Was passiert beim ersten Herbststurm? Diese Bäume werden zur Gefahr
Der trockene Sommer hat die Bäume in Deutschland stark angegriffen. Wir haben bei einem Experte nachgefragt, welche Bäume beim ersten Herbststurm zur Gefahr werden und wie man diese erkennen kann.
Über einen langen Zeitraum hat es im Sommer 2018 in Deutschland kaum Niederschläge gegeben. Das führte zu einer Trockenheit, die unseren Bäumen stark zugesetzt hat. Nun beginnt der Herbst und nicht selten kommt es dann auch zu Herbststürmen.
Als Laie liegt die Vermutung nahe, dass die angegriffenen Bäume nun besonders anfällig für Umstürze sind. Klima- und Waldexperte Christian König erklärt im Video unten, warum das gerade nicht der Fall ist.
Besonders sturmgefährdet sind Fichten
Zunächst muss man zwischen den verschiedenen Arten von Sturmschäden an Bäumen unterscheiden. Beim sogenannten Windwurf wird der ganze Baum von der Kraft des Windes umgeworfen. Dabei wird der unterirdische Teil des Baumes, der sogenannte Teller, senkrecht nach oben herausgehebelt. "Genau das passiert bei Trockenheit aber eben nicht", erklärt König. "Da der trockene Boden fest mit dem Wurzelwerk verbunden ist, kann dieses nicht einfach so herausgerissen werden."
Viel wahrscheinlicher kommt es bei Trockenheit zu einem Windbruch. Dabei brechen die Bäume oberhalb des Wurzelstocks ab, ähnlich wie bei einem angebrochenen Streichholz. Hiervon ist meist eine bestimmte Baumart betroffen, die Flachwurzler. Diese brechen wegen ihrer tellerförmigen Wurzel, die sich in der oberen Bodenschicht ausgebreitet hat, häufiger ab. Besonders sturmgefährdet sind Fichten, die zum Beispiel in Bayern 44 Prozent der Waldfläche ausmachen. Aber auch die Douglasie oder Weiden zählen eher zu den Flachwurzlern.
Im Video erklärt Christian König kompakt, welche Bäume sturmgefährdet sind und warum:
Vorsicht vor abbrechenden Ästen!
Natürlich bricht bei einem Sturm nicht immer ein ganzer Baum ab. Die größte Gefahr sind vielmehr abbrechende Äste. "Hierfür sind grundsätzlich im Winterhalbjahr Nadelbäume anfälliger, weil die Nadeln eine größere Angriffsfläche bieten", erklärt König. Doch auch Laubbäume können eine Angriffsfläche haben, solange sie, wie im Moment, noch volles Laub tragen.
Abgesehen von der Baumart ist natürlich auch die Windstärke entscheidend, ob ein Baum oder Ast abbricht. Ebenso ist entscheidend, auf welchem Gelände der Baum steht, welche durchwurzelbare Bodentiefe vorhanden ist und wie die Bodenbeschaffenheit ist. Ein weiterer Faktor: Je älter ein Baum ist, desto bedrohlicher ist er bei Sturm.
Grundsätzlich haben die abbrechenden Äste und Bäume aber erst einmal nichts mit der Trockenheit im Sommer zu tun. "Wegen der Trockenheit im Sommer brechen im Herbst nicht mehr Äste als sonst ab. Dass beim ersten Herbststurm mehr brüchiges Geäst von den Bäumen fällt, ist völlig normal", erklärt der Diplom-Forstwirt König.
Volle Obstbäume sind eine weitere Gefahr
Eine Besonderheit gibt es aber nach diesem langen heißen Sommer: Für die Obstbäume war das frostfreie und sonnig-warme Frühjahr sehr gut und sie trugen bzw. tragen daher überdurchschnittlich viel Obst. Zum Teil hängen die Bäume immer noch voll mit Äpfeln, Birnen und Pflaumen. Das hohe Gewicht belastet allerdings den ganzen Baum und speziell die Äste, die bei Sturm dann besonders gefährdet sind zu brechen, warnt König.
Für alle, die im Garten einen Obstbaum stehen haben, gibt er den Rat: "Bei noch vollen Obstbäumen sollte man vor einem Sturm unbedingt überprüfen, ob die Äste stabil genug sind. Falls nicht, empfiehlt es sich, diese abzustützen. Am besten erntet man lieber die reifen Früchte vor einem aufziehenden Sturm ab."
Ansonsten sollte man sich an die üblichen Regeln bei starken Stürmen halten: Am besten vermeiden, sich dann im Freien aufzuhalten. Falls das nicht möglich ist, rät König: "Regel Nummer eins ist: Weg von allen Alleestraßen und Radwegen, die unter Bäumen verlaufen." Bei Sturm und Gewitter solle man sich grundsätzlich auf keinen Fall unter Bäumen aufhalten.
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