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Natur & umwelt

Stärke 3,2: Seltenes Erdbeben in Brandenburg

So 20.10.2024 | 11:02 Uhr - Redaktion - Quelle: dpa
Symbolbild: Ein Seismograph zeichnet ein Erdbeben auf. ©Adobe Stock

Das ist nach Einschätzung von Fachleuten äußerst selten: In Brandenburg hat die Erde gebebt. Anwohner berichten von wackelnden Wänden. Wie stark war das Erdbeben?

Im Süden Brandenburgs hat die Erde gebebt und für Erstaunen in der ganzen Region gesorgt.

Das Erdbeben habe sich am Freitag um 12.50 Uhr Ortszeit zwischen Herzberg (Elster) und Kirchhain ereignet, teilte die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) in Hannover der Deutschen Presse-Agentur mit. In ganz Süd-Brandenburg gab es bisher keine Aufzeichnungen der Behörde über ähnliche Ereignisse. 

Experte: An der Stelle bisher keine Erdbeben

Der Physiker Klaus Stammler von der BGR beschrieb das Beben als ungewöhnlich. "Das war an einer Stelle, wo es bisher keine beobachtete Seismizität gab", sagte er. In der Stadtchronik von Herzberg (Elster) ist für das Jahr 1483 ein Erdbeben mit einem Stadtbrand vermerkt. Dabei sei der Kirchturm geborsten, heißt es in der Chronik.

Erdbeben gehören zu den gewaltigsten Naturkatastrophen, die Menschen treffen können. Von einer Sekunde auf die andere zerstören sie Häuser, Städte und ganze Landstriche. Kaum eine andere Naturkatastrophe fordert so viele Tote und Verletzte. Doch wie kommt es zu einem Erdbeben? Die Entstehung von Erdbeben hängt mit der Plattentektonik der Erde zusammen. Die Erdkruste besteht aus festem Gestein, den sogenannten tektonischen Platten. Die Platten schwimmen wie Eisschollen auf dem flüssigen Inneren der Erde. An einigen Stellen sind die Platten dicker, an anderen dünner. Mancherorts wölbt die Erde sich auf zu riesigen Gebirgen wie den Alpen. Andernorts ziehen sich kilometerlange tiefe Gräben wie die San-Andreas-Verwerfung in Kalifornien durch den Boden. Pro Jahr bewegen sich die Erdplatten wenige Zentimeter in verschiedene Richtungen, also auseinander, aufeinander zu oder aneinander vorbei. Wird durch die Reibung der Platten der Druck zu groß, oder verkeilen sich zwei Platten ineinander, kommt es zu einem Bruch. Dort, wo die Platten aufeinandertreffen, entstehen gewaltige Spannungen. Wird der Druck zu groß, entladen sich diese Spannungen mit einem Ruck, so kommt es zu einem Erdbeben. Wenn zwei tektonische Platten aneinander vorbei gleiten, spricht man von einer Verwerfung, die bekanntesten Beispiele sind die kalifornische San Andreas-Verwerfung und die Nordanatolische Verwerfung in der Türkei. Die bei der Verschiebung der Platten entstehenden Erdbeben können Stärken bis zu Magnitude M 8 erreichen, treten zudem meistens in geringen Tiefen von weniger als 20 Kilometern auf und bedrohen so große Städte wie Istanbul oder San Francisco. Nicht alle Erdbeben sind für den Menschen spürbar. Erderschütterungen von einer Stärke unter 2,0 können nur von Instrumenten wahrgenommen werden. Auch in Deutschland ereignen sich jährlich mehrere hundert solcher leichten Erdbeben. Während diese Erdbeben für den Menschen nicht spürbar sind, richten andere verheerende Schäden an. Etwa ab Stärke 5 werden Erdbeben für den Menschen gefährlich. Diese schweren Beben verwüsten ganze Landstriche, fordern Tote und rauben den Überlebenden ihr Zuhause. Eines der jüngsten verheerenden Erdbeben hatte eine Stärke von 9,0 und ereignete sich 2011 in Japan. Es war eines der stärksten Erdbeben der letzten hundert Jahre.

Das Erdbeben unweit der Grenze zu Sachsen hatte nach Angaben der Bundesanstalt eine Magnitude von 3,1 auf der Richter-Skala. Das Institut der Geowissenschaften der Universität Jena gab die Stärke im Internet mit 3,2 an. Zum Vergleich: Das schwere Erdbeben in Marokko im vergangenen Jahr mit fast 3.000 Toten hatte eine Stärke von 6,8.

Bisher keine Schadensmeldungen 

Meldungen über Schäden gab es bisher nicht. Bei der BGR gingen auch keine Rückmeldungen zu dem Beben ein. Zunächst hatte das Portal Niederlausitz Aktuell unter Berufung auf das Institut der Geowissenschaften der Universität Jena über das Erdbeben berichtet.

Ursache für Beben unklar

Die Ursache des jetzigen Bebens sei nicht klar, sagte Stammler vom Erdbebendienst des Bundes. Das bisher letzte Erdbeben über einer Magnitude von 4 wurde nach seinen Angaben im Jahr 2022 mit 4,1 auf der Schwäbischen Alb bei Balingen registriert, es sei deutlich zu spüren gewesen. 

Das stärkste Beben der vergangenen Jahrzehnte fand mit einer Magnitude von 5,9 im Jahr 1992 bei Roermond in den Niederlanden nahe der deutschen Grenze statt.

"Die Wände haben gewackelt"

In sozialen Medien war das Erdbeben im Brandenburger Landkreis Elbe-Elster ein großes Gesprächsthema. Bei Facebook schilderten Menschen ihre Erfahrungen. Ein Nutzer schrieb: "In Herzberg war es deutlich zu spüren." Eine Frau aus Langennaundorf bei Uebigau-Wahrenbrück berichtete: "Teller und Tassen im Schrank klapperten." Ein anderer aus Langennaundorf schrieb: "Das Haus hat spürbar gewackelt." Eine Frau aus Körba bei Lebusa schrieb: "Die Wände haben gewackelt."

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