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Klima

Klimawandel-News im Ticker: Fast jeder vierte Deutsche stark durch Hitze bei der Arbeit belastet

Fr 26.04.2024 | 11:00 Uhr - Quelle: dpa/wetter.com/Glomex
Regelmäßig gibt es neue Erkenntnisse über den Klimawandel und dessen Folgen. ©Shutterstock

Mittlerweile gibt es fast täglich neue Erkenntnisse rund um den Klimawandel und dessen Folgen. In unserem Newsticker halten wir dich über neue Entwicklungen, Studien und Meinungen auf dem Laufenden.

Der Klimawandel beschäftigt die Gesellschaft weiterhin in großem Ausmaß. Über alle aktuellen Entwicklungen, Befunde und Erkenntnisse zu diesem Thema halten wir euch deshalb hier auf dem Laufenden.


26.04.2024: Fast jeder Vierte stark durch Hitze bei der Arbeit belastet

Fast jede und jeder vierte Beschäftigte in Deutschland fühlt sich einer Umfrage zufolge bei Hitze während der Arbeit stark belastet. Eine solche hohe Belastung gaben 23 Prozent bei der Umfrage im Auftrag der Krankenkasse DAK-Gesundheit an, die der Deutschen Presse-Agentur vorliegt und die an diesem Freitag in Berlin präsentiert werden soll. Das seien etwa zehn Millionen Menschen.

Vorstandschef Andreas Storm sagte: "Hitze ist das größte durch den Klimawandel bedingte Gesundheitsrisiko in Deutschland - auch für die Beschäftigten." Beim Klima- und Hitzeschutz seien eine Bewusstseinswende und mehr Aufklärung nötig. "Ein breites Bündnis der Akteure muss sich für eine resiliente Arbeitswelt einsetzen, die sowohl für die Menschen als auch für die Umwelt nachhaltig gestaltet ist", so Storm.

Rund 69 Prozent der Beschäftigten sehen der Umfrage zufolge eine Einschränkung ihrer Leistung durch extreme Temperaturen. 19 Prozent haben demnach hitzebedingte Gesundheitsprobleme. "Unser Report zeigt alarmierend, wie Hitzewellen bereits jetzt die Arbeitsbedingungen beeinflussen und sich auf Wohlbefinden, Gesundheit und Leistungsfähigkeit der Beschäftigten auswirken", sagte Storm.

Bestimmte Berufsgruppen sind der Umfrage zufolge bei Hitze besonders oft beeinträchtigt. So gaben von den befragten Pflegekräften 49 Prozent an, stark belastet zu sein. Im Baugewerbe oder im Handwerk seien es 28 Prozent gewesen. Insgesamt führe das Arbeiten bei hohen Temperaturen häufig zu verminderter Leistung: Gut die Hälfte der Befragten (53 Prozent) gab an, nicht so produktiv zu sein wie sonst. 42 Prozent gaben an, bei großer Hitze Schwierigkeiten mit der Konzentration zu haben.

Gesundheitliche Probleme durch Extremtemperaturen haben der Umfrage zufolge 19 Prozent aller Beschäftigten. "Es ist alarmierend, dass fast jeder fünfte Beschäftigte hitzebedingte Gesundheitsprobleme kennt", sagte Professor Volker Nürnberg, der die Umfrage als Experte für betriebliches Gesundheitsmanagement fachlich begleitete. Die Betriebe müssten zeitnah alle Arbeitsprozesse und -abläufe an Hitzeperioden anpassen und Maßnahmen zum Schutz der Beschäftigten ergreifen.

Für den "DAK-Gesundheitsreport" befragte das Meinungsforschungsinstitut Forsa den Angaben zufolge im Zeitraum 22. August bis 8. September 2023 rund 7000 Beschäftigte zwischen 18 und 65 Jahren. Alle Auszählungen und Analysen wurden demnach durch das Iges Institut auf Basis des von Forsa übernommenen Rohdatensatzes erstellt. Daneben wurden für den Report weitere Datenquellen genutzt. So wurden unter anderem die Daten von 2,4 Millionen erwerbstätigen DAK-Versicherten ausgewertet.


05.03.2024: Ausmaß der Korallenbleiche am Great Barrier Reef verheerend

Wissenschaftler warnen vor einer verheerenden Korallenbleiche am Great Barrier Reef im australischen Bundesstaat Queensland. Neue Unterwasseraufnahmen zeigen nach Angaben der örtlichen Klimaschutzorganisation Climate Council das ganze Ausmaß des Desasters: Von Lizard Island bis zu den Keppel Islands sei bereits ein 1100 Kilometer langes Gebiet betroffen, berichtete die Nachrichtenagentur AAP am Dienstag. Auslöser ist laut Experten eine kürzliche marine Hitzewelle in der Region.

"Heron Island war in den letzten Jahren glücklicherweise von mehreren Bleichereignissen verschont geblieben, aber wie es jetzt dort aussieht, ist einfach verheerend", sagte Diana Kleine, Projektmanagerin der örtlichen Organisation Coral Watch. Die Forscherin besucht die Insel, die etwa 460 Kilometer nördlich von Brisbane in dem betroffenen Gebiet liegt, seit 25 Jahren. 

Bei Wassertemperaturen von bis zu 30 Grad seien an manchen Stellen bis zu 80 Prozent der Korallen gebleicht. Sie habe eine vier Meter breite Koralle gesehen, die Tausende von Jahren gewachsen sei - und nun völlig fahl und weiß dastehe. Angesichts der Lage könnten die Behörden schon bald eine weitere Massenbleiche ausrufen, warnte Climate Council.

Das Barrier Reef ist ein Naturwunder, das sogar aus dem Weltraum zu sehen ist. Wegen der Meereserwärmung ist es zunehmend in Gefahr. Denn die Korallen stoßen bei schwierigen Bedingungen die für die Färbung sorgenden Algen ab, mit denen sie sonst in einer Gemeinschaft zu gegenseitigem Nutzen zusammenleben. 

Gebleichte Korallen sind extrem gestresst, aber sie leben noch und können sich wieder erholen. Durch das extrem warme Meerwasser sind sie Experten zufolge aber anfällig für Krankheiten, die sie töten können. Wenn das Wasser sich in den kommenden Wochen nicht abkühle, dann sei es nur eine Frage der Zeit, bis die gebleichten Nesseltiere absterben würden, sagte Kleine.


11.02.2024: Beispiel aus Vergangenheit zeigt, wie Antarktis-Eis rasant schwinden kann

Die Forschung zeigt, dass das westantarktische Eisschild sehr schnell schwinden kann, wie ein Beispiel aus der Vergangenheit verdeutlicht. Ein Forschungsteam berichtet im Fachmagazin "Nature Geoscience", dass das westantarktische Eisschild an einer Stelle innerhalb von weniger als 200 Jahren um 450 Meter dünner wurde. Dies deutet darauf hin, dass Eis in der Antarktis nach dem Erreichen eines Kipppunkts sehr schnell schwinden kann.

Das Forschungsteam nutzte einen 651 Meter langen Eisbohrkern vom Skytrain Ice Rise, einer halbinselförmigen Eiskuppel im westantarktischen Ellsworthland. Sie analysierten das Eis, um die Geschehnisse vor Tausenden von Jahren zu rekonstruieren. Die Untersuchungen zeigten, dass das Eisschild am Ende der letzten Eiszeit vor etwa 8200 Jahren innerhalb von nur 176 Jahren etwa 450 Höhenmeter an Eis verlor, was einem jährlichen Durchschnitt von über 2,5 Metern entspricht.

Grund für schnelles Eisverlust

Der Skytrain Ice Rise liegt am Rand des Ronne-Eisschelfs, bei dem das Grundgestein unterhalb des Meeresspiegels liegt. Als das Meer nach der Eiszeit wärmer wurde, unterspülte es Teile des Eisschelfs, wodurch das Eis auf dem Wasser schwamm und der Widerstand gegen das Gletschereis abnahm. Dies führte zu einem schnellen Eisverlust.

Die Studie zeigt auch, dass der Anteil an Natrium im Eis vor 7700 bis 7300 Jahren zunahm, was darauf hindeutet, dass das Meer näher an die Eiskuppel rückte, weil das Schelfeis zurückging.

Teile des westantarktischen Eisschildes könnten destabilisiert werden

Diese Erkenntnisse unterstreichen die Gefahr eines schnellen Eisverlusts in der Antarktis. Wissenschaftler befürchten, dass die aktuelle Erderwärmung Teile des westantarktischen Eisschildes destabilisieren könnte, was zu einem Kipppunkt führen und einen Zusammenbruch auslösen könnte.

Der westantarktische Eisschild gilt als besonders gefährdet, da ein großer Teil auf Felsen liegt, die unter dem Meeresspiegel liegen. Insgesamt könnten die antarktischen Eisschilde genug Süßwasser enthalten, um den globalen Meeresspiegel um etwa 57 Meter anzuheben.


22.01.2023: Neben verheerenden Fluten - Forscher warnt vor unterschätzter Gefahr

Hitzewellen in Deutschland sind nach Ansicht des Karlsruher Klimaforschers Andreas H. Fink eine unterschätzte Gefahr.

"Sie sind leise Katastrophen und fallen nicht durch spektakuläre Bilder auf. Aber es sterben viel mehr Menschen durch Hitze als an Überflutungen", sagt der Meteorologe am Karlsruher Institut für Technologie (KIT). 

Fink: 44 Grad immer möglich - "Eile ist geboten"

Er rechnet damit, dass es künftig mehr heiße Sommer mit ungewöhnlich vielen Hitzetagen geben wird. Sein Team am Institut für Meteorologie und Klimaforschung arbeitet deshalb an besseren Vorhersagen. 

"Dieses Top-Klima-Extrem wird uns zunehmend auf Trab halten", ist der KIT-Professor überzeugt. Temperaturen über 40 Grad über mehrere Tage hinweg dürften nach seiner Prognose die nächsten Jahre zwar nach wie vor eher selten in Deutschland sein. "Die Stärke und Dauer der Hitzewellen dürften aber zunehmen", sagte er im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur. 

Fink rechnet damit, dass immer neue Temperaturrekorde zur Normalität werden. "43 und 44 Grad sind immer möglich." Dagegen müsse man sich besser wappnen: "Eile ist geboten."

Von einer Hitzewelle sprechen Forscher dann, wenn sich mindestens drei Hitzetage aneinanderreihen. Als Hitzetag wird ein Tag definiert, wenn er im langjährigen Vergleich zu den wärmsten zehn Prozent in der jeweiligen Region gehört. Eine der stärksten Hitzewellen gab es 2003 - damals starben in West- und Südeuropa Tausende Menschen an den Folgen der Hitze.

Wie können wir uns vorbereiten?

Der Meteorologe ist überzeugt, dass eine frühe Warnung hilft, Leben zu schützen und Kosten zu sparen. So könnten Altenheime, Krankenhäuser oder Rettungskräfte Bereitschaftspläne aufstellen, Energieversorger könnten sich auf Stromspitzen wegen mehr Klimaanlagen vorbereiten, Städte könnten in öffentlichen Gebäuden wie Bibliotheken Kühlzonen oder Trinkwasserbrunnen errichten und Einsätze von Garten- oder Straßenarbeitern könnten von der Mittagshitze in den Abend verschoben werden.

"Warum nicht eine Siesta einführen?", fragt sich der Forscher. Da Hitze auch meist mit extremer Trockenheit einhergehe, sei eine frühe Vorwarnung auch für die Landwirtschaft sehr wichtig.

Der Meteorologe untersucht am KIT-Institut für Meteorologie und Klimaforschung mit seinem Team Dutzende Hitzewellen der vergangenen Jahre in Deutschland, um besser zu verstehen, welche atmosphärischen Prozesse in den typischen Hitze-Wetterlagen zu einer guten oder zu einer fehlerhaften Vorhersage führten. 

Wie gut lassen sich Hitzewellen vorhersagen?

"Sieben Tage vorher ist eine Vorhersage in vielen Fällen schon richtig gut." Ziel sei eine Vorhersage für längerfristige vorbereitende Maßnahmen von drei Wochen. Im Gegensatz zur Prognose von Niederschlägen sei die von Hitzewellen leichter. Letztere gingen stets mit einem Hoch in einer Großwetterlage einher.

"Die Luftmasse zirkuliert wenig und erwärmt sich über Tage. Es baut sich ein sogenannter Hitzedom auf. Das ist in der Regel gut vorhersagbar." Die Erkenntnisse sollen dann von Wettervorhersagediensten genutzt werden.

Eine Vorausschau für ein ganzes Jahr und damit konkret nun für 2024 ist für die Forscher nicht möglich. Was sie aber generell sagen können, ist: "Wenn der Winter, wie derzeit, und dann das Frühjahr sehr feucht sind, sind extreme Hitzewellen unwahrscheinlicher, weil dann auch der Boden und die Vegetation im Sommer noch viel Wasser verdunsten kann. Das kann im Sommer schon Unterschiede von zwei bis drei Grad in der Tageshöchsttemperatur ausmachen."


10.12.2023: Greenpeace zur Klimakonferenz: Nah dran, Geschichte zu schreiben 

Knapp drei Jahrzehnte nach der ersten UN-Klimakonferenz gibt es nach Einschätzung von Greenpeace erstmals eine realistische Chance, dass die etwa 200 Staaten einen Ausstieg aus Kohle, Öl und Gas beschließen. "Wir sind nah dran, hier Geschichte zu schreiben", sagte am Sonntag die Delegationsleiterin der Umweltorganisation auf dem UN-Treffen in Dubai, Kaisa Kosonen. Niemals zuvor habe sie so viel Druck und Energie dafür verspürt.

Sie verwies dabei auch auf einen gemeinsamen Aufruf von 106 Staaten für einen Ausstieg aus den fossilen Energieträgern - darunter die EU sowie viele afrikanische, karibische und pazifische Staaten. Inzwischen gebe es starken Druck auch aus Lateinamerika und vom Bündnis kleiner Inselstaaten, die vom steigenden Meeresspiegel infolge der Erderhitzung stark bedroht sind.

Kosonen räumte ein, dass es zugleich noch erheblichen Widerstand gegen ehrgeizige Beschlüsse zum Ausstieg aus den fossilen Energien gibt - "mit Saudi-Arabien an der Spitze der Opposition", wie sie sagte. Auf dem Tisch bleibe daher auch die Option, dass es eine Blockade und gar keinen Beschluss zu dem in Dubai heiß diskutierten Thema gebe. Einige Entwicklungsländer hätten zudem Sorgen, wie sie die Energiewende hin zu erneuerbaren Energien allein schaffen sollen.

Die Konferenz mit etwa 97.000 Teilnehmern soll am Dienstag enden. In den vergangenen Jahren ist sie allerdings stets in die Verlängerung gegangen, meist ein oder zwei Tage lang.


09.12.2023: Weltklimakonferenz findet 2024 in Aserbaidschan statt 

Die Weltklimakonferenz im kommenden Jahr wird erneut in einem Ölstaat stattfinden: in Aserbaidschan. "Ich bin erfreut bekanntzugeben, dass es eine übergreifende Unterstützung für die Kandidatur Aserbaidschans als Gastgeber der COP29 gibt", sagte der Umweltminister Aserbaidschans, Mukhtar Babayev, am Samstag vor dem Plenum in Dubai.

Zuvor hatte Armenien die Kandidatur des Nachbarlandes blockiert. Bei einer Annäherung zwischen den beiden verfeindeten Staaten erklärte Armenien aber nun, den aserbaidschanischen Antrag auf die Ausrichtung zu unterstützen.

Nach dem Rotationsprinzip der Klimakonferenz ist im kommenden Jahr regulär eine Gruppe osteuropäischer Länder als Gastgeber dran. Dort gab es zuvor lange Diskussionen. Auch Russland begrüßte die Einigung auf Aserbaidschan.

Die Umweltorganisation Germanwatch kritisierte die Entscheidung: "Die Tatsache, dass mit Aserbaidschan nach Ägypten und den Vereinigten Arabischen Emiraten ein weiterer Ölstaat die Klimaverhandlungen leiten soll, ist höchst problematisch", sagte der politische Geschäftsführer Christoph Bals. Außerdem gebe es große Probleme mit Korruption.

Wäre eine Einigung in dieser Gruppe nicht gelungen, hätte die nächste Klimakonferenz in Bonn stattgefunden - dort sitzt das Klimasekretariat der Vereinten Nationen. Findet sich kein anderer Gastgeber, trifft sich die Weltgemeinschaft dort zu ihrem jährlichen Treffen.


07.12.2023: Bessere Definition für die 1,5-Grad-Grenze von Forschern gefordert

Die Warnungen bezüglich der Klimakrise nehmen an Intensität zu, und Experten könnten bald verkünden, dass die 1,5-Grad-Grenze überschritten ist - so eine Aussage könnte nach den derzeitigen Maßstäben jedoch erst viele Jahre später getroffen werden, warnen britische Forscher in einem aktuellen Kommentar in der Fachzeitschrift "Nature". In ihrem Beitrag schlagen sie einen Ansatz vor, der eine frühzeitige Feststellung der Nichteinhaltung von Klimazielen ermöglichen könnte, um effektiver gegen die schädlichen Auswirkungen des Klimawandels vorzugehen.

Die Weltklimakonferenz von 2015 in Paris hatte das Ziel formuliert, die Erderwärmung auf maximal 1,5 Grad im Vergleich zur vorindustriellen Ära zu begrenzen. Dieses Ziel steht auch im Fokus der aktuellen Weltklimakonferenz in Dubai. Die Herausforderung besteht jedoch darin, genau zu bestimmen, wann das Ziel als verfehlt gilt.

Die Forscher, darunter Richard Betts vom britischen Wetterdienst Met Office und der Universität Exeter, betonen, dass die Pariser Vereinbarung keine formelle Definition für das Überschreiten der 1,5 Grad Celsius enthält. Dieser Mangel an Klarheit könnte zu Verwirrung führen, besonders in Zeiten, in denen dringendes Handeln gegen die schlimmsten Auswirkungen des Klimawandels erforderlich ist.

Viele Fachleute zweifeln mittlerweile daran, dass das 1,5-Grad-Ziel noch erreicht werden kann. Der Weltklimarat IPCC hat zwar festgelegt, wann eine bestimmte Temperaturmarke als überschritten gilt, doch die Zeitspanne von 20 Jahren erschwert eine zeitnahe Feststellung. Chris Hewitt, Direktor für Klimadienstleistungen bei der Weltwetterorganisation (WMO), erklärt, dass das Überschreiten eines Schwellenwerts erst 10 Jahre nach dem Ereignis festgestellt werden kann.

Bis 2100 darf sich die Erdmitteltemperatur nicht um mehr als 1,5 Grad erhöhen. Wird diese Zahl überschritten, gerät unser Planet Erde an mehreren Stellen aus dem Gleichgewicht. Die Folgen für Menschen, Tiere und Natur wären teils katastrophal. Im Rahmen der #OneTomorrow Klima-News auf ProSieben hat unsere wetter.com Meteorologin Corinna Borau anhand des Permafrosts erklärt, was das Nichteinhalten des Pariser Klimaabkommens für uns bedeuten würde.

Um dieses Problem zu überwinden, schlägt die Gruppe um Betts vor, den Stand der globalen Erwärmung basierend auf den Beobachtungsdaten der letzten zehn Jahre und Modellprojektionen für die kommenden zehn Jahre zu berechnen. Dadurch könnte das Überschreiten der 1,5-Grad-Schwelle rechtzeitig erkannt werden, und geeignete Maßnahmen könnten eingeleitet werden. Laut ihrer Methode lag die globale Erderwärmung Ende 2022 bei etwa 1,26 Grad im Vergleich zum vorindustriellen Niveau.


06.12.2023: Erde heizt weiter auf - 2023 global heißestes Jahr seit Messbeginn

Die Halbzeitbilanz der Weltklimakonferenz bringt alarmierende Fakten zutage: Laut des EU-Klimawandeldienstes Copernicus war das Jahr 2023 global gesehen das heißeste Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen. Die Wahrscheinlichkeit, dass der Dezember diese Tendenz noch verändert, wurde als praktisch ausgeschlossen eingestuft. Auf der laufenden UN-Konferenz in Dubai (COP28) betonte Klimastaatssekretärin Jennifer Morgan, dass Deutschland weiterhin für ein "ambitioniertes Gesamtpaket" streite, zu dem auch der umstrittene schrittweise Ausstieg aus Kohle, Gas und Öl gehöre.

Laut Copernicus lagen die globalen Durchschnittstemperaturen 1,46 Grad über dem vorindustriellen Referenzzeitraum von 1850 bis 1900. 2023 war bislang 0,13 Grad wärmer als die ersten elf Monate des bisherigen Rekordjahrs 2016. Morgan betonte, um die Erderhitzung langfristig unter 1,5 Grad zu halten, müsse der weltweite Ausstoß von Treibhausgasen bis 2030 um 43 Prozent schnell sinken.

Zum Stand der Verhandlungen sagte Morgan, es gebe ein "gemischtes Bild", und alle ehrgeizigen Optionen lägen noch auf dem Verhandlungstisch. Die Herausforderungen wie der Ausstieg aus fossilen Energien würden ab Freitag auch auf Ministerebene besprochen. Morgan äußerte die Überzeugung, dass ein gutes Ergebnis möglich sei, jedoch nicht einfach werde. Umweltverbände berichteten, dass unter anderem der Ölstaat Saudi-Arabien und Indien, das stark auf Kohle setzt, sich gegen eine Verpflichtung zum Ausstieg aus allen fossilen Energien wehrten.


05.12.2023: UN-Bericht beklagt "turbogetriebenen" Klimawandel 

Der Klimawandel hat im wärmsten Jahrzehnt der Messgeschichte von 2011 bis 2020 laut eines UN-Berichts rasant an Fahrt aufgenommen. Die Weltwetterorganisation (WMO) teilte auf der Weltklimakonferenz der Vereinten Nationen in Dubai mit, dass immer mehr Treibhausgase in der Atmosphäre für eine "turbogetriebene, dramatische Beschleunigung der Eisschmelze und des Meeresspiegel-Anstiegs" sorgen.

Die globale Durchschnittstemperatur lag im vergangenen Jahrzehnt 1,1 Grad über den Werten des späten 19. Jahrhunderts, dem Referenzzeitalter für das globale Ziel, die Durchschnittstemperatur nicht mehr als 1,5 Grad steigen zu lassen.

Grönland verliert jährlich etwa 251 Gigatonnen Eis

Zwischen 2011 und 2020 verlor Grönland jährlich etwa 251 Gigatonnen Eis, während in der Antarktis durchschnittlich 143 Gigatonnen Kontinental-Eis pro Jahr schmolzen. Dies entspricht einem Verlust, der 75 Prozent über der Schmelzrate zwischen 2001 und 2010 liegt.

Der Anstieg des Meeresspiegels beschleunigte sich im vergangenen Jahrzehnt auf 4,5 Millimeter pro Jahr, im Vergleich zu 2,9 Millimetern zwischen 2001 und 2010.

WMO-Generalsekretär Petteri Taalas warnte, dass der Wettlauf zur Rettung schmelzender Gletscher und Eisschilde verloren gehe. Daher müsse die Reduktion von CO2 und anderen Treibhausgasen höchste Priorität haben.

Extremwetterereignissen verursachen Rückschritte im Kampf gegen Hunger und Armut 

Taalas wies auch auf den Anstieg von Extremwetterereignissen durch den Klimawandel hin. Dürren, Hitzewellen, Überflutungen, tropische Wirbelstürme und Waldbrände hätten im vergangenen Jahrzehnt Rückschritte im Kampf gegen Hunger und Armut verursacht.

Trotzdem gab es auch positive Trends, darunter einen Rückgang der Todeszahlen bei Katastrophen aufgrund verbesserter Frühwarnsysteme. Das Ozonloch über der Antarktis ist aufgrund von Beschränkungen schädlicher Chemikalien ebenfalls geschrumpft.


05.12.2023: CO2-Emissionen durch fossile Brennstoffe erreichen Höchststand

Die globalen CO2-Emissionen durch fossile Energieträger wie Kohle, Erdöl und Erdgas steigen weiter an und werden voraussichtlich im Jahr 2023 mit 36,8 Milliarden Tonnen einen Höchststand erreichen. Dies ergibt sich aus dem Experten-Bericht zum globalen Kohlenstoffbudget ("Global Carbon Budget"), der von über 120 Fachleuten erstellt und veröffentlicht wurde. Dies entspricht einer Steigerung um 1,1 Prozent im Vergleich zu 2022 und 1,4 Prozent im Vergleich zum Zeitraum vor der COVID-19-Pandemie im Jahr 2019.

Die Auswirkungen des Klimawandels sind offensichtlich, jedoch bleibt die Umsetzung von Maßnahmen zur Reduzierung von Kohlenstoffemissionen aus fossilen Brennstoffen schmerzlich langsam, so Pierre Friedlingstein, Forschungsleiter an der University of Exeter (Großbritannien).

Der Anteil des Treibhausgases Kohlendioxid (CO2) in der Luft liegt 2023 durchschnittlich bei 419,3 ppm (Teile pro Million), was einer 51-prozentigen Erhöhung seit dem Jahr 1750 entspricht. Es wird befürchtet, dass das Ziel, die globale Durchschnittstemperatur auf nicht mehr als 1,5 Grad Celsius über dem vorindustriellen Niveau zu halten, überschritten wird. Julia Pongratz von der Ludwig-Maximilians-Universität München (eine der Hauptautorinnen des Berichts) betont, dass jedes Zehntelgrad im Kampf gegen die Klimakrise von Bedeutung ist.

Bei der Weltklimakonferenz in Dubai beraten aktuell Vertreter aus aller Welt darüber, wie der Ausstoß von Treibhausgasen gesenkt werden könnte. Dabei kann man laut einer neuen Studie allerdings derzeit keine Reduzierung verbuchen, im Gegenteil. Der Bericht "Global Carbon Budget", der am Dienstag während des Klimagipfels veröffentlicht wurde, skizziert für 2023 ein mögliches Rekordhoch von CO2-Emissionen. Die Forschenden rechnen mit insgesamt 36,8 Milliarden Tonnen Kohlendioxid durch die Verbrennung fossiler Energieträger. Das wären 1,1 Prozent mehr als im Vorjahr.

Indien stößt mehr CO2 aus als die EU

China, das für 31 Prozent der weltweiten CO2-Emissionen verantwortlich ist, hat 2023 einen Anstieg von vier Prozent im Vergleich zum Vorjahr verzeichnet. Indien hingegen verzeichnete einen Anstieg von 8,2 Prozent und übertrifft nun die Europäische Union in den Emissionen. Die USA reduzierten ihre Emissionen um 3,0 Prozent, die EU um 7,4 Prozent, während der Rest der Welt einen Rückgang von 0,4 Prozent verzeichnete.

Der Bericht hebt hervor, dass Deutschland im Jahr 2023 nicht vorab berechnet wurde. Im letzten Jahr konnte die Bundesrepublik ihre fossilen CO2-Emissionen um 1,9 Prozent reduzieren, jedoch wird betont, dass mehr getan werden muss, um CO2-Einsparungen zu erreichen.

Abholzung von Wäldern setzt ca. 4,1 Milliarden Tonnen CO2 in die Atmosphäre frei

Ein weiterer Schwerpunkt des Berichts ist die Landnutzungsänderung, insbesondere die Abholzung von Wäldern, die 2023 schätzungsweise 4,1 Milliarden Tonnen CO2 in die Atmosphäre freigesetzt hat. Erstmals wird auch die Reduktion des atmosphärischen CO2 durch technische Maßnahmen ausgewiesen, jedoch macht dies nur einen minimalen Bruchteil der aktuellen Emissionen aus. Technologien wie die direkte CO2-Entnahme aus der Luft und Speicherung werden als notwendig erachtet.

Trotz der Herausforderungen gibt es Hoffnung, da viele Länder ihre CO2-Emissionen deutlich reduziert haben, während ihre Wirtschaft weiterhin wächst. Kohlenstoffsenken, darunter die Vegetation an Land und chemische Reaktionen im Ozean, nehmen immer noch etwa die Hälfte des vom Menschen verursachten CO2 auf, obwohl ihre Effektivität durch den Klimawandel beeinträchtigt wird.


30.11.2023: UN-Klimachef warnt vor tödlichen Konsequenzen der Erderwärmung  

Zum Auftakt der Weltklimakonferenz in Dubai hat UN-Klimachef Simon Stiell die Vertreter von knapp 200 Staaten vor den tödlichen Konsequenzen der Erderwärmung gewarnt. "Wenn wir nicht den endgültigen Ausstieg aus der fossilen Ära einläuten, leiten wir unseren eigenen endgültigen Niedergang ein. Und wir billigen zugleich, dies mit Menschenleben zu bezahlen."

Infolge der Erderwärmung gibt es je nach Region häufigere und schwerere Stürme, Dürren, Überschwemmungen und Waldbrände - davon sind schon jetzt Millionen Menschen weltweit betroffen.

Weiter sagte Stiell vor dem Plenum, der Wissenschaft zufolge blieben sechs Jahre, dann könne der Planet nicht länger die klimaschädlichen Treibhausgas-Emissionen der Menschheit verkraften und das wichtige 1,5-Grad-Limit werde durchbrochen - wenn die Welt nicht scharf umsteuere. Mit dem Limit ist das 2015 auf der UN-Klimakonferenz in Paris beschlossene Ziel gemeint, die Erderwärmung auf möglichst 1,5 Grad zu begrenzen im Vergleich zur vorindustriellen Zeit.

Stiell erinnerte alle Delegierten an ihre Verantwortung im Kampf gegen die Klimakrise. "Hinter jeder Zeile, jedem Wort und jedem Komma, an dem Sie hier auf der COP arbeiten, steht ein Mensch, eine Familie, eine Gemeinschaft, die auf Sie angewiesen ist."

Er kündigte an, das Klimasekretariat (UNFCC) werde alle in den kommenden zwei Wochen gemachten Zusagen und angekündigten Initiativen genau nachhalten. "So können wir sicherstellen, dass unsere Versprechen dem Planeten dienen - auch wenn die Kameras lange aus sind."


27.11.2023: WMO-Chef für mehr Druck auf China und Indien für besseren Klimaschutz

Mit Importsteuern und anderem Druck können Länder wie China und Indien nach Überzeugung des Chefs der Weltwetterorganisation (WMO), Petteri Taalas, zur schnelleren Abkehr von fossilen Energieträgern gebracht werden. Taalas sprach sich dafür aus, auf klimaschädlichen Produkten - ähnlich wie bei Nahrungsmitteln, die heute den Nährstoffgehalt ausweisen - künftig den fossilen Fußabdruck zu zeigen, also wie viel Energie aus Öl, Gas und Kohle in die Produktion gegangen ist. "Eine Frage ist, ob europäische Länder nicht Handelsdruck auf diese Länder ausüben können", sagte Taalas vor der Weltklimakonferenz COP28 in Dubai der Deutschen-Presse Agentur. Das Treffen von rund 200 Staaten beginnt am Donnerstag.

Das gehe beispielsweise über Importsteuern, sagte Taalas. Möglich seien auch Verbraucherkampagnen gegen Produkte, die unter Einsatz von Kohle hergestellt wurden. "Die Länder sollten erwägen, solchen Druck aufzubauen."

Deutschland und die EU hätten ihre Emissionen mehr als alle anderen Weltregionen gesenkt, sagte der Finne. Die großen Industrieländer (G7), darunter auch die USA und Kanada, seien auf gutem Weg. Ihre Aufgabe bei der Weltklimakonferenz sei es, erneut mit gutem Beispiel voranzugehen und noch schärfere Klimaschutzmaßnahmen zu verkünden. Damit könnten sie hoffentlich die anderen G20-Länder ins Boot holen. "Der Rest der G20-Länder ist verantwortlich für die Hälfte der Treibhausgasemissionen weltweit", sagte Taalas. Er nannte vor allem China sowie Indien und Brasilien. Sie seien ebenfalls stark von den Folgen des Klimawandels betroffen und hätten selbst gute Beweggründe, sich für Klimaschutz einzusetzen.

"China könnte ein Game Changer sein, die ganze Lage verändern", sagte Taalas. "Ich hoffe, dass China seinen Wandel (zu klimaneutraler Entwicklung) schneller vorantreibt, so dass seine Emissionen noch vor 2030 den Höhepunkt erreichen und das Land statt erst 2060 schon 2050 klimaneutral wird." Klimaneutral bedeutet, dass ein Land nicht mehr Treibhausgase produziert, als Kohlenstoffsenken - etwa Böden, Wälder und Ozeane - aufnehmen können.


21.11.2023: Globale Temperatur erstmals 2 Grad höher als in vorindustrieller Zeit

Die weltweite Durchschnittstemperatur eines Tages hat erstmals seit Aufzeichnungsbeginn mehr als zwei Grad über dem vorindustriellen Niveau gelegen. Der EU-Klimawandeldienst Copernicus bestätigte am Dienstag auf Anfrage, dass die Temperatur am 17. November nach vorläufigen Daten den Durchschnitt des Zeitraums von 1850 bis 1900 für diesen Tag um 2,06 Grad übertroffen habe.

Im Vergleich zur Zeit von 1991 bis 2020 lag die Temperatur für den Tag demnach um 1,17 Grad höher. Zugleich betonte Copernicus: "Es ist wichtig klarzustellen, dass dies keinen Verstoß gegen das Pariser Abkommen darstellt, sondern unsere Nähe zu den international vereinbarten Grenzwerten unterstreicht."

Auf der Weltklimakonferenz 2015 in Paris hatten die Staaten weltweit vereinbart, die Erderwärmung auf unter 2 Grad zu begrenzen, möglichst sogar auf 1,5 Grad. Dabei geht es um längerfristige Werte und nicht um einzelne Tage, Monate oder Jahre. Hintergrund des Beschlusses sind die fatalen Folgen der Erderhitzung wie immer häufigere und schwerere Stürme, Dürren, Überschwemmungen und Waldbrände. Die vergangenen Monate hatten eine Reihe von Temperaturrekorden gebracht, das Jahr 2023 dürfte nach Einschätzung von Experten das global wärmste seit Beginn der Aufzeichnungen werden. Stand Ende Oktober lag die mittlere Temperatur Copernicus zufolge 1,43 Grad über dem vorindustriellen Durchschnitt.

Der Wert vom 17. November sei die bisher größte Abweichung vom geschätzten Durchschnitt eines Tages für die vorindustrielle Zeit - und nicht die höchste absolute Temperatur, teilte Copernicus mit Sitz im englischen Reading weiter mit. "Der Rekord für den wärmsten Tag (und Monat) liegt immer noch im Juli dieses Jahres, da im nördlichen Sommer deutlich höhere Temperaturen beobachtet wurden." Zugleich hieß es: "Während wir uns der im Pariser Abkommen festgelegten 1,5-Grad-Grenze nähern, rechnen wir damit, dass es in den kommenden Monaten und Jahren immer häufiger zu Temperaturanomalien kommt, die die 1,5- und 2-Grad-Grenzwerte im Vergleich zum vorindustriellen Niveau überschreiten."

Der Copernicus-Direktor beim Europäischen Zentrum für mittelfristige Wettervorhersage (ECMWF), Carlo Buontempo, sagte: "Globale Temperaturrekorde werden in alarmierender Regelmäßigkeit gebrochen." Die Überschreitung der Grenzwerte von 1,5 beziehungsweise 2 Grad sei wegen der Erderwärmung zu erwarten gewesen, hätten aber dennoch erschreckende Auswirkungen, sagte Buontempo rund eineinhalb Wochen vor Beginn der Weltklimakonferenz COP 28 in Dubai.


21.11.2023: UN warnt vor immer schnellerer Erderwärmung - Zeit für Handeln drängt

Der Ausstoß klimaschädlicher Treibhausgase hat 2022 einen Rekord erreicht. Einem am Montag veröffentlichten Bericht des UN-Umweltprogramms (UNEP) zufolge stiegen die weltweiten Treibhausgasemissionen von 2021 bis 2022 um 1,2 Prozent auf 57,4 Gigatonnen Kohlendioxidäquivalent. Angesichts der Entwicklung reichen die bislang gemachten Zusagen zum Pariser Klimaabkommen dem Bericht zufolge nicht länger aus. Auch wenn sie eingehalten würden, steuere die Welt in diesem Jahrhundert auf einen Temperaturanstieg zwischen 2,5 bis 2,9 Grad Celsius im Vergleich zur vorindustriellen Zeit zu, hieß es.

Klimaziele in Gefahr

Angesichts dieser Entwicklung forderte UNEP-Chefin Inger Andersen zwei Wochen vor der Weltklimakonferenz COP 28 größere Anstrengungen vor allem der Industriestaaten. "Die Menschheit bricht alle falschen Rekorde, wenn es um den Klimawandel geht", sagte Andersen bei der Vorstellung des UNEP-Berichts über die sogenannten Emissionslücken. Dabei geht es um die Differenz zwischen dem für die Klimaziele rechnerisch erlaubten und dem tatsächlichen Ausstoß von CO2 und anderen vergleichbaren Treibhausgasen.

Die Staatengemeinschaft hat 2015 im Pariser Klimaabkommen vereinbart, die Erderwärmung auf 1,5 oder 2 Grad Celsius zu beschränken, um die katastrophalsten Folgen des Klimawandels abzuwenden. Dafür darf nur noch eine begrenzte Menge klimaschädlicher Treibhausgase wie Kohlendioxid (CO2) in die Erdatmosphäre gelangen. Diese werden zum größten Teil bei der Verbrennung der Brennstoffe Öl, Erdgas und Kohle freigesetzt. Experten halten die bislang geplanten Maßnahmen der Staaten jedoch längst nicht für ambitioniert genug.

Die Möglichkeit, die Ziele des Pariser Abkommens doch noch zu erreichen, hänge wesentlich von verstärkten Maßnahmen noch in diesem Jahrzehnt ab, betonte die UNEP-Chefin. Die für 2030 prognostizierten Emissionen müssten um mindestens 28 bis 42 Prozent im Vergleich zu den derzeit geplanten Szenarien verringert werden, um die vereinbarten Ziele von 2 beziehungsweise 1,5 Grad zu erreichen.

UN-Generalsekretär will "Explosion der Ambitionen"

UN-Generalsekretär Antonio Guterres sprach in New York angesichts des Berichts zur Erderwärmung von einem "Betrug an den verwundbaren Staaten". Insbesondere die Führungen der entwickelten Staaten müssten auf der bevorstehenden Klimakonferenz ihr Engagement gegen die Erderwärmung drastisch verstärken, mahnte er. Er forderte eine "Explosion der Ambitionen."

Dies sei auch angesichts der bereits jetzt festgestellten Erderwärmung nötig. Im September diesen Jahres lagen die Temperaturen nach Angaben von UNEP-Chefin Andersen weltweit um durchschnittlich 1,8 Grad Celsius über denen der vorindustriellen Zeit. Es sei so gut wie sicher, dass das Jahr 2023 das wärmste bisher gemessene Jahr sein werde.

Erst vor wenigen Wochen hatte Andersen auf die Finanzierungslücken bei Anpassungsmaßnahmen an den Klimawandel vor allem im globalen Süden hingewiesen. Der neue Bericht mahnte einmal mehr die Verantwortung der Industrienationen an, die einen besonders hohen Anteil bei dem Anstieg der Emissionen haben. 

Globale Zusammenarbeit gefordert

"Wir sind beim Superlativ der Dringlichkeit angekommen», kommentierte WWF-Klimachefin Viviane Raddatz den UN-Bericht. Spätestens auf der Klimakonferenz in Dubai müssten die Warnungen sich endlich in Ergebnissen niederschlagen. «Die Staatengemeinschaft scheint vor lauter Warnschildern die Warnung nicht mehr zu sehen: Ohne schnelle Emissionsminderung - auch über den Ausstieg aus allen Fossilen - wird es nicht gelingen, die Erderhitzung auf möglichst 1,5 Grad zu begrenzen."

"Kein Staat allein kann die Klimakrise lösen, sie zwingt zu globaler Zusammenarbeit", betonte die Welthungerhilfe. Dazu zähle auch, dass die Industriestaaten ihre bereits 2015 versprochenen 100 Milliarden Dollar an jährlicher Klimafinanzierung bis 2025 bereitstellten.

Der Anteil der Reichen an der Erderwärmung

Ein ebenfalls am Montag vorgestellter Bericht der Entwicklungsorganisation Oxfam verdeutlicht zusätzlich die Ungleichheit bei der Verursachung der Erderwärmung: Das reichste Prozent der Weltbevölkerung verursachte 2019 so viele klimaschädliche Treibhausgase wie die fünf Milliarden Menschen, die die ärmeren zwei Drittel ausmachen, hieß es in dem Bericht. Der Treibhausgasausstoß der Menschen mit dem privaten Einkommen und Vermögen steige. Ursache seien unter anderem häufigere Flugreisen, größere Häuser sowie insgesamt mehr klimaschädlicher Konsum - im Extremfall in Form von Luxusvillen, Megajachten und Privatjets.

Die reichsten zehn Prozent der Weltbevölkerung waren dem Bericht zufolge 2019 für rund die Hälfte der weltweiten Treibhausgasemissionen verantwortlich. Zu diesen zehn Prozent gehören rund 53 Prozent der Deutschen.


15.11.2023: Kein Geld für Klima statt Corona

Das Bundesverfassungsgericht hat geurteilt, dass der Bund zur Bekämpfung der Corona-Krise gedachte Gelder nicht für den Klimaschutz nutzen darf. Die Änderung des Nachtragshaushalts 2021 sei verfassungswidrig, verkündete das höchste Gericht Deutschlands am Mittwoch in Karlsruhe. Es gehe um die Wirksamkeit der Schuldenbremse, sagte die Vorsitzende Richterin des Zweiten Senats, Doris König, bei der Verkündung. Die Unionsfraktion im Bundestag hat damit erfolgreich gegen das Umschichten geklagt. (Az. 2 BvF 1/22)

Wegen der Notfallsituation während der Corona-Pandemie hatte der Bund den Haushalt 2021 nachträglich in Form einer Kreditermächtigung um 60 Milliarden Euro aufgestockt. In solch außergewöhnlichen Situationen ist es trotz Schuldenbremse möglich, Kredite aufzunehmen.

Am Ende wurde das Geld aber nicht für die Bewältigung der Pandemie und ihrer Folgen gebraucht. Die Bundesregierung aus SPD, Grünen und FDP wollte das Geld daher für den sogenannten Klima- und Transformationsfonds nutzen und schichtete es mit Zustimmung des Bundestages 2022 rückwirkend um. 197 Abgeordnete der Unionsfraktion im Bundestag klagten dagegen in Karlsruhe, weil aus ihrer Sicht auf diese Weise die Schuldenbremse umgangen wird.

Der Zweite Senat musste sich mit einer neuen Thematik befassen. Dabei ging es unter anderem darum, ob eine Kreditermächtigung auch wirtschaftliche Krisenfolgen abdecken darf und wann nachträgliche Haushaltsänderungen beschlossen werden müssen.

Unionsfraktionsvize Mathias Middelberg hatte bei der mündlichen Verhandlung im Juni gesagt, die Schuldenbremse brauche eine wirkliche Bremswirkung, damit nicht immer wieder Vorratskassen angelegt und Verwendungszwecke geändert würden. Auch in Notlagen müsse klar sein, wo der Spielraum des Staates für Kreditermächtigungen ende, ergänzte der Bevollmächtigte der Union, Karsten Schneider.

Dagegen argumentierten Vertreter der Regierung, infolge der Pandemie habe die Volkswirtschaft geschwächelt, auch private Investitionen hätten angestoßen werden müssen. Mit der Umschichtung des Geldes habe ein Stück weit Verlässlichkeit für Investitionen geschaffen werden sollen. Parallel zur Verhandlung erklärte Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck, eine Entscheidung gegen den Nachtragshaushalt würde Deutschland wirtschaftspolitisch hart treffen.

In einer Eilentscheidung im November 2022 hatte das Gericht grünes Licht gegeben - auch mit Blick auf Verbraucherinnen und Verbraucher. Denn würde das Ganze gestoppt, stellte es sich später aber als verfassungsgemäß heraus, wäre der Schaden etwa in Form von Strompreiserhöhungen womöglich groß, hieß es zur Begründung.

Im anderen Fall - wenn also erstmal alles wie geplant weiterläuft - würde der Bundeshaushalt mit maximal 60 Milliarden Euro belastet. Es sei davon auszugehen, dass diese Summe nicht bis zur Entscheidung in der Hauptsache ausgeschöpft werde, hatte das Gericht dazu mitgeteilt.


15.11.2023: UN-Experten warnen vor Sandstürmen: "Unterschätztes Problem"

UN-Experten haben vor den Gefahren durch Sand- und Staubstürme gewarnt. Diese seien ein unterschätztes Problem, das in Teilen der Welt mittlerweile dramatisch häufiger auftrete, teilte die UN-Konvention zur Bekämpfung der Wüstenbildung (UNCCD) mit Sitz in Bonn am Mittwoch mit. Ein gewichtiger Teil des Problems sei auf menschliche Aktivitäten zurückzuführen, es brauche globale und regionale politische Antworten.

Sandstürme verursachten in Nord- und Zentralasien bis nach Afrika verheerende Schäden, hieß es. In den betroffenen Gebieten würde Boden abgetragen, es gebe Ernteausfälle. Neben den so verursachten wirtschaftlichen Folgen kann es laut den UNCCD-Experten auch gesundheitliche Probleme etwa durch Atemwegserkrankungen geben. Zwar gebe es begrenzte Vorteile - die Sandstürme beförderten auch Bodennährstoffe, von denen andere Gebiete profitierten - diese wögen die Schäden aber bei weitem nicht auf.

Die Auswirkungen des Phänomens gehen laut UNCCD außerdem weit über die Ursprungsregionen hinaus: Weltweit gelangten Schätzungen zufolge jährlich zwei Milliarden Tonnen Sand und Staub in die Atmosphäre. Eine Hauptquelle liegt mit dem Aralsee in Zentralasien: Mehr als 100 Millionen Tonnen Staub und giftige Salze würden dort pro Jahr aufgewirbelt. Die UNCCD tagt noch bis Freitag im usbekischen Samarkand.

Dass das Phänomen in Teilen der Welt als Katastrophenrisiko unterschätzt wird, liegt laut UNCCD-Experten wahrscheinlich daran, dass es in vielen Fällen nicht zu unmittelbaren Todesfällen kommt. Die langfristigen gesundheitlichen, aber auch wirtschaftlichen und weiteren Auswirkungen seien wiederum nur begrenzt dokumentiert. Das Problem wird laut UNCCD-Experten durch falsche Land- und Wassernutzung, Dürren und Klimawandel verschärft.

"Doch so wie Sand- und Staubstürme durch menschliche Aktivitäten verstärkt werden, können sie durch menschliches Handeln auch reduziert werden", wird UNCCD-Exekutivsekretär Ibrahim Thiaw in einer Mitteilung zitiert. Konkret soll sinnvolle Nutzung von Boden und Wasser für mehr Vegetation sorgen und Böden schützen. Außerdem brauche es ein Monitoring- und Frühwarnsystem.


12.11.2023: Studie: Klimaneutralität 2045 möglich - Kommende Jahre entscheidend

Experten des Forschungszentrums Jülich halten es weiter für möglich, dass Deutschland bis 2045 treibhausgasneutral wird. Um die Ziele des Klimaschutzgesetzes einzuhalten, müssten allerdings bis 2030 umfangreiche Maßnahmen in allen Bereichen umgesetzt werden, erklärte der Direktor des Jülicher Instituts für techno-ökonomische Systemanalyse, Detlef Stolten, am Freitag. Anlass war die Vorstellung einer Studie mit dem Titel "Energieperspektiven 2030". "Was wir in den nächsten sieben Jahren tun, ist von entscheidender Bedeutung", sagte er.

So müsse neben einem starken Ausbau von Windenergie und Photovoltaik die Energieeffizienz gesteigert werden. "Die klimafreundlichste Kilowattstunde ist die, die gar nicht erst verbraucht wird", sagte Studienautor Felix Kullmann. Eine wichtige Rolle schreibt die Studie auch Wärmepumpen und der Gebäudedämmung zu. Die Nachfrage nach Wasserstoff werde ab 2035 rapide ansteigen, prognostizieren die Forscher. "Neben dem Hochlauf der heimischen Elektrolysekapazitäten muss Deutschland daher bis dahin auch bereits Möglichkeiten zum Import von Wasserstoff schaffen, da mehr als die Hälfte des benötigten Wasserstoffs importiert wird."

Eine weitere wichtige Säule sei Biomasse, sagte Kullmann. Bis 2030 würden etwa 14 Prozent des Primärenergieverbrauchs durch sie gedeckt. 2045 seien es voraussichtlich 20 Prozent. "Deshalb muss das bisher unerschlossene Potenzial an biogenen Abfall- und Reststoffen gehoben werden, und wir müssen beginnen, die heute für den Bioenergieanbau genutzte Fläche bis 2030 zu vergrößern."

Forscher: CO2-Speicherung für Klimaziele zwingend

Die Wissenschaftler sind überzeugt, dass es trotz der CO2-Einsparungen zusätzlich nötig sein wird, Kohlendioxid aus der Atmosphäre zu entfernen. "Das Ziel der Treibhausgasneutralität kann nicht ohne die dauerhafte Speicherung von CO2 erreicht werden", sagte Stolten. 2045 verblieben schwer vermeidbare Restemissionen von mehr als 70 Millionen Tonnen CO2. Diese müssten durch sogenannte negative Emissionen in gleicher Höhe ausgeglichen werden. Bereits bis 2030 müssten geeignete Speicherstätten für das entnommene CO2 gefunden werden. Zum Vergleich: 2022 beliefen sich laut Umweltbundesamt die Treibhausgas-Emissionen in Deutschland auf 746 Millionen Tonnen Kohlendioxid.

Die Studie "Energieperspektiven 2030" beruht auf Berechnungen mithilfe einer Software namens Ethos. Sie wurde laut Forschungszentrum eigens für die Analyse von kosteneffizienten Strategien und Maßnahmen zum Erreichen der Klimaziele entwickelt.


11.11.2023: Klimawandel! Australien will Menschen aus Tuvalu aufnehmen 

Australien will künftig vom Klimawandel betroffene Menschen aus dem Südseestaat Tuvalu aufnehmen und ihnen ein dauerhaftes Aufenthaltsrecht einräumen. Das historische Abkommen wurde am Freitag von Australiens Premier Anthony Albanese und dem Premier von Tuvalu, Kausea Natano, bei einem Treffen von Inselstaaten des Pazifiks auf den Cookinseln im Südpazifik unterzeichnet. Damit biete Australien erstmals einem Staat aufgrund der Bedrohung durch den Klimawandel Aufenthalts- oder Staatsbürgerrechte an, berichtete der Sender ABC.

Australien will zunächst jährlich 280 Bürger aus dem Inselstaat aufnehmen und ihnen ermöglichen, im Land zu leben, zu studieren und zu arbeiten. "Als niedrig gelegenes Land ist Tuvalu besonders vom Klimawandel betroffen", sagte Albanese bei einer Pressekonferenz. "Seine Existenz ist bedroht. Ich glaube, dass die Industrienationen die Verantwortung haben, Hilfe zu leisten, und genau das tun wir."

Im Südpazifik steigt der Meeresspiegel im Zuge der globalen Erderwärmung besonders schnell. Tuvalu wird - wie andere Inseln in der Region auch - in den nächsten Jahrzehnten weitgehend überschwemmt werden. Experten schätzen, dass das Archipel innerhalb von 100 Jahren komplett im Meer versunken sein könnte. Die rund 11.000 Einwohner müssen sich bald eine neue Heimat suchen.

Albanese bezeichnete die Vereinbarung als "bedeutendstes Abkommen zwischen Australien und einem pazifischen Inselstaat aller Zeiten". Auch Tuvalus Regierungschef Natano sprach von einem "Meilenstein". ABC berichtete, dass mit dem Abkommen ein Vetorecht Australiens bei Sicherheitsvereinbarungen einhergehe, die Tuvalu mit anderen Ländern treffe. 

Tuvalu besteht aus neun Inseln und ist Mitglied des Commonwealth. Das Archipel liegt nördlich von Neuseeland und östlich von Papua-Neuguinea. Die USA haben bereits ähnliche Vereinbarungen mit sinkenden Pazifikstaaten getroffen, darunter Palau und die Marshallinseln. Dabei geht es stark um wirtschaftliche Unterstützung im Gegenzug für militärischen Zugang zu strategischen Meeresgebieten.


31.10.2023: Nach Ahrflut verfasst Kommission Abschlussbericht - bessere Zusammenarbeit der Kommunen ist nötig

Beim Katastrophen- und Hochwasserschutz in Rheinland-Pfalz sollen die Kommunen nach Ansicht einer Enquete-Kommission künftig besser zusammenarbeiten. Das ist eine von vielen Empfehlungen der nach der tödlichen Ahrflut eingerichteten Enquete-Kommission. Sie verabschiedete am Montag nach zwei Jahren in Grafschaft im Ahrtal ihren Abschlussbericht.

"Ein Vorschlag der Enquete-Kommission ist, dass wir die überörtliche Zusammenarbeit stärken wollen, dass wir die verbindlicher gestalten wollen, damit der Fluss wirklich von der Quelle bis zur Mündung gedacht wird", sagte die grüne Kommissionsvorsitzende Lea Heidbreder. Dafür sollen kommunale Zusammenschlüsse gebildet werden.

Bei der Flutkatastrophe im Juli 2021 kamen in Rheinland-Pfalz mindestens 136 Menschen ums Leben, davon 135 in der Ahr-Region, eine Person im Raum Trier. Eine Person wird weiterhin vermisst.


13.10.2023: UN fürchten zunehmend Katastrophen durch den Klimawandel

Die Vereinten Nationen fürchten durch den Klimawandel eine Zunahme von Katastrophen mit schweren Auswirkungen auf Landwirtschaft und Ernährungssicherheit. Dies geht aus einem Bericht hervor, den die UN-Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation (FAO) am Freitag in Rom veröffentlichte. Demnach nahm weltweit die Zahl an Katastrophen wie schwere Unwetter, Fluten oder auch Trockenheiten in den vergangenen Jahrzehnten deutlich zu - von etwa 100 pro Jahr in den 1970er Jahren auf 400.

Der Gesamtschaden für Landwirtschaft und Viehzucht durch solche Katastrophen in den vergangenen drei Jahrzehnten wird in dem Bericht auf 3,8 Billionen US-Dollar (knapp 3,6 Billionen Euro) geschätzt. Im Durchschnitt ergebe das 123 Milliarden US-Dollar (etwa 116 Milliarden Euro) pro Jahr. Betroffen seien insbesondere Länder mit niedrigem und niedrigem bis mittlerem Einkommensniveau. Die Experten der UN-Organisation mit Sitz in Rom verweisen allerdings selbst darauf, dass die Erhebung von Daten in diesem Bereich derzeit noch "unbeständig" sei.

Als wichtigste Ursachen von Katastrophen werden "extreme Temperaturen, Dürren, Überschwemmungen und Waldbrände" genannt. Die aktuelle Forschung zeige, dass der Klimawandel "wahrscheinlich zu häufigeren Ertragsanomalien und einem Rückgang der landwirtschaftlichen Produktion" führen werde, heißt es weiter. Deshalb sei dringend bessere Vorbeugung erforderlich, beispielsweise durch Frühwarnsysteme.


06.10.2023: Laut UN-Angaben 43 Millionen Klima-vertriebene Minderjährige in sechs Jahren

Extremwetterverhältnisse im Zusammenhang mit der Klimakrise haben einem neuen UN-Bericht zufolge in den vergangenen Jahren viele Millionen Minderjährige zu Vertriebenen gemacht. Zwischen 2016 und 2021 mussten dem Kinderhilfswerk UNICEF zufolge 43,1 Millionen Kinder und Jugendliche aufgrund von Überschwemmungen, Stürmen, Dürren und Waldbränden ihr Zuhause zumindest zwischenzeitlich verlassen. Eine Schätzung für die kommenden 30 Jahre geht zudem davon aus, dass etwa 96 Millionen Minderjährige allein wegen über die Ufer tretenden Flüssen vertrieben werden könnten.

Für den Zeitraum 2016 bis 2021 zählten China und die Philippinen zu den Ländern, in denen am meisten Kinder und Jugendliche vor Wetterereignissen fliehen mussten. Verhältnismäßig zur Gesamtbevölkerung seien Minderjährige in kleinen Inselstaaten wie Vanuatu derweil am stärksten von Stürmen betroffen gewesen. Überschwemmungen hätten den größten Einfluss in Somalia und im Südsudan gehabt.

UNICEF-Direktorin Catherine Russell beklagte, diese Angsterfahrungen könnten für Kinder und Jugendliche besonders verheerend sein. "Die Flucht mag ihnen das Leben gerettet haben, doch sie ist eine sehr erschütternde Erfahrung. So wie die Auswirkungen des Klimawandels immer größere Ausmaße annehmen, werden auch klimabedingte Fluchtbewegungen zunehmen." Das Wissen sei da, um der eskalierenden Herausforderung zu begegnen, sagte Russell. "Doch wir handeln viel zu langsam."


26.09.2023: Deutschland setzt auf "New Space" und Klimaschutz aus dem Weltraum

Die Bundesregierung will am Mittwoch eine neue Strategie für die Raumfahrt verabschieden. Im Fokus steht dabei, Deutschlands Position zu stärken. Außerdem soll "New Space", also die stärkere kommerzielle Nutzung der Raumfahrt, gefördert werden.

Um deutsche Raumfahrtunternehmen wettbewerbsfähiger zu machen, sollen günstige Rahmenbedingungen für Unternehmen und Forschungseinrichtungen geschaffen werden. Die Initiative für Kleinsatelliten wird gestärkt, ein Space-Innovation-Hub soll die «New Space»-Branche fördern.

Bei "New Space" handelte es sich um eine branchen- und industrieübergreifende Initiative des Bundesverbandes der Deutschen Industrie.
Das Wirtschaftsministerium betonte, die Raumfahrtlandschaft habe sich seit der letzten Raumfahrtstrategie im Jahr 2010 erheblich verändert.

Die Nutzung von Weltraumtechnologien, Daten und Dienstleistungen habe signifikant zugenommen. Die neue Raumfahrtstrategie soll Deutschland in diesem Bereich wettbewerbsfähiger machen.

Ein weiterer Schwerpunkt der Strategie liegt auf der Erdbeobachtung im Kontext des Klimawandels. Satelliten spielen eine entscheidende Rolle bei der Erfassung von Veränderungen der Landoberfläche, der Meere und der Atmosphäre, was für das Verständnis und die Bekämpfung des Klimawandels von großer Bedeutung ist.

Feuchtgebiete retten und damit Klima schützen - Konferenz in Bonn

Rund 150 europäische Fachleute diskutieren auf einer Konferenz in Bonn noch bis Donnerstag über die Rolle von Flussauen und Küstenfeuchtgebieten für den Klimaschutz. Es sei wichtig, biologische Vielfalt und Klimawandel gemeinsam anzugehen und Synergien zu nutzen, sagte Thomas Graner, Vizepräsident des Bundesamtes für Naturschutz (BfN), bei der Eröffnung der Konferenz am Dienstag.

Feuchtgebiete bekommen einerseits die Folgen des Klimawandels zu spüren, andererseits können sie zum Klimaschutz beitragen: Sie speichern Kohlenstoff, mindern Dürren, tragen zum Hochwasserschutz bei, wie Graner erklärte.

Dazu kommt ihre Bedeutung als Lebensraum für Tiere und Erholungsort für Menschen. "Die Natur ist unser wichtigster Verbündeter im Kampf gegen die Klimakrise", sagte Umweltministerin Steffi Lemke (Grüne) in einem Videogrußwort.

Dabei sind laut den Experten weltweit viele Gebiete bedroht - in Deutschland etwa sind nur neun Prozent der Flussauen in einem naturnahen Zustand. Die Auswirkungen des Klimawandels, die man in den vergangenen zwei Jahren auf diese Lebensräume habe beobachten können, seien unübersehbar, sagte Klimawandel-Experte Simon Duffield.

"Und es wird nicht besser. Wir sind erst auf halbem Weg in die falsche Richtung", sagte er. Auf der Konferenz wolle man nun evidenzbasierte, schlagkräftige Empfehlungen für die Politik entwickeln, sagte er.


15.09.2023: Forscher in der Arktis läuten globalen Klimaprotest ein

Klimaforscher in der Arktis haben den globalen Klimaprotesttag mit einem Bild vom Nordpol eingeläutet. Knapp 40 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler einer Expedition des Forschungsschiffes "Polarstern" stellten sich für das Foto hinter einem Banner mit der Aufschrift "We deliver the facts. It's time to act" (Wir liefern die Fakten. Es ist Zeit, zu handeln) auf.

Veröffentlicht wurde die Aufnahme am Freitag von Wissenschaftlern des Bremerhavener Alfred-Wegener-Instituts (AWI) auf der Online-Plattform X, entstanden ist es aber aufgrund der unwägbaren Wetterverhältnisse in der Region bereits vor einigen Tagen.

Den fossilen Brennstoffen müsse dringend ein Ende gesetzt werden, forderten die AWI-Wissenschaftler in dem Beitrag. Damit stellten sie sich hinter eine zentrale Forderung der Klimaschutzbewegung Fridays for Future nach einem zügigen Ausstieg aus Kohle, Öl und Gas.

Um dieser und weiteren Forderungen nach mehr Klimaschutz Nachdruck zu verleihen, sind am Freitag Hunderte Demonstrationen und Protestaktionen weltweit geplant gewesen.

Die führenden Fridays-for-Future-Aktivistinnen Greta Thunberg und Luisa Neubauer teilten den Beitrag der Arktis-Forscher auf ihren X-Konten, wodurch der Post bereits in den Morgenstunden eine enorme Reichweite gewann. "Der Klimastreik geht weltweit los, den Anfang macht der Nordpol", schrieb Neubauer dazu.


08.08.2023: Stadt Basel hat "grünen Asphalt" entwickelt

Ein Stadtteil von Basel bekommt demnächst "grünen Asphalt": Das Tiefbauamt der Schweizer Grenzstadt hat einen Straßenbelag entwickelt, der mehr klimaschädliches Kohlendioxid (CO2) bindet als bei der Entstehung in die Atmosphäre gelangen, wie das Bau- und Verkehrsdepartement von Basel-Stadt mitteilte. Basel könne damit pro Jahr 450 Tonnen mehr CO2-Äquivalent dauerhaft in den Straßen einlagern, als die Produktion verursacht. Das Amt sprach von einem Meilenstein auf dem Weg zu einem klimaverträglichen Straßenbau.

Der Trick ist die Beimischung von Pflanzenkohle. Das Ergebnis gelinge schon, wenn dem Belag mit rund 50 Prozent Recyclingmaterial nur zwei bis drei Prozent Pflanzenkohle beigemischt würden, wie Versuche gezeigt hätten. Pflanzenkohle wird zum Beispiel aus Baumschnitt oder anderer pflanzlicher Biomasse hergestellt. Das Material wird unter Ausschluss von Sauerstoff karbonisiert. Es wird woanders unter anderem als Substrat in Böden eingesetzt, weil es Wasser und Nährstoffe speichern kann. Mit Pflanzenkohle wird das darin enthaltene CO2 gebunden und nicht in die Atmosphäre gelassen.

Die Kosten für einen Straßenbelag mit Pflanzenkohle sei nur wenig höher als bei Standardbelag, so die Stadt. Die Pflanzenkohle stammt in Basel von der lokalen Firma IWB. Der Belag soll bei künftigen Straßensanierungen möglichst flächendeckend eingesetzt werden.


03.08.2023: Rekordemissionen durch Waldbrände in Kanada

Die seit Wochen wütenden Waldbrände in Kanada haben nach Angaben des EU-Erdbeobachtungsprogramms Copernicus Rekordmengen an Kohlenstoff in die Atmosphäre gebracht: Die diesjährigen Emissionen durch die Feuer bis Ende Juli liegen nach Schätzungen des Copernicus-Atmosphärendienstes (CAMS) mehr als doppelt so hoch wie im gesamten bisherigen Rekordjahr 2014. Demnach belaufen sich die Kohlenstoff-Emissionen 2023 bislang auf schätzungsweise 290 Megatonnen. Im Jahr 2014 gelangten in Kanada Schätzungen zufolge 138 Megatonnen Kohlenstoff durch Brände in die Atmosphäre.

"Wir haben die Emissionen von Waldbränden in ganz Kanada seit Anfang Mai drei Monate lang überwacht", erklärte der leitende CAMS-Wissenschaftler Mark Parrington. "In dieser Zeit sind sie fast kontinuierlich auf ein Niveau angestiegen, das bereits deutlich über den bisherigen jährlichen Gesamtemissionen von Bränden in Kanada in unserem Datensatz liegt." Der Datensatz reicht zurück bis Anfang 2003. Da die Brände in weiten Teilen Kanadas andauern, geht Parrington von weiter steigenden Emissionen aus.


27.07.2023: WMO: Asien besonders stark von Folgen des Klimawandels betroffen

In Asien nehmen extreme Wetterbedingungen und andere Auswirkungen des Klimawandels stärker zu als auf anderen Kontinenten. Das schreibt die Weltwetterorganisation (WMO) in ihrer am Donnerstag in Bangkok veröffentlichten Asien-Bilanz für das Jahr 2022. In dem Jahr habe der Kontinent sowohl Dürren als auch Überschwemmungen erlebt, die die Lebensgrundlagen vieler Menschen zerstört hätten.

Im vergangenen Jahr gab es demnach in Asien 81 wetter-, klima- und wasserbedingte Katastrophen. Überschwemmungen und Stürme machten davon mehr als 83 Prozent aus. Dem Bericht zufolge kamen mehr als 5000 Menschen ums Leben.

Mehr als 50 Millionen Menschen waren direkt betroffen, und es entstand ein wirtschaftlicher Schaden von mehr als 36 Milliarden US-Dollar (32,5 Milliarden Euro). Darüber hinaus habe es in weiten Teilen Asiens schwere Staubstürme gegeben. Die Durchschnittstemperatur auf dem Kontinent lag 2022 um etwa 0,72 Grad Celsius über dem Durchschnitt der Jahre 1991-2020. 

Außergewöhnlich warmes und trockenes Wetter verursachte demnach ein starkes Abschmelzen der meisten Gletscher in den asiatischen Hochgebirgsregionen. Die schrumpfenden Gletscher stellten eine Gefahr für die künftige Lebensmittel- und Wasserversorgung der Region dar, warnt die WMO. 

In vielen Regionen des Kontinents sei es 2022 ungewöhnlich trocken gewesen, so der Bericht, insbesondere in weiten Teilen Chinas. Dies habe die Wasser- und Energieversorgung beeinträchtigt. Pakistan dagegen habe unter katastrophalen Überschwemmungen gelitten, betonte WMO-Generalsekretär Petteri Taalas.


30.06.2023: Polizei stellt Klimaaktivisten Rechnungen über mehr als 28.200 Euro

Wenn sich Klimaaktivisten an Straßen festkleben oder auf Bäumen verschanzen, löst dies einen Polizeieinsatz aus. Über die Kosten schicken Sicherheitsbehörden meist einen Gebührenbescheid - der bei Aktivisten oft Widerspruch auslöst.

In der Rechnung stehen beispielsweise die Kosten für eine Motorsäge, Stemmeisen und Lösungsmittel oder auch für Hubsteiger und den Arzt: Hessen bittet Klimaaktivisten für Polizeieinsätze etwa bei Baumbesetzungen und Klebeaktionen regelmäßig zur Kasse.

In den ersten fünf Monaten dieses Jahres hat das Hessische Polizeipräsidium für Technik nach Protestaktionen in 53 Fällen Gebühren in Rechnung gestellt, wie das Innenministerium in Wiesbaden auf Anfrage mitteilte. Sie umfassen eine Gesamtsumme von rund 28 285 Euro.

In den zurückliegenden drei Jahren sind demnach in insgesamt in mehr als 210 Fällen Polizeikosten gegenüber Klimaaktivisten erhoben worden. Das geht aus einer Antwort des Ministeriums auf eine parlamentarische Anfrage des fraktionslosen Landtagsabgeordneten Rainer Rahn hervor.

Die Einsatzkosten hätten bisher nicht vollständig eingetrieben werden können, erläuterte das Ministerium. Es seien von den Kostenpflichtigen - überwiegend durch ihre Rechtsanwälte - Rechtsmittel eingelegt worden. Allein bei 19 Fällen aus dem laufenden Jahr gibt es den Angaben zufolge ein Klageverfahren.

Gebühren werden beispielsweise fällig, wenn zur Rettung von Menschen technische Ausstattung und Fahrzeuge eingesetzt werden, erläuterte ein Sprecher des Innenministeriums. So können Mietgebühren für Hubsteiger, gefahrene Kilometer der Dienstfahrzeuge oder Hubschrauber zu Buche schlagen. Bei Waldräumungen kämen Kosten für Ärzte und Rettungswagen dazu, bei Autobahnabseilern für Sprungkissen der Feuerwehr und Drehleitern.

Wenn sich Klimaaktivisten am Asphalt festklebten, würden neben Arztkosten auch die Auslagen für Lösungsmittel, Einmalhandschuhe und Spatel in Rechnung gestellt, wie das Ministerium ausführte. Wird jemand in Gewahrsam genommen, kommen weitere Gebühren für Transport, Verpflegung sowie für die Haftfähigkeitsuntersuchung dazu.


20.06.2023: Klimawandel hat laut Forschern Blitzaktivität in den Ostalpen verdoppelt

Die Zahl der Blitze in den Hochlagen der Ostalpen hat sich nach Angaben eines Innsbrucker Forscherteams seit 1980 verdoppelt. Maßgeblicher Grund dafür ist laut den Wissenschaftlern der Klimawandel und die dadurch steigenden Temperaturen, welche sowohl die Gewitter- als auch die Blitzhäufigkeit beeinflussten, hieß es. Die Atmosphären- und Statistikwissenschaftler kombinierten für ihre Studie, die im Fachmagazin "Climate Dynamics" veröffentlicht wurde, mehrere Informationsquellen und griffen auf weitere Analysen der vergangenen vier Jahrzehnte zurück.

"Unsere Analysen über diesem Gelände haben nun ergeben, dass die durch den Klimawandel steigenden Temperaturen die Gewitter- und damit die Blitzhäufigkeit noch weiter steigen lassen", sagte der Forscher Thorsten Simon. Dass dieser Trend so eindeutig im Einklang mit den globalen Veränderungen des Klimasystems stehe, habe das Team überrascht. 

Die intensivsten Veränderungen traten laut den Innsbrucker Wissenschaftlern zwischen 1980 bis 2019 in den Hochalpen auf. In diesen Bereichen erreiche die Blitzsaison ein stärkeres Maximum und beginne einen Monat früher. Ähnliche Signale entlang des südlichen und nördlichen Alpenrands seien vorhanden, aber schwächer. Die flachen Gebiete rund um die Alpen zeigten keinen signifikanten Trend.


09.06.2023: Antarktis-Tagung endet abermals mit Enttäuschung

Eine Antarktis-Tagung in Finnland ist nach Angaben von Umweltschutzorganisationen ohne größere Fortschritte beim Schutz von Klima und Kaiserpinguinen zu Ende gegangen. Die Ergebnisse des Treffens der Konsultativvertragsparteien des Antarktis-Vertrages (ATCM) in Helsinki spiegelten nicht das Ausmaß der Klima- und Biodiversitätskrisen wider, mit denen die Region rund um den Südpol derzeit konfrontiert sei, kritisierte die Antarktis- und Südpolarmeervereinigung ASOC. 

Die Tagung habe sich zwar mit Fragen des Klimaschutzes und dem Schutz wichtiger Arten befasst, habe aber kaum Fortschritte auf dem Weg zu erforderlichen Maßnahmen gebracht, teilte die ASOC am Donnerstagabend zum Abschluss des fast zweiwöchigen Treffens mit. Kleinere Erfolge seien jedoch erzielt worden, etwa die Schaffung eines neuen Schutzgebietes in der Ostantarktis und eine breite Einigung zur Bedeutung einer wirksamen Regulierung von Schifffahrt und Tourismus. Bemühungen um eine bessere Regulierung des Antarktis-Tourismus seien jedoch weitgehend im Sande verlaufen.

"Die ATCM hat wieder einmal die Chance verpasst, die Zukunft der Antarktis zu sichern", monierte ASOC-Geschäftsführerin Claire Christian. Das wichtigste Ergebnis der Tagung sei eine Erklärung, die nur begrenzte praktische Auswirkungen haben werde. Forderungen nach einer Formulierung in der Erklärung zur Dringlichkeit von Maßnahmen zur Abschwächung der schlimmsten Auswirkungen des Klimawandels in der Antarktis seien von einer kleinen Gruppe von Ländern blockiert worden. Ein Mitglied habe zudem einer Entscheidung im Weg gestanden, den Kaiserpinguin als besonders geschützte Art auszuweisen. 

Beim jährlich stattfindenden ATCM geht es um Schutzzonen an Land und auf dem Schelfeis, bei Treffen der Antarktis-Kommission CCAMLR um Meeresschutzgebiete. Kurz nach dem ATCM in Helsinki wird vom 19. bis 23. Juni ein CCAMLR-Sondertreffen in Chile stattfinden.


05.06.2023: Wegen Dürren! Landwirte müssen vermehrt für Wasser zahlen

Immer mehr Bundesländer wollen Landwirte angesichts häufiger werdender Dürren für ihren Wasserverbrauch zur Kasse bitten. Während Landwirte bisher von den Entgelten für die Wasserentnahme ausgenommen waren, verfolgt die Ampel-Regierung in Rheinland-Pfalz mit diesem Plan das Ziel, Bäuer:innen zu einem sparsamen Wasserverbrauch zu bewegen.

"Durch den Klimawandel sind Dürren in Europa deutlich wahrscheinlicher und auch intensiver geworden", sagte Klimaforscher Fred Hattermann vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung der Deutschen Presse-Agentur. Es sei schlicht wärmer geworden - in Deutschland im Durchschnitt um zwei Grad - und dadurch die Winter kürzer, in denen sich Grundwasser, Seen und Böden wieder auffüllten.

Zuletzt herrschte in einigen Bundesländern selbst in tieferen Bodenschichten außergewöhnlich hohe Dürre. Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, Sachsen, Sachsen-Anhalt sowie Brandenburg und Berlin waren besonders stark betroffen.


30.05.2023: Deutschland produziert so viel Solarstrom wie noch nie

Nach Angaben des Nachrichtensenders "Bloomberg" hat Deutschland einen Meilenstein in der Solarstromerzeugung erreicht. Denn am vergangenen Wochenende wurde so viel Solarstrom in Deutschland erzeugt wie nie zuvor. Die Bundesrepublik hat auf dem Weg des Ausbaus der Solarenergie große Forschritte gemacht, heißt es weiter.

Erneuerbare Energien und insbesondere die Solarenergie spielen eine entscheidende Rolle bei der Reduzierung der Treibhausgasemissionen und der Bekämpfung des Klimawandels. Durch die Nutzung der Solarenergie können wir unseren CO2-Fußabdruck verringern und eine saubere Energiezukunft gestalten.


15.05.2023: Blockaden der Letzten Generation an 17 Orten in Berlin

Demonstranten der Klimagruppe Letzte Generation haben am Montagmorgen an 17 Orten in Berlin den Verkehr blockiert.

Wie viele Menschen an den Blockaden beteiligt waren, konnte eine Polizeisprecherin zunächst nicht sagen. Die Verkehrsinformationszentrale meldete lange Staus.

Unterstützer der Letzten Generation kleben sich immer wieder auf Fahrbahnen fest, um ihre Forderungen nach einem strikten Klimaschutz durchzusetzen. In den vergangenen Tagen hatten die Aktivisten pausiert. 

Am Montag nutzte die Gruppe nach eigenen Angaben ein Sand-Klebstoff-Gemisch, damit es besonders lange dauert, die festgeklebten Hände vom Asphalt zu lösen. 

Die Polizei meldete, sie habe teils Trennschleifer eingesetzt, so dass Fahrbahnschäden entstanden, die zunächst repariert werden mussten. 

Nach Angaben eines dpa-Fotografen hatten sich auf dem Hohenzollerndamm zwei von insgesamt sechs Protestierenden an Mietwagen festgeklebt, die sie aufgestellt hatten, um den Verkehr zu stoppen. 

An den Blockaden beteiligt war nach Beobachtung des dpa-Fotografen auch die Pressesprecherin der Gruppe, Carla Hinrichs, obwohl sie vergangene Woche vom Amtsgericht Frankfurt am Main wegen einer früheren Aktion zu zwei Monaten Haft auf Bewährung verurteilt worden war. Hinrichs selbst schrieb auf Twitter: „Kein Urteil wird mich davon abhalten, für Gerechtigkeit zu protestieren.“

Die Sprecherin des Frankfurter Amtsgerichts, Sylvia Hauptmann, erklärte die Rechtslage auf Anfrage so: Das Urteil von vergangener Woche sei noch nicht rechtskräftig, da Einspruchsfristen noch liefen.

Sollte das Frankfurter Urteil rechtskräftig und Hinrichs für die Berliner Aktion erneut verurteilt werden, könnte ein Verstoß gegen die Bewährung festgestellt werden. Dann könnte es sein, dass Hinrichs ihre Haftstrafe antreten muss.


11.05.2023: Heizungstausch: Keine soziale Ausgrenzung

Der rheinland-pfälzische Sozialminister Alexander Schweitzer fordert bei den Plänen der Bundesregierung zum Heizungstausch eine stärkere soziale Flankierung und Herabsetzung der Altersgrenze, für die Ausnahmeregelungen in dem vom Bundeskabinett beschlossenen Entwurf für das Gebäudeenergiegesetz gelten.

Der Hintergrund: Der Entwurf sieht eine Entlastung für Personen ab 80 Jahren vor. Doch laut dem Sozialminister seien auch Menschen mit 75 Jahren oft in einer ähnlichen Lebenssituaton, in der sie als Rentner:in von ihrer Hausbank keinen Kredit mehr für eine neue Heizung bekämen.

Der Klimawandel dürfe dem Minister zufolge nicht dazu führen, dass soziale Ausgrenzung stattfindet. Deswegen  fordert Schweizer weiter, "dass alle Menschen, die in Pflegebedürftigkeit sind, komplett rausgenommen werden".

"Der Kampf gegen den Klimawandel dürfe kein Elitenthema werden, die Menschen müssten mitgenommen werden, damit die Wärmewende auch in privaten Haushalten gelinge", so der Sozialdemokrat weiter.


05.05.2023: Experten: Frankreich muss sich auf Erderwärmung um vier Grad rüsten

Frankreich muss sich bis Ende des Jahrhunderts nach Experteneinschätzung auf eine Erderwärmung um vier Grad rüsten. Zu diesem Schluss kommt der Nationale Rat für ökologischen Wandel (CNTE), wie die Zeitung "Le Figaro" am Freitag berichtete. Der Rat, in dem Politiker, Regionsvertreter und Nichtregierungsorganisationen zusammenarbeiten, kommt damit zu derselben Einschätzung wie kürzlich bereits Ökologie-Minister Christophe Béchu. Weltweit wird dabei mit einer Erderwärmung um im Schnitt drei Grad bis zum Jahr 2100 gerechnet. Für Frankreich selbst wird allerdings mit einem Anstieg um vier Grad kalkuliert, wenn auch nicht in allen Landesteilen.

Der Ökologie-Minister hatte betont, dass es nicht darum gehe, ehrgeizige Klimaziele aufzugeben, sondern darum, sich der Realität zu stellen. Frankreich bereitet gerade seinen dritten Nationalen Plan zur Anpassung an den Klimawandel (PNACC) vor. Bis Ende Mai wolle der Minister außerdem einen Plan zur Bewältigung von Hitzewellen mit Dutzenden von Maßnahmen vorlegen, berichtete "Le Figaro".

Welche Veränderungen ein Temperaturanstieg um vier Grad für Frankreich mit sich bringt, modellierte der Sender RTL. Ganze Viertel von Calais und Dunkerque am Ärmelkanal würden regelmäßig überflutet und wären nicht mehr bewohnbar, Hitzewellen gäbe es in Paris drei Mal öfter als bisher und Kühe würden kaum noch auf der Weide gehalten, weil dort nur noch wenig Gras wachse. Wintersport wäre erst ab 1600 Meter Höhe noch möglich.

Angesichts von Trockenheit und großem Wassermangel kündigte Béchu am Freitag im Sender RTL ein Verkaufsverbot für Aufstell-Schwimmbecken im Departement Pyrénées-Orientales im Süden des Landes an. Der Zustand der Natur zwinge dazu, der Klimawandel finde jetzt statt und die Folgen seien unmittelbar spürbar.


27.04.2023: Kohleausstieg 2030 in der Lausitz zu spät für 1,5-Grad-Ziel

Ein vorgezogener Kohleausstieg auf das Jahr 2030 in der Lausitz reicht einer Studie zufolge nicht aus, um das 1,5-Grad-Ziel bei der Erderwärmung einzuhalten. "Wenn wir einfach nicht eingreifen und den Kohlebetreiber machen lassen, dann müssten wir spätestens 2026 sagen: Jetzt darf nicht weiter verbrannt werden", sagte Pao-Yu Oei von der Europa-Universität Flensburg am Donnerstag in Berlin.

Eine von den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern der Uni und dem Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung erstellte Studie zeige, dass in den Lausitzer Braunkohlerevieren noch maximal 205 Millionen Tonnen Kohlenstoff emittiert werden dürften. Dies bedeute, dass auf 50 bis 70 Prozent der Kohlefördermengen verzichtet werden müsse. Oei plädierte daher dafür, die Kraftwerke ab 2024 jährlich um 25 Prozent zu drosseln - dies führe auch zu einem längeren Erhalt der Arbeitsplätze.

Die gute Nachricht der Studie sei, dass Deutschland auch in der Lausitz das 1,5-Grad-Ziel einhalten könne, sagte die Klimaaktivistin Luisa Neubauer bei der gemeinsamen Pressekonferenz des DIW und der Klimaschutzbewegung Fridays for Future. Es sei jedoch Aufgabe der Bundes- und Landesregierungen, die klimapolitischen Notwendigkeiten anzuerkennen und nach Lösungen zu suchen. Sie erkenne zwar an, dass die Menschen in Ostdeutschland schlechte Erfahrungen mit Strukturwandel gemacht hätten. Dies dürfe aber keine Ausrede sein, um den Debatten auszuweichen.

Mit dem 1,5-Grad-Ziel ist das 2015 bei der UN-Klimakonferenz in Paris vereinbarte Ziel gemeint, die Erderwärmung möglichst auf 1,5 Grad zu begrenzen im Vergleich zur vorindustriellen Zeit.


25.04.2023: Klimawandel in Mongolei: Viele Gazellen sterben durch Steppenbrände

Durch die großen Steppenbrände in der östlichen Mongolei sind viele Gazellen getötet worden. Wie der World Wide Fund For Nature (WWF) am Dienstag berichtete, wurden die Tiere nicht nur Opfer der Flammen, sondern auch in Panik in den Grenzzaun nach China getrieben, wo viele im Stacheldraht verendeten. "Mehrere hundert Mongolische Gazellen starben in Folge der Naturkatastrophe", sagte Markus Radday vom WWF Deutschland.

Die Mongolei ist besonders vom Klimawandel betroffen. Starke Winde und Sandstürme sind in diesem Jahr über die Steppe gezogen und haben die Böden austrocknen lassen. Der Zuwachs der Durchschnittstemperatur in dem zweitgrößten Binnenstaat der Erde hat laut WWF bereits jetzt die im Pariser Klimaabkommen festgehaltene Zwei-Grad-Grenze überschritten. Untersuchungen in der Steppenregion zeigten, dass die Zahl der extrem heißen Tage um fünf bis acht Tage pro Jahrzehnt zunehme.

Die Brände in diesem Monat, die auch auf der chinesischen Seite der Grenze zur Mongolei bekämpft werden mussten, hätten eine Fläche von rund 2,2 Millionen Hektar erfasst, berichtete der WWF. Das ist mehr als achtmal so groß wie das Saarland. Menschen seien nicht zu Schaden gekommen, aber für die Tier- und Pflanzenwelt seien die Feuer "verheerend", so die Naturschutzorganisation.

Anfang April war zunächst im Bezirk Erdenetsagaan in der Provinz Sukhbaatar ein Steppenbrand ausgebrochen, der auf die Nachbarprovinz Dornod übergriff. Auch ein Naturschutzgebiet sei beinahe komplett abgebrannt, berichtete der WWF. Nach Angaben der Behörden sei der Verlust an natürlichen Ressourcen noch nicht genau abzuschätzen.

Vergangene Woche verbreiteten sich weitere Feuer über die Grenze nach China in Richtung Hulun Buir in der Inneren Mongolei, wie chinesische Staatsmedien berichteten. Ein zusätzlicher Brand, der im russischen Grasland begonnen habe, sei über die Grenze nach Manzhouli gezogen. Hunderte Feuerwehrleute seien dort im Einsatz gewesen. Die Brände hätten unter Kontrolle gebracht werden können. Das Grasland sei auch in der Inneren Mongolei sehr trocken, so dass die Gefahr von Bränden groß bleibe, warnten die chinesischen Behörden.


28.03.2023: Zum ersten Mal Klimaklage vor Gerichtshof für Menschenrechte

Am Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte (EGMR) wird am Mittwoch erstmals über mögliches staatliches Versagen gegenüber dem Klimawandel verhandelt. Hintergrund sind Klagen aus der Schweiz und aus Frankreich.

Eine von Greenpeace initiierte Gruppe älterer Frauen aus der Schweiz will erreichen, dass das Land seine Treibhausgasemissionen stärker reduzieren muss. Die sogenannten Klimaseniorinnen geben an, dass sie durch mangelnde Klimaschutzmaßnahmen in ihren Rechten auf Leben sowie Privat- und Familienleben verletzt werden. Ältere Frauen seien durch extreme Hitzewellen besonders stark gefährdet.

Im zweiten Verfahren geht es um die Klage eines französischen Bürgermeisters. Er macht geltend, dass Frankreich keine ausreichenden Maßnahmen zur Verhinderung des Klimawandels ergriffen hat. Mit einem Urteil ist frühestens im Herbst, aber wohl eher im kommenden Jahr zu rechnen.  

Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte mit Sitz im französischen Straßburg gehört zum Europarat. Die von der EU unabhängigen Organe setzen sich für den Schutz der Menschenrechte in den 46 Mitgliedstaaten ein.

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