Wüstenstaub kühlt unser Klima – was das für die Erderwärmung bedeutet
Staubpartikel in der Luft haben einen kühlenden Einfluss auf unser Klima. Wie groß der Einfluss ist und wie dieser Prognosen der Klimaerwärmung beeinflussen kann, hat eine neue Studie untersucht.
In Deutschland kennen wir den Saharastaub, der in hohen Luftschichten hin und wieder bis zu uns kommt und den Himmel rötlich einfärbt. In dem Staub können sich außerdem Wolken bilden und es kommt zum sogenannten Blutregen.
Spektakuläre Sonnenuntergänge, etwas gedämpftes Licht und Staubschichten auf unseren Autos und Fensterbänken sind dann die Folge. Die Staubpartikel aus der Wüste können lange Zeit in der Luft bleiben.
Staubpartikel in der Luft haben einen kühlenden Effekt
Die kleinen Staubpartikel können zur Wolkenbildung beitragen und Sonnenlicht reflektieren, bevor es die Erdoberfläche erreicht. Dass dies einen abkühlenden Effekt hat, ist schon länger bekannt. Wie der Staubgehalt in der Luft mit der gesamten Erderwärmung zusammenhängt, ist bisher allerdings wenig erforscht.
Kühlender Effekt überwiegt insgesamt
Eine neue Studie zeigt nun, solcher Staub aus Wüsten, Vulkanausbrüchen, Waldbränden und Abgasen hat durchaus einen Einfluss auf unser Klima. Zwar gibt es auch einen wärmenden Effekt.
Wenn sich Staub beispielsweise auf Gletscher legt und diese verdunkelt, erwärmt sich die Oberfläche schneller und die Gletscher schmelzen dementsprechend auch schneller. Doch die neue Studie zeigt, dass der kühlende Effekt des Staubes in der Atmosphäre insgesamt überwiegt.
Zusammenhang von Staub und Erderwärmung untersucht
Die Studie, die von einem internationalen Forschungsteam durchgeführt und im Januar 2023 in der Fachzeitschrift "Nature Reviews Earth Environment" veröffentlicht wurde, untersucht genau, wie Staub und Erderwärmung zusammenhängen.
Eisbohrkerne zeigen, dass Wüstenstaub zugenommen hat
Dazu untersuchten die Forschenden unter anderem Eisbohrkerne, um herauszufinden, wie sich die Verteilung des Staubs auf der Erde verändert hat. Das Ergebnis: Seit ungefähr 1850 ist allein der Wüstenstaub auf der Erde um rund 55 Prozent angestiegen, was den Kühlungseffekt des Staubes verstärkte. Am stärksten hat sich der Wüstenstaub aus Asien mit ganzen 74 Prozent vermehrt. Insgesamt ist die Menge des Wüstenstaubes von 19 Millionen auf 29 Millionen Tonnen gestiegen.
Ursache für diese Zunahme sind beispielsweise trockenere Böden, höhere Windgeschwindigkeiten und menschlicher Einfluss, wie durch das Umleiten von Wasser zu Bewässerung von Feldern und Landwirtschaft.
Erderwärmung könnte ohne Staub weiter ansteigen
Sollte sich der Staub aus verschiedenen Gründen also verringern, könnte die Erwärmung der Erde schneller und höher ansteigen als Modelle bisher berechnet hatten, erklärt der Erstautor der Studie Jasper Kok von der UCLA.
"Wir zeigen, dass der Wüstenstaub zugenommen hat und höchstwahrscheinlich der Treibhauserwärmung leicht entgegengewirkt hat, was in aktuellen Klimamodellen nicht dargestellt wird", sagte Kok weiter. "Der Anstieg des Staubs hat nicht viel Abkühlung verursacht – die Klimamodelle sind immer noch nah dran – aber unsere Ergebnisse implizieren, dass Treibhausgase allein noch mehr Klimaerwärmung verursachen könnten, als die Modelle derzeit vorhersagen."
Klimamodelle haben Staub bisher zu wenig beachtet
Die Studie warnt davor, dass Modelle, die Klimaerwärmung modellieren, den kühlenden Staub bisher nicht genug beachtet haben. Die wirkliche Erwärmung durch Treibhausgase könnte also noch höher sein als bisher angenommen.
"Wir wollen, dass Klimaprognosen so genau wie möglich sind, und diese Staubzunahme könnte bis zu acht Prozent der Treibhauserwärmung maskieren", erklärt Kok. "Der historische Anstieg der Staubfracht fehlt in den aktuellen Klimamodellen sogar ganz". Hier müsse bei den Klimamodellen also nachgebessert werden, um die weitere Erderwärmung noch genauer vorhersagen zu können.
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