Mallorca in Not: Schnee, Sturm und Regen verursachen große Schäden
Der Wintersturm JULIETTE ist mit Schnee und viel Regen über die Ferieninsel Mallorca hinweggefegt. Jetzt beginnen die Aufräumarbeiten. Die Behörden haben um Hilfe vom Festland gebeten.
Mallorca bibbert vor Kälte: Sturmtief JULIETTE hat am Montag (27.02.023) weite Teile der spanischen Mittelmeer-Insel mit einer dicken Schneeschicht von bis zu 50 Zentimetern sowie mit Kälte und Starkregen überzogen, wie die Regionalzeitungen "Última Hora" und "Diario de Mallorca" berichteten.
Die Schneegrenze fiel bis zum späten Nachmittag auf etwa 300 Höhenmeter. Es wurde nicht ausgeschlossen, dass die Schneegrenze noch weiter fällt und es vielleicht sogar auch auf Meereshöhe - etwa am "Ballermann" - schneit.
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Temperaturen sanken bei Wind und Regen deutlich
Die Temperaturen sanken an der Playa de Palma sowie in anderen Küstenregionen bei viel Regen und starkem Wind bereits deutlich. Am frühen Montagmorgen lagen sie bei rund drei Grad und kletterten in Palma dann nur bis maximal sieben Grad.
Livecam Palma - Can Pastilla - Platja de Palma, Escuela de Surf - Mallorca
Sturmböen in fast Orkanstärke
Zudem hat das Wintertief Sturmböen fast in Orkanstärke mitgebracht. Viele Überlandstraßen waren wegen des Schnees oder umgestürzter Bäume unpassierbar, wie die "Mallorca Zeitung" berichtete.
In der Inselhauptstadt Palma brach sogar an zwei Stellen die Fahrbahn wichtiger Straßen ein. Verletzt wurde niemand. Auf Videos war zu sehen, wie Bauarbeiter am Morgen damit beschäftigt waren, ein acht Meter breites und vier Meter tiefes Loch in einer Asphaltdecke zu schließen.
Grund war vermutlich eine Unterspülung.
Warnung an Bürger:innen: zu Hause bleiben!
Viele Mallorquiner:innen teilten in den sozialen Netzwerken Fotos und Videos der schneebedeckten Dörfer und Straßen. Zuletzt hatte es auf Mallorca Anfang des Jahres einige Schnee-Tage gegeben.
Wegen des Wintereinbruchs mussten im Tramuntana-Gebirge mehrere Straßen gesperrt werden. Einige Fährverbindungen wurden aufgrund des hohen Wellengangs gestrichen. Die Behörden riefen die Bürger:innen auf, vorsichtig zu sein und nach Möglichkeit zu Hause zu bleiben.
Windgeschwindigkeiten von 100 km/h und acht Meter hohe Wellen
Sturmböen mit Windgeschwindigkeiten von teils mehr als 100 Kilometern pro Stunde peitschten vor allem im Norden der Insel bis zu acht Meter hohe Wellen an die dort felsigen Küsten. Im Inselgebirge, der Tramuntana, wuchs die Schneedecke in der Nacht auf Dienstag an einigen Stellen auf bis einen halben Meter an.
Schon am Vortag hatten sich viele Schaulustige in das Bergdorf Valldemossa aufgemacht, um im Schnee zu spielen. Das sorgte für lange Staus auf den Straßen.
Vollgelaufene Keller und Sturzbäache
In Pollença, einem malerischen Dorf im Norden, gingen 171 Liter Wasser pro Quadratmeter binnen 24 Stunden nieder.
Normalerweise kleine Wasserläufe wurden zu Sturzbäche und setzten die Uferbereiche unter Wasser. Auch Keller und Tiefgaragen liefen voll.
Alarmstufe Orange oder Gelb auf allen Balearen-Inseln
Auch in anderen höhergelegenen Gebieten Spaniens fiel am Montag Schnee oder viel Regen, vor allem im Nordosten des Landes, etwa in Katalonien. Aber der plötzliche Wintereinbruch war auf Mallorca besonders schlimm.
Der nationale Wetterdienst Aemet rief deshalb nur für Mallorca die höchste Alarmstufe Rot aus, die bis Dienstag in erster Linie für das Gebiet um das Tramuntana-Gebirge im Norden der Insel gilt. Ansonsten gilt auf allen Balearen-Inseln mindestens bis Mittwoch entweder Alarmstufe Orange oder Gelb.
Militärische Hilfe nötig
Mallorca hat zur Bewältigung der Folgen des Wintersturms JULIETTE die Hilfe der Militärischen Nothilfe-Einheit UME angefordert.
Zwar zog das Sturmtief am Mittwoch (01.03.2023) nach Osten Richtung Italien ab, aber Einsatzkräfte konnten teilweise erst nach Stunden zu Menschen vordringen, die in höher gelegenen Regionen eingeschneit waren.
Wahrer Albtraum für Ausflügler:innen
Was anfangs noch Begeisterung auslöste und Hunderte Schaulustige in die Berge trieb, entwickelte sich mehr und mehr zu einem Albtraum. Im Kloster Lluc waren knapp 100 Ausflügler:innen ohne Handyempfang und Strom eingeschneit. Immerhin verfügt der Wallfahrort über ausreichend Schlafplätze und Essen.
Am Dienstagabend erreichte die Bergrettung das Kloster im Norden der Insel. Die meisten Eingeschneiten verbrachten dort noch die Nacht.
Gefährliche Situationen
Gefährlicher war die Lage für eine Familie mit zwei kleinen Kindern, die in einem Campingmobil auf einem Pass in den Bergen übernachten wollte. Eine Kiefer stürzte nachts auf ihr Fahrzeug, wie die deutschsprachigen Medien "Mallorca Magazin" und "Mallorca Zeitung" berichteten. Retter:innen konnten nur zu Fuß zu der Familie vorstoßen, die bereits unterkühlt war.
Ein anderes Wohnmobil in der Nähe, das eine Heizung besaß, nahm die Familie zunächst auf, bis sie am Folgetag in Sicherheit gebracht werden konnte.
In Palma wurden ein Vater und seine beiden Kinder aus einem Auto gerettet, das von Wassermassen mitgerissen worden war. Der Mann hatte versucht, ein normalerweise trockenes Flussbett zu durchfahren, wie die Zeitung "Última Hora" berichtete.
Meteorologe erklärt Wetterlage
Die Polarluft, die auch bei uns in Deutschland für die aktuelle Kälte sorgt, ist bis ins Mittelmeer vorgestoßen. Dadurch hat sich ein großes Unwettertief gebildet, wie unser Meteorologe Gernot Schütz erklärt.
Er sieht in der Region aber bald die Wetterberuhigung: "Bis Ende der Woche gibt es große Niederschlagsmengen von den Balearen über Korsika und Sardinien bis in den Norden Algeriens und rüber nach Mittel- und teilweise Süditalien. Erst danach tritt im westlichen Mittelmeer Entspannung ein."
Jedoch ist dann eine anderes Gebiet von Unwettern betroffen. "Weiter östlich, also in der südlichen Adria, Griechenland und östliches Mittelmeer wird es größere Niederschlagsmengen und lokal Unwettergefahr geben", so Schütz.
Wie es vor Ort aussieht, siehst du in diesem Video:
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