In welchen Bundesländern Schottergärten verboten sind
Gartenbesitzer aufgepasst! Es gibt Bundesländer, die Schottergärten untersagen, um Insekten zu schützen. Welche das sind und weshalb Schottergärten problematisch sind.
In Deutschland wird seit einigen Jahren ein Rückgang von verschiedenen Insektenpopulationen beobachtet. Umweltschützer fordern deshalb schon länger das Verbot von insektenfeindlichen Schottergärten. Immerhin brauchen Insekten Pflanzen, um zu überleben. In einigen Bundesländern sind Schottergärten deshalb verboten.
Schottergärten: Ein Graus für die Umwelt
Schottergärten sehen zwar meist ästhetisch aus, sind aber meist sowohl pflegeintensiv als auch kostspielig. Zudem tut man der Natur damit gar keinen Gefallen! Insekten wie Bienen oder Schmetterlinge finden in solchen Gärten immerhin keinerlei Nahrung.
An Hitzetagen heizt sich der Schotter auf und kann Temperaturen von bis zu 70 Grad erreichen. Zudem gelangt durch die Steinschicht kaum Wasser und Sauerstoff in den Boden, wodurch Pflanzen weder Lebensraum noch Nahrung haben.
Mehr über die Problematik von Schottergärten erfährst du im Video am Anfang des Artikels.
Baden-Württemberg: Schottergärten sind nicht zulässig
Auch in Baden-Württemberg sind Schottergärten nicht zulässig. Laut Umweltministerium seien sie aber in Mode gekommen, da sie als pflegeleicht gälten. "Dass die Schottergärten eigentlich verboten sind, ist den meisten nicht bekannt", erklärte ein Sprecher vergangenes Jahr. Baden-Württemberg hat das Verbot von Schottergärten jedoch in seinem Landesnaturschutzgesetz konkretisiert.
So heißt es wörtlich in §21a NatSchG: "Es ist darauf hinzuwirken, dass Gartenanlagen insektenfreundlich gestaltet werden und Gartenflächen vorwiegend begrünt werden. Schotterungen zur Gestaltung von privaten Gärten sind grundsätzlich keine andere zulässige Verwendung im Sinne des § 9 Absatz 1 Satz 1 LBO." Bereits seit 1995 steht in der Landesbauordnung, dass nicht überbaute Flächen zu begrünen sind, wenn sie nicht für eine andere zulässige Verwendung benötigt werden.
Bestandschutz gilt in Bayern - Verbot seit Februar 2021
Gemäß der neuen Reform der Bayerischen Bauverordnung, die am 1. Febuar 2021 in Kraft trat, können Kommunen Steingärten verbieten. Es gilt fogllich kein landesweites Verbot. Einzelne Kommunen machen dennoch von dieser neuen Regelung Gebrauch. So dürfen in Erlangen und Würzburg keine Steingärten mehr angelegt werden.
Schottergärten, die bereits vor dem neuen Verbot errichtet wurden, dürfen bestehen bleiben und müssen nicht begrünt werden.
Steingarten-Regelung wird in Berlin über die Bezirke geregelt
Für die Bauverordnung sind in Berlin die einzelnen Bezirke zuständig. Grundsätzlich wird auf die Berliner Bauordnung verwiesen.
Weshalb es in Städten grüner werden muss, hat unser Meteorologe Paul Heger in diesem Video ausführlich erklärt:
Brandenburg: Gemeinden können Steingärten verbieten
In der Brandenburgischen Bauordnung ist geregelt, dass die Gemeinden ortliche Bauvorschriften über das Verbot von insektenfeindlichen Schottergärten erlassen können. Was folglich in deiner Gemeinde konkret gilt, solltest du bei der zuständigen Stelle erfragen.
Weitere Regelungen kannst du in der Bauordnung nachlesen: Bauordnung in Bezug auf Schotter- und Steingärten
Stadtbürgerschaft Bremen hat Gesetz gegen Schottergärten beschlossen
In der Stadt Bremen müssen bei Neubauten Flachdächer begrünt und Freiräume bepflanzt werden. Ein entsprechendes Gesetz hat die Stadtbürgerschaft bereits im Frühjahr 2019 auf Initiative der Grünen-Fraktion beschlossen.
Hintergrund ist unter anderem auch der Klimawandel, erläuterte die Fraktionsvorsitzende Maike Schaefer. "Gründächer und begrünte Freiflächen sind eine wirksame Antwort auf Extremwetter. Gründächer halten Niederschläge zurück und entlasten so die Kanalisation." Damit wendet sich die Stadt auch gegen den Trend zu Schotter und Steinen in vielen Vorgärten. Auf den Grünflächen könne Regenwasser versickern, zudem seien Pflanzen als Lebensraum für bedrohte Insekten wichtig und kühlten die Stadt bei Hitzewellen herunter.
Schottergärten sind in Hamburg längst verboten
In Hamburg sind die "Gärten des Grauens" längst verboten. Und eigentlich brauchen die Bürger weder den Appell noch das Verbot. Schottergärten sind bei Hamburger Hausbesitzern nämlich sowieso wenig beliebt. "Den Trend gibt es in Hamburg nicht", sagte ein Sprecher der Umweltbehörde. Schotter- und Steingärten gälten in der Hansestadt als "Gärten des Grauens".
Dagegen kämen von Bürgern immer mehr Anträge, auch kleinste öffentliche Flächen begrünen zu dürfen. Für den Naturschutzbund sind die insektenfeindlichen Steingärten in Hamburg ebenfalls kein Thema, wie eine Sprecherin sagte.
Hessen will Schotterflächen aus den Gärten ebenfalls verbannen
Hessens Umweltministerin Priska Hinz hat an die Kommunen appelliert, mehr gegen umweltfeindliche Schottergärten zu unternehmen. Insbesondere in Neubaugebieten habe dieser Trend mittlerweile besorgniserregende Dimensionen angenommen, schreibt sie in einem Brief an die Spitzenverbände. Mit Blick auf den Klimawandel und mehr Unwetter komme es auf jeden Quadratmeter unversiegelten und begrünten Boden an.
"Schotter- und Kieselsteingärten oder reine Rasenflächen bieten Insekten keinerlei Nahrung. Wir brauchen aber dringend Nahrung und Lebensraum für Insekten, sonst sind die Lebensgrundlagen für uns alle in Gefahr", sagte die Ministerin.
Hinz erinnerte an die Vorgaben der Bauordnung, ungenutzte Freiflächen wasserdurchlässig zu halten und zu begrünen. Zwar stelle nicht jede Gestaltung eines Ziergartens mit Steinen einen Verstoß dar, teilte das Ministerium in Wiesbaden mit. Sofern aber ein Verstoß festgestellt werde, könnten die Behörden dagegen vorgehen. Kommunen hätten auch die Möglichkeit, in den Bebauungsplänen und Satzungen Schottergärten einen Riegel vorzuschieben.
Das Ministerium setzt nach eigenen Angaben bislang durch Information und Dialog auf die Aufklärung der Bevölkerung. "Wir hoffen, mit dieser Überzeugungsarbeit den Trend zu immer mehr Schottergärten stoppen zu können. Sollte es trotzdem immer grauer in den Vorgärten werden, werden wir weitergehende Schritte überlegen."
Graue Gärten mit nichts als Schottersteinen soll es in Frankfurt nach dem Willen einer Initiative zweier Stadträte künftig nicht mehr geben. Umwelt- und Planungsdezernat brachten dazu den Entwurf einer "Gestaltungssatzung Freiraum und Klima" auf den Weg, wie sie Anfang März 2021 mitteilten.
Mecklenburg-Vorpommern: Kampagne gegen Schottergärten
Auch in den nördlichen Bundesländern gelten ähnliche Regelungen: So steht auch in der Bauordnung von Mecklenburg-Vorpommern, dass nicht mit Gebäude überbaute Flächen bebauter Grundstücke zu begrünen und zu bepflanzen sind.
Der Kampagne für insektenfreundliche Privatgärten will sich daher auch Mecklenburg-Vorpommern anschließen. Es gehe darum, gegen eine zunehmende Versiegelung insbesondere durch Schottergärten vor und hinter Häusern vorzugehen.
Vegatation muss in Niedersachsen überwiegen
In Niedersachsen gilt ebenfalls: Nicht überbaute Flächen von Baugrundstücken müssen Grünflächen sein. Das bedeutet, dass die Vegetation überwiegen muss. Steinflächen sind daher nur in geringem Maße zulässig: Wird dies nicht eingehalten, kann ein Ordnungswidrigkeitsverfahren eingeleitet werden.
Ausführlichere Informationen kannst du dieser Brposchüre entnehmen: Broschüre - Insektenvielfalt in Niedersachsen
Gesetzesänderunge in NRW ab 1. Juli 2021
Die großen Naturschutzverbände in Nordrhein-Westfalen ziehen gemeinsam gegen das Artensterben zu Felde und starten eine Volksinitiative - unter anderem gegen Schottergärten. Mit der Unterschriftensammlung solle ein Signal für mehr Artenvielfalt auf dem Land und in den Städten gegeben werden. Mit der Aktion "Insekten retten - Artenschwund stoppen" sollen noch bis Juni landesweit 66.000 Unterschriften gesammelt werden, damit die Abgeordneten des Landtags sich mit dem Thema befassen. Eine entsprechende Gesetzesänderungen könnte anschließend in Kraft treten.
Einzelne Städte NRWs haben ihre Bebauungspläne bereits geändert. In Paderborn, Xanten, Herford und Dortmund ist in Neubausiedlungen die Verwendung von Schotter, Split und Kies in Vorgärten bereits verboten.
Diese Städte in Rheinland-Pfalz verbieten Steingärten
Zu wenig belebt und schlecht fürs Klima: Einige Städte in Rheinland-Pfalz gehen gegen umstrittene Schotter- und Steingärten ebenfalls vor.
In Mainz, Speyer, Bad Neuenahr-Ahrweiler und in Neustadt an der Weinstraße gibt es in Bebauungsplänen für Neubaugebiete bereits Klauseln, die Steingärten verhindern sollen. "In Neubaugebieten ist die freie Fläche zu bepflanzen und gärtnerisch zu unterhalten", sagte der Sprecher der Stadt Bad Neuenahr, Dominik Schmitz.
Saarland setzt auf die Vernunft der Bürger
Ein landesweites Verbot von Schotter- und Steingärten gibt es im Saarland noch nicht. Bislang setzt das Saarland auf die Vernunft der Bürger.
Möglicherweise werden aber schon bald Stein- und Schottergärten zumindest in Neubaugebieten verboten.
Sachsen diskutiert über ein Verbot
Zwar sind die Steinwüsten in Vorgärten auch in Sachsen bislang noch nicht generell verboten. Eine entsprechende Gesetztesänderung soll aber bald kommen.
Ein Verbot, wie es in einigen anderen Bundesländern bereits der Fall ist, wäre dann ebenfalls möglich.
In Sachsen-Anhalt sind Steingärten verboten
Anders sieht das in Sachsen-Anhalt aus. Dort sind Schottergärten ebenfalls nicht zulässig. Eine entsprechende Gesetzesänderung trat bereits 2020 in Kraft.
Damit kam das Land dem Wunsch einiger Kommunen nach, da diese die grauen Gärten nicht ohne entsprechenden Gesetzesvorlagen verhindert konnten.
Steingärten in Schleswig-Holstein unzulässig
In nördlichsten Bundesland Deutschlands ist das Anlegen von Steingärten unzulässig. Das Verbot soll dem Schutz der Artenvielfalt dienen und der Bodenversiegelung von Vorgärten entgegengewirkt werden.
Stattdessen soll auf eine alternative Gartengesaltung wie Rasen, Sträucher oder Hackschnitzel gesetzt werden.
Thüringen möchte nachziehen
Auch Thüringens Umweltstaatssekretär Olaf Möller hat sich für ein Verbot von neuen Schottergärten im Freistaat ausgesprochen. "Es gibt in Thüringen viele großartige Vorgärten", sagte Möller bereits 2020.
Doch der Trend zu insektenfeindlichen Schottergärten sei insbesondere in neuen Wohngebieten mit Einfamilienhäusern nicht zu übersehen. "Ich plädiere dafür, über eine vergleichbare Regelung wie in Baden-Württemberg auch im Thüringer Naturschutzgesetz nachzudenken", sagte Möller.
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