Tornado, Blitzeinschläge, Überflutung: Mehrere Verletzte nach Unwetterchaos

- Redaktion - Quelle: dpa
Tornado, Blitzeinschläge, Überflutung: Mehrere Verletzte nach Unwetterchaos
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Nach schweren Unwettern im Allgäu steht ein Auto auf einer überfluteten Straße, in der Hagelkörner treiben.

Vollgelaufene Keller, überflutete Straßen und sogar ein Tornado: Ein Unwettertief traf Teile Deutschlands und hinterließ punktuell massive Schäden. Es kam zu Feuerwehreinsätzen und einigen Verletzten.

Ein heftiges Unwettertief traf am Freitagabend (12.07.2024) Teile Deutschlands und führte zu zahlreichen Feuerwehreinsätzen. Hagelschauer, vollgelaufene Keller, Blitzeinschlag und ein Tornado waren mit dabei. Besonders betroffen war der Süden von Deutschland. In Baden-Württemberg gab es mehrere Verletzte. Ein Überblick:

Kind von einem umstürzenden Baum getroffen

Besonders betroffen war Baden-Württemberg. Feuerwehr und Polizei rückten wegen überfluteter Straßen, Unfällen und Blitzeinschlägen aus. Nach Polizeiangaben wurden hier mehrere Menschen verletzt.

Nach Angaben eines Polizeisprechers wurde in Ostelsheim (Kreis Calw) am Freitagnachmittag ein achtjähriger Junge von einem umstürzenden Baum getroffen. Wie schwer das Kind verletzt wurde, war zunächst unklar.

Autounfälle durch Starkregen

Wegen der nassen Straßen kam es in der Nacht zu Samstag auch zu einigen Unfällen auf den Autobahnen. Ein 27 Jahre alter Fahrer war nach Polizeiangaben zu schnell auf der A73 bei Forchheim unterwegs. In einer Kurve verlor er demnach die Kontrolle über seinen Wagen und prallte gegen die Leitplanke. Bereits am Freitagnachmittag war wenige Kilometer nördlich auf derselben Autobahn ein Transporter umgekippt. Auch hier sei der Fahrer zu schnell unterwegs gewesen, hieß es. Beide Fahrer verletzten sich leicht.

Auf der Autobahn 6 bei Ilshofen (Kreis Schwäbisch Hall) kam es nach Angaben eines Polizeisprechers am Freitagnachmittag wegen Starkregens zu einem Auffahrunfall mit drei beteiligten Fahrzeugen. Vier Menschen seien leicht verletzt ins Krankenhaus gekommen. Den Schaden schätzte die Polizei auf rund 68.000 Euro. 

Auch das Polizeipräsidium Ludwigsburg meldete mehrere unwetterbedingte Einsätze, etwa wegen Aquaplaning-Unfällen und umgestürzten Bäumen. Verletzte habe es nicht gegeben. Im Bereich der Präsidien Ulm und Offenburg kam es zu überfluteten Straßen.

Blitze schlagen in Gebäude ein - hoher Schaden in Emmendingen

In Emmendingen verursachte ein Blitzeinschlag am späten Freitagabend einen Dachstuhlbrand in einem Mehrfamilienhaus. Die Polizei schätzte den Schaden auf etwa 500.000 Euro. Die neun Bewohner des Hauses blieben unverletzt und kamen bei Verwandten und Bekannten unter. Kurz vor Mitternacht war demnach ein Gewitter über die Stadt gezogen.

Im Zuständigkeitsbereich des Polizeipräsidiums Ravensburg kam es zu drei Blitzschlägen, wie ein Polizeisprecher mitteilte. Gebrannt habe es allerdings in keinem der Fälle. Verletzte und größere Schäden habe es ebenfalls nicht gegeben.

Demnach wurden in Bad Waldsee (Kreis Ravensburg) und in Friedrichshafen (Bodenseekreis) jeweils zwei Wohnhäuser von Blitzen getroffen. In Ravensburg schlug ein Blitz in ein Stallgebäude ein.

Unwettertief: Vollgelaufene Keller und überflutete Straßen

Teile von Oberbayern und Schwaben erlebten vollgelaufene Keller, überflutete Straßen und Verkehrsbehinderungen wegen umgefallener Bäume. Wie ein Polizeisprecher in Kempten sagte, waren die Straßen teilweise weiß vor Hagelkörnern.

Zwischen 18 Uhr und Mitternacht am Freitag wurden der Polizei etwa 320 unwetterbedingte Einsätze gemeldet, wie der Sprecher sagte. Der Schwerpunkt lag demnach in den Bereichen Ost- und Oberallgäu sowie dem Westen des Landkreises Lindau. Die Nachfolgeeinsätze wie das Abpumpen der Keller zogen sich noch bis in die Nacht hinein.

Ein Auto fährt wie durch eine Winterlandschaft mitten im Sommer. Quelle: dpa.

Zwischen 19 Uhr und Mitternacht habe es am Freitag im gesamten Bereich des Polizeipräsidiums Oberbayern Süd etwa 230 Einsatzlagen aufgrund des Unwetters gegeben, sagte ein Sprecher in Rosenheim. Schwerere Einsätze waren demnach aber nicht dabei. Auch hier habe es hauptsächlich vollgelaufene Keller und Bäume gegeben, die auf Straßen und teilweise auch auf Gleise gefallen seien. Verletzte wurde keine gemeldet.

Aqua-Planing und Erdrutsch in Oberbayern

Im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen sah es ähnlich aus: Starke Regenfälle und Sturmböen haben die Einsatzkräfte von Feuerwehr und Polizei im Süden Bayerns zu zahlreichen Einsätzen ausrücken lassen. Verletzt wurde niemand. Bis 22.00 Uhr seien in der Integrierten Leitstelle Oberland rund 120 Einsätze aufgrund des Unwetters koordiniert worden, davon 30 allein im Landkreis Bad-Tölz-Wolfratshausen, sagte ein Sprecher. 

Die Einsätze verliefen laut Feuerwehr und Polizei glimpflich. Auf der Autobahn 95 bei Garmisch-Partenkirchen habe Aquaplaning zu einem Unfall geführt. Am Ickinger Berg im oberbayerischen Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen rutschte den Angaben nach ein Stück Erdreich ab und blockierte zwischenzeitlich eine Straße. In Icking selbst wurde die Ortsmitte nach Angaben eines dpa-Fotografen überflutet, feststeckende Autos wurden von der Feuerwehr aus dem Wasser gezogen.

Die Unwetterfront sei zwischen 20.30 Uhr und 21.30 über den Süden Bayerns gezogen. Das Gewitter habe recht schnell nachgelassen, hieß es am Abend von der Integrierten Leitstelle Oberland. Der Deutsche Wetterdienst hatte vor Unwettern mit Starkregen und Sturmböen in der Region gewarnt.

Eine Unwetterzelle (Superzelle) baut sich bei Wolfratshausen auf. Quelle: dpa.

Kulturveranstaltungen abgesagt

Auswirkungen hatte das Wetter auch auf zwei Kulturveranstaltungen im Freistaat. Das Open-Air-Event "Klassik am Odeonsplatz" wurde wegen eines drohenden Unwetters abgebrochen. Tausende Zuschauer mussten in der Münchner Innenstadt früher als geplant und nach dem Auftritt von Sopranistin Anja Kampe und Bariton Michael Volle ihre Plätze räumen.

Auch die Premiere der Regensburger Schlossfestspiele fielen einem Gewitter zum Opfer. Kurz vor Aufführungsbeginn der Oper CARMEN wurden die Zuschauer bei Nieselregen via Lautsprecherdurchsagen zum Gehen aufgefordert.

Blitzeinschlag führt zu Dachstuhlbrand

Ein Blitzeinschlag hat einen Dachstuhlbrand in einem Mehrfamilienhaus in Emmendingen nördlich von Freiburg verursacht. Ersten Schätzungen nach sei dabei ein Schaden von etwa 500.000 Euro entstanden, teilte die Polizei mit. Kurz vor Mitternacht war demnach ein Gewitter über die Stadt gezogen.

Die Feuerwehr öffnete zur Brandbekämpfung teilweise das Dach, wie es in der Mitteilung weiter hieß. Die neun Bewohner des Hauses blieben unverletzt und kamen bei Verwandten und Bekannten unter.

Möglicher Tornado verursachte massive Schäden an Gebäude

Doch nicht nur der Süden von Deutschland war von den Unwettern betroffen. Starke Sturmböen haben in Telgte östlich von Münster in einem Gewerbegebiet starke Schäden angerichtet. Nach Angaben der Stadt sind Bäume umgestürzt und die Bundesstraße 51 musste gesperrt werden. Die Bevölkerung wurde über die sozialen Medien gewarnt, zu Hause zu bleiben.

Ein Sektionaltor einer Halle liegt auf dem Boden, nachdem ein Tornado das Tor und Teile der Hallendecke herausgerissen hat. Quelle: dpa.

Die Feuerwehr sei im Großeinsatz, teilte das Ordnungsamt der Stadt mit. An Gebäuden seien massive Schäden entstanden, eine Photovoltaikanlage sei von einem Dach gefegt worden. Die Feuerwehr hat Unterstützung durch Kräfte aus dem Kreis Warendorf und des Technischen Hilfswerks angefordert.

Medien berichteten, dass es möglicherweise einen Tornado gegeben habe. Der WDR zitierte den Geschäftsführer einer Container-Firma. "Meine Mitarbeiter haben mich kurz vor vier angerufen und gesagt, dass hier ein Tornado durchgezogen sei." Die Wetterseite "Tornadoliste.de" stufte den Sturm bereits als Tornado ein. Es seien Schäden in und um Telgte im Kreis Warendorf entstanden, hieß es.

Der Deutsche Wetterdienst (DWD) prüft, ob es sich um einen Tornado gehandelt hat. Mit einem Ergebnis sei frühestens am Montag zu rechnen, sagte ein DWD-Sprecher am Sonntag.

Überschwemmung und starker Wind in Niedersachsen

Auch Teile von Niedersachsen waren vom Unwetter betroffen.  Besonders im Landkreis Grafschaft Bentheim hatten Einsatzkräfte viel zu tun. In Nordhorn seien die Rettungskräfte bis spät in die Nacht zu mehr als

100 Einsätzen ausgerückt, teilte die Feuerwehr mit. In einer Klinik drang zwischenzeitlich so viel Wasser ein, dass die Notaufnahme kurzfristig schließen musste. Ein übergelaufenes Regenrückhaltebecken sorgte für zahlreiche vollgelaufene Keller in einem Wohngebiet. Mehrere Straßen wurden vorübergehend gesperrt. Nach Angaben der Feuerwehr Nordhorn waren rund 200 Einsatzkräfte vor Ort. 

Im südlichen Niedersachsen richtete starker Wind Sachschäden an. Nach Angaben der Polizei brachen in Dissen am Teutoburger Wald Äste ab und beschädigten mehrere Wohnhäuser. Es entstand ein Sachschaden von rund 130.000 Euro. Laut Feuerwehr wurde auch ein Seniorenheim bei dem Wind beschädigt.

Unzählige Blitze in Österreich

In Österreich registrierte der Wetterdienst UBIMET am Freitag 190.000 Blitzentladungen - der höchste Wert in diesem Jahr. Im südlichen Kärnten rückten Einsatzkräfte in mehreren Seen aus, um Schwimmer, Standup-Paddler und Surfer zu retten, die aufgrund des starken Wellengangs nicht mehr ans Ufer gelangen konnten. Am Flughafen Wien wurden wegen der Wetterlage am Freitagabend etwa 40 Flüge abgesagt.

In der neuen Woche könnte es wieder ungemütlich werden: Am Montag sorgt dann gleich ein neues Tiefdruckgebiet über Frankreich für zunehmende Schauer und Gewitter aus Westen und Südwesten. In der Nacht breiten sich diese ost- und nordostwärts aus. 

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