr über die Entdeckung, dass CryoSat-2 und ICESat-2 so eng miteinander übereinstimmen», betonte Ravinder.

Schmelzraten: Ungleichmäßige Verteilung der Abschmelzung

Die Forscher ermittelten aus den Messdaten der beiden Satellitensysteme von 2018 bis 2022 eine durchschnittliche Verringerung der Eishöhe um 11,6 Zentimeter pro Jahr über den gesamten Eisschild. Allerdings war diese Abschmelzung sehr ungleich verteilt: Im großen Innenbereich waren es nur 6,3 Zentimeter, in den Randbereichen 54,3 Zentimeter, also rund neunmal so viel.

Eisverlust: Alarmierende Zahlen

Für den Zeitraum 2010 bis 2022 errechneten die Wissenschaftler einen durchschnittlichen jährlichen Eisverlust von 79 Kubikkilometern im Innenbereich und 117 Kubikkilometern in den Randbereichen.

Gesamtverlust: Vergleich mit dem Viktoriasee

Diese insgesamt 196 Kubikkilometer pro Jahr ergeben für den ganzen Untersuchungszeitraum einen Volumenverlust um 2352 Kubikkilometern. Dies entspricht fast der Wassermenge des größten afrikanischen Sees, des Victoriasees, mit einem Volumen von 2760 Kubikkilometern.

Auswirkungen auf den Meeresspiegel

Nach einer Studie von 2023 hat das schmelzende grönländische Eis seit 1992 zu einer Erhöhung des weltweiten Meeresspiegels um 13,6 Millimeter geführt. Nach Esa-Angaben würde ein komplettes Abschmelzen dieses Eisschildes den Meeresspiegel um rund sieben Meter steigen lassen.

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