Extremes Szenario: Könnte die Menschheit durch den Klimawandel aussterben?
Es klingt fatal. Nach Ansicht mancher Expert:innen werden Endzeit-Szenarien zu wenig in der Klimawandel-Forschung beachtet. Sie fordern mehr Forschung und ein umsichtigeres Risikomanagement.
Wohin führt der Klimawandel noch? Nach Ansicht von Expert:innen im schlimmsten Fall zum Aussterben der Menschheit. Allerdings weiß man bisher kaum etwas über ein solches Endzeit-Szenario und dessen Wahrscheinlichkeit, so ein internationales Team aus Forschenden in den "Proceedings" (eine Art Tagungsbericht) der US-nationalen Akademie der Wissenschaften.
Vorallem an der Hitze in diesem Jahr sieht man, wie weit der Klimawandel fortgeschritten ist. Mehr dazu findest du im Video oben.
Umsichtigeres Risikomanagement gefordert
"Klima-Endspiel: Erforschung katastrophaler Szenarien des Klimawandels". So lautet die Überschrift der Autor:innen, die an der US-Akademie für ein umsichtigeres Risikomangement und mehr Forschung zu den schlimmstmöglichen Folgen der Erderwärmung werben.
Die Welt müsse sich nach Ansicht der Forschenden auch auf ein Endzeit-Szenario als Folge des Klimawandels vorbereiten können. Denn "es gibt zahlreiche Hinweise darauf, dass der Klimawandel katastrophale Ausmaße annehmen könnte", erklären Hans Joachim Schellnhuber und Johan Rockström vom Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK).
Schuld sind die Treibhausgas-Emissionen
Trotz Bemühungen steigt der Ausstoß an Treibhausgasen durch den Menschen immer weiter an. Und das führt zu einer weiteren Erhitzung unseres Planeten. "Selbst wenn man den schlimmsten Fall von Klimaänderungen außer Acht lässt, ist die Welt auf dem besten Weg, bis zum Jahr 2100 einen Temperaturanstieg zwischen 2,1 und 3,9 Grad zu erleben", so die Expert:innen vom PIK.
Warum man sich mit extremen Szenarien beschäftigen muss
Laut einem Modell des Teams könnten bis 2070 rund zwei Milliarden Menschen in Gebieten mit einer Durchschnittstemperatur von über 29 Grad leben. "Dass ganze Landesteile und Länder dann nicht mehr bewohnbar sind, ist durchaus wahrscheinlich", erklärt Klimaforscher Niklas Höhne.
"Es besteht ein ernsthaftes Potenzial für katastrophale Folgewirkungen", alarmiert auch Chi Xu, einer der Autor:innen der Studie.
Inwieweit der Klimawandel bereits jetzt unsere Gesundheit bedroht, erfährst du hier.
Einfluss des Klimawandels wird immer besser erforscht
"Wir verstehen immer mehr das Zusammenspiel und die Wechselwirkungen von Klimawandel und anderen Bereichen wie Biodiversität, Ökonomie oder auch Nahrungsmittelproduktion", sagt Daniela Jacob, Direktorin des German Institute for Climate Services (GERICS).
"Jetzt ist man so weit, dass man dieses Wissen zusammentragen kann und somit wichtige Erkenntnisse für das Überleben des Erdsystems generiert". Und das gelingt nur, wenn man auch entsprechende Worst-Case-Szenarien durchrechnet.
Fokus auf Kipppunkte legen
Besonders gefährdet sind Kipppunkte, die als Folgen des Klimawandels erreicht werden. Die Schmelze in einer Eisregion erreicht zum Beispiel einen Punkt, an dem sie nicht mehr aufzuhalten ist. Und wenn Eisregionen abgeschmolzen sind, dann ist das Eis erst einmal weg. Der Kipppunkt wurde also überschritten und kann im schlimmsten Fall einen weiteren auslösen.
Erfahre hier, wie viel uns der Klimawandel bereits jetzt kostet.
Diskurs auf Wissenschaftskreise beschränken?
Dass solche Endzeit-Szenarien Menschen Angst machen können, wissen die Forschenden. Deswegen sollen solche Unterhaltungen auch erstmal nicht außerhalb der Wissenschaft geführt werden.
"Im Dialog mit der Öffentlichkeit kommt man mit solchen Endzeit-Szenarien nicht weiter, wenn man noch nicht weiß, was genau auf einen zukommen kann, wann das passieren könnte und was man tun muss, um das Schlimmste zu verhindern", meint Jacob.
Doch es gibt auch Gegenstimmen: "Wir müssen klar kommunizieren, was die Risiken sind. Und auf der anderen Seite sagen: Wir haben es noch in der Hand", so Klimaforscher Höhne, der appelliert, Menschen bereits jetzt über den Worst Case aufzuklären.
Mut zur Hoffnung gibt er aber: "Wir wissen, wie es geht, wir haben die Technologien und kennen die politischen Maßnahmen. Es ist nicht einmal teuer, langfristig sogar billiger, etwas gegen den Klimawandel zu unternehmen".
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