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Unwetter

Nach Tornados in Kentucky: Zahl der Todesopfer steigt

Di 14.12.2021 | 07:44 Uhr - Quelle: dpa
Tornado-Horror! So kam es zu der Tragödie in den USA

Die Tornados in den USA haben viele Menschen das Leben gekostet. Das genaue Ausmaß der Katastrophe ist unklar. Kentuckys Gouverneur betet, dass sich die schlimmsten Befürchtungen nicht bestätigen.

Nach der tödlichen Tornado-Katastrophe in den USA dauert die Suche nach Vermissten in dem besonders schwer betroffenen Bundesstaat Kentucky an. "Wir hoffen immer noch auf ein Wunder, dass wir mehr Menschen finden und die Zahl der Todesfälle hoffentlich geringer ist als erwartet", sagte Kentuckys Gouverneur Andy Beshear am Sonntag (Ortszeit) bei einem Besuch in dem von Zerstörung gezeichneten Ort Mayfield.

Nach offiziellen Angaben von Montag sind mehr als 70 Menschen durch die Tornado-Zerstörungen getötet worden. "Die genaueste Zählung, die wir heute Morgen haben, sind 74 Menschen in Kentucky", sagte Beshear am Montag über die bisher bestätigten Todesfälle.

"Zweifelsohne wird es mehr geben", so Beshear. Er gehe davon aus, dass die Zahl der Toten noch auf bis zu 80 steigen werde. Aktuell würden noch mehr als 100 Menschen in Kentucky vermisst. Nach ihnen werde aktuell gesucht. Die bisher identifizierten Toten seien zwischen fünf Monaten und 86 Jahren alt gewesen.

Ausmaß der Zerstörung durch die Tornados ist niederschmetternd

Das Ausmaß der Zerstörung sei niederschmetternd. "Ich habe Orte, die sind verschwunden. Ich meine, einfach weg", sagte der Gouverneur. "Die massiven, weit verbreiteten Schäden machen die Rettungsbemühungen zu einer Herausforderung."

Mit Blick auf die Zerstörung meinte er: "Wir sind Ground Zero."

Mehrere Tote in einer Kerzenfabrik

Die Tornados hatten in der Nacht zu Samstag eine Kerzenfabrik in Mayfield dem Erdboden gleichgemacht, in der wegen der Weihnachtszeit rund um die Uhr gearbeitet wurde. Beshear sagte am Sonntag, man gehe wie am Vortag von 110 Menschen in der Fabrik aus, von denen nur rund 40 gerettet worden seien. "Das Unternehmen sagt derzeit, dass es andere Informationen hat, aber bis wir das überprüfen können, sind wir immer noch auf dem Stand von gestern."

Der Gouverneur fügte hinzu: "Ich bete dafür, dass die ursprünglichen Schätzungen über diejenigen, die wir verloren haben, vielleicht falsch waren. Wenn ja, wäre es ziemlich wunderbar, aber es ist noch viel zu früh."

Tornado - Zerstörerischer Luftwirbel

Mehr als 75.000 Menschen ohne Elektrizität

Beshear betonte bei der Pressekonferenz am Sonntag, der Ausfall von Handynetzen erschwere die Suche nach Vermissten zusätzlich. Nach Informationen der Seite poweroutage.us, die Informationen zu Stromausfällen aus dem ganzen Land sammelt, waren am Sonntagmorgen mehr als 75.000 Menschen in Kentucky ohne Elektrizität.

Im Katastrophengebiet herrschten Tiefsttemperaturen um den Gefrierpunkt.

Mehr als 30 Tornados

Auch in anderen Bundesstaaten kostete das Sturmsystem mehrere Menschen ihr Leben, Kentucky wurde aber mit Abstand am härtesten getroffen. CNN berichtete von insgesamt mehr als 30 Tornados in Kentucky, Mississippi, Missouri, Arkansas, Illinois und Tennessee.

Bis das volle Ausmaß der Katastrophe bekannt wird, dürften Tage vergehen. Nach Angaben Beshears schlug ein Tornado über eine Strecke von 227 Meilen (365 Kilometer) eine Schneise der Verwüstung, 200 Meilen davon in Kentucky. "Nichts, was in der direkten Linie dieses Tornados stand, steht noch", sagte der Gouverneur. 

Tornados aus einer großen Gewitterwolke entstanden

Nach den Worten des Meteorologen Marco Manitta vom Deutschen Wetterdienst (DWD) in Offenbach sind die Tornados in Kentucky im Zusammenhang mit einer langlebigen Superzelle - einer großen Gewitterwolke - entstanden. In den USA gebe es für die Entstehung solcher Gewitterwolken gelegentlich günstige Bedingungen. Die aktuellen Tornados hätten eine Stärke von F4 auf der sogenannten Fujita-Skala erreicht, die die Schadensklasse angibt. Das entspreche der zweithöchsten Stufe. Bei solchen Tornados könnten auch feste Gebäude einstürzen oder stark beschädigt werden, sagte Manitta.

Was unser Meteorologe Paul Heger dazu sagt, siehst du im Video oben.

Gerade in den USA, wo viele Gebäude aus Holz gebaut seien, könnten die Zerstörungen umso heftiger ausfallen. Hinzu komme, dass die Tornados über teils dicht besiedeltes Gebiet gezogen seien. Dadurch nehmen die Stürme auch mehr Trümmer auf, die dann zusätzliche Zerstörungskraft entfalten können. Tornados der Stärke F4 könnten ohne weiteres auch Autos durch die Luft wirbeln, sagte Manitta. Ein starker Unterdruck könne dafür sorgen, dass Häuser regelrecht explosionsartig zerstört werden.

Folge des Klimawandels

Für die USA ist es die jüngste einer ganzen Reihe von Naturkatastrophen. Allein in diesem Jahr hatte es zuvor schon zahlreiche Stürme, Überflutungen und Waldbrände gegeben. US-Präsident Joe Biden sieht in der Häufung und Heftigkeit der Katastrophen eine Folge des Klimawandels, dessen Bekämpfung er zu einer seiner Top-Prioritäten gemacht hat.

Beshear dankte Bidens Regierung und zahlreichen Unterstützern aus den ganzen USA für ihre Hilfe. "Wir sind dankbar für die große Liebe, die uns entgegengebracht wird." Biden hat einen Besuch im Katastrophengebiet in Kentucky in Aussicht gestellt, sobald er die Rettungsoperationen nicht mehr behindere.

Wie es vor Ort gerade aussieht, zeigen die Aufnahmen dieses Videos:


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