Achtes Todesopfer nach Unwetter in der Toskana entdeckt
Schwere Unwetter haben die Toskana in Italien heimgesucht, mehrere Todesopfer gefordert und zahlreiche Verletzte hinterlassen. Die Lage in einigen Ortschaften ist katastrophal.
Heftige Regenfälle haben die mittelitalienische Region Toskana in der Nacht von Donnerstag (02.11.2023) auf Freitag (03.11.2023) verwüstet. Die Unwetter forderten mindestens acht Menschenleben und führten zu zahlreichen Verletzten und Vermissten. Zuletzt war die Leiche eines 84-jährigen Mannes bei Aufräumarbeiten unter Schlamm und Geröll in der Gemeinde Prato gefunden worden, berichteten die Nachrichtenagenturen ANSA und Adnkronos am Dienstag (7. November) unter Berufung auf die lokalen Behörden.
Der Präsident der Region, Eugenio Giani, verkündete das tragische Ausmaß der Naturkatastrophe. "Noch nie hatten wir in so wenigen Minuten so viel Regen registriert", schrieb Giani in einem Post bei X (ehemals Twitter).
In der Nacht zum Sonntag (05.11.2023) war die Region erneut von heftigen Regenfällen und Stürmen heimgesucht worden. Mehr als 16.000 Haushalte seien ohne Strom und rund 1200 Menschen in dem Gebiet unweit von Florenz vorsorglich evakuiert worden, teilte der Präsident der beliebten Urlaubsregion, Eugenio Giani, am Sonntagmorgen mit.
Katastrophale Lage in Prato
Besonders schwer betroffen war die Provinz Prato im Norden der beliebten Urlaubsregion Toskana. Videos in sozialen Medien zeigten, wie in Campi Bisenzio Autos von den Wassermassen mitgerissen wurden. Die Überflutung des Flusses Bisenzio führte zur Überschwemmung mehrerer Gemeinden, zum Beispiel auch Prato und Quarrata. "In nur wenigen Stunden fielen 155 Millimeter Regen. Ein Ereignis, das es unseres Wissens nach seit mindestens zwei Jahrhunderten nicht mehr gegeben hat", sagte Pratos Bürgermeister Matteo Biffoni.
Das Gebiet unweit von Florenz glich aus der Luft gesehen einer Seenlandschaft. Ganze Straßenzüge und Felder wurden überschwemmt. Den Einsatzkräften machte am Freitagmorgen zudem der starke Wind bei den Aufräum- und Sucharbeiten zu schaffen.
Notstand und Großeinsatz der Feuerwehr - Krankenhäuser überflutet
Als Reaktion auf die Naturkatastrophe rief Giani am frühen Freitagmorgen den Notstand für die Region aus. Die Feuerwehr musste in der Region über tausend Einsätze bewältigen, mehr als 40.000 Haushalte in der Nähe von Florenz waren ohne Strom.
Die Autobahn A11 musste teilweise gesperrt werden und der Bahnverkehr war erheblich beeinträchtigt. In einigen Gebieten war die Wassermenge so gewaltig, dass sogar Krankenhäuser überschwemmt wurden. Der Zivilschutz war die ganze Nacht über im Einsatz und riet den Menschen dringend, ihre Häuser nicht zu verlassen.
Unwetter treffen auch Venetien
Auch die Region Venetien im Nordosten Italiens war von den schweren Unwettern betroffen. In der Provinz Belluno nördlich von Venedig wird ein Feuerwehrmann vermisst, der nicht im Dienst war, aber bei den Vorbereitungen auf das Unwetter Sandsäcke an einem Fluss aufgestapelt hatte.
Aufräumarbeiten laufen bereits auf Hochtouren
Während in einigen Gegenden noch immer ganze Straßenzüge und Felder überschwemmt sind und Häuser, Wohnungen und Autos unter Wasser stehen, laufen andernorts die Aufräumarbeiten bereits auf Hochtouren.
Einige Bewohner:innen schaufelten den Schlamm aus ihren Häusern und stellten durchgeweichte Möbelstücke an den Straßenrand. Auch die Suche nach den Vermissten wird forciert. Denn durch die Überschwemmungen sind ganze Ortschaften noch isoliert, so dass Einsatzkräfte bislang nicht dorthin vordringen konnten.
Italiens Ministerpräsidentin drückt Mitgefühl aus
Italiens Ministerpräsidentin Giorgia Meloni ließ in einer Mitteilung ihres Amtssitzes verlauten, sie verfolge "mit großer Besorgnis die Entwicklung der katastrophalen Ereignisse". Sie drücke den Opfern ihr tiefes Mitgefühl aus.
Toskana-Präsident Giani besprach sich indes mit Meloni über das weitere Verfahren. Laut Giani ziehe es die Regierung in Rom in Betracht, wegen der Lage in der Toskana den nationalen Notstand auszurufen, um schnellere Maßnahmen für Hilfen und Entschädigungen ergreifen zu können.
2023 bereits mehrere schwere Unwetter in Italien
Italien wurde im laufenden Jahr bereits von mehreren schweren Unwettern mit Toten heimgesucht. Die Emilia-Romagna kämpfte im Mai mit extremen Überschwemmungen und Erdrutschen. 15 Menschen kamen dabei ums Leben. Bereits damals wurde Kritik an den Notfallplänen des Zivilschutzes laut.
Der zuständige Minister, Nello Musumeci, kündigte einen nationalen Wasserbauplan an, um sich gegen häufigere Überschwemmungen und Erdrutsche zu wappnen. Auch aktuell wird ein besserer Schutz gegen solche Wetterextreme gefordert.
Aufräumarbeiten in Frankreich
In Frankreich, wo die Lage auch zuvor angespannt blieb, gingen die Aufräumarbeiten am Wochenende weiter. Am Sonntagvormittag waren
137 000 Haushalte weiterhin ohne Strom. Französische Medien berichteten, dass bei den Arbeiten am Wochenende ein Mitarbeiter des Stromversorgers Enedis starb. Ab Samstagabend traf zudem ein neuer Sturm Westfrankreich, teils gab es Windböen mit bis zu 150 km/h Geschwindigkeit. Weitere 160 000 Haushalte waren ohne Strom.
Schäden in Großbritannien
In Großbritannien machten sich am Wochenende noch die Auswirkungen von Sturm CIARAN bemerkbar. Wegen Schäden an einer Wasseraufbereitungsanlage waren Tausende Haushalte südwestlich von London von der Wasserversorgung abgeschnitten.
Erdrutsche in Slowenien
Unterdessen wurden auch in Slowenien wegen Sturms und heftigen Regens mindestens vier kleinere Erdrutsche gemeldet. Im nordslowenischen Radovljica am Fluss Save war dabei auch ein Haus von den Erdmassen bedroht, jedoch konnten die Katastrophenschützer das Gebiet sichern, berichtete die Agentur STA. Am Sonntag wurden noch steigende Wasserstände der Flüsse im Osten des Landes erwartet, ab Montag sollten diese wieder sinken.
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