Globale Folgen drohen: Meeresströmungen in der Antarktis verlangsamen sich
Eine Studie deckt auf, dass sich Meeresströmungen in der Tiefsee um die Antarktis um mehr als 40 Prozent verlangsamen und sogar bald zusammenbrechen können. Die Auswirkungen sind weitreichend.
Antarktis und Arktis sind eine wichtige Komponente im Ausgleich des Klimahaushalts unserer Erde. Werden die Bereiche um die Pole instabil, kann das gesamte Klima der Erde aus dem Gleichgewicht geraten.
Und der Klimawandel macht auch nicht vor den entlegensten Punkten der Erde halt. So stieg die mittlere Temperatur auf der antarktischen Halbinsel auf der Südhalbkugel der Erde in den letzten 50 Jahren um 2,6 Grad, wie das Redaktionsnetzwerk Deutschland berichtet.
Die Lage spitzt sich weiter zu
Negative Schlagzeilen rund um die Antarktis nehmen leider nicht ab. So meldeten Forscher:innen des US-amerikanischen National Snow and Ice Data Center (NSIDC), dass das Meereis der Antarktis am 21. Februar 2023 auf ein Rekordtief zurückging.
In der Antarktis sind nur noch 1,79 Millionen Quadratkilometer von Eis bedeckt. Das ist die kleinste Fläche seit Beginn der Satellitenaufzeichnung im Jahr 1979, so das NSIDC.
Auch interessant: Eisberg so groß wie London bricht in Antarktis ab.
Meeresströme verlangsamen sich plötzlich
Eine aktuelle australische Studie, die in der Fachzeitschrift Nature veröffentlicht wurde, gibt nun Grund zur Sorge. Denn nicht nur das Eis wird weniger, sondern auch die Meeresströmungen in der Tiefsee um die Antarktis verlangsamen sich. Und dass, obwohl diese seit Jahrtausenden in einem stabilen Zustand waren.
"Unsere Modellierung zeigt, dass sich die Umwälzzirkulation in der Antarktis in den nächsten 30 Jahren um mehr als 40 Prozent verlangsamen wird, wenn die globalen Kohlenstoffemissionen auf dem derzeitigen Niveau bleiben", erklärt Studienkoordinator Matthew England von der University of New South Wales im australischen Sydney.
Im letzten Schritt würden die Meeresströmungen komplett kollabieren. "Wir sprechen über das mögliche langfristige Aussterben einer ikonischen Wassermasse", macht Studienkoordinator England deutlich.
Bedeutender Einfluss auf Klima und Meere
Die Forschenden stellen fest, dass das viele Schmelzwasser um die Antarktis herum eine Kontraktion des Grundwassers antreibt und damit einen Weg öffnet, auf dem warmes Tiefenwasser besser zum Festland gelangen kann, erklärt die Studie in ihren wichtigsten Erkenntnissen.
Zeitgleich beeinflusst dieser Prozess auch die Weltmeere. Denn diese Strömungen umspannen alle Meere und sind für den Transport von Wärme, Kohlenstoff, Sauerstoff und Nährstoffen rund um den Globus verantwortlich.
Und dieser Prozess beeinflusst wiederum das Klima, die Meeresspiegel und die Produktivität von Ökosystemen weltweit. "Wenn die Ozeane Lungen hätten, wäre diese Region eine davon", erklärt der Studienkoordinator zum besseren Verständnis.
Auch interessant: So bedroht ist der "Weltuntergangs-Gletscher".
Treibhausgas-Emissionen und Erderwärmung sind schuld
Schuld an dieser dramatischen Entwicklung sind die zunehmenden Treibhausgas-Emissionen und die daraus folgende Erderwärmung.
Eine Besserung sehen die Forschenden indes nicht: Denn Co‑Autor Steve Rintoul von der australischen Forschungsagentur CSIRO bestätigt, dass auch direkte Messungen in der Antarktis (vor Ort) inzwischen die Ergebnisse der wissenschaftlichen Modellierung widerspiegeln. Auch sie zeigen, "dass die Erwärmung der Tiefsee tatsächlich bereits im Gange ist", so Rintoul.
P.S. Bist du auf Facebook? Dann werde jetzt Fan von wetter.com!
Zur News-Übersicht Klima