Wetterlexikon: Extremwetter

Extremwetter und der Klimawandel - Definition und Bedeutung
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  • Extremwetter, wie zum Beispiel Starkregen, Hitzewellen, Dürre oder Tornados treten statistisch selten an einem Ort auf.
  • Oft entwickeln sie sich - wenn auch nicht zwangsläufig - zu Großschadensereignissen, die den Einsatz zahlreicher Helferinnen und Helfer fordern.
  • Sowohl auf kommunaler, Landes- sowie Bundesebene werden Anpassungsstrategien für Extremwetter entwickelt.
  • Durch den Klimawandel kommt es weltweit - auch in Deutschland  - zunehmend zu Extremwettern.

1. Definition: Was ist Extremwetter? 

Ein Extremwetterereignis beschreibt ein Ereignis, das an einem bestimmten Ort und zu einer bestimmten Jahreszeit verglichen mit anderen Ereignissen seiner Art außergewöhnlich ist, d.h. von bestimmten Durchschnittswerten abweicht. Es existiert keine präzise Definition, da auch die Begriffe "extrem" und "selten" nicht klar eingegrenzt sind. Der Weltklimarat (IPCC) bezeichnet ein Wetterereignis dann als "extrem", wenn es sich nicht zwischen dem 10. und 90. Perzentil der beobachteten Wahrscheinlichkeitsverteilung befindet.

Allgemein lässt sich sagen, dass Extremwetterereignisse statistisch selten in ihrer Wiederkehr, Größe und/oder Dauer sind. Außerdem kann ein Wetterereignis als "extrem" eingestuft werden, wenn es besonders hohe Schäden hinsichtlich Menschenleben, Infrastruktur oder Ökosystem anrichtet.

2. Arten von Extremwettern? 

Zu Extremwettern zählen Hitzewellen, Kältewellen, Dürren, Stürme, Starkregenereignisse und infolgedessen Hochwasser und Überschwemmungen. 

Wetter ist nicht gleich Klima: Das ist der Unterschied

3. Wie entsteht Extremwetter? 

Eine wichtige Rolle bei der Entstehung von Extremwettern spielt der Jetstream: Durch die Erwärmung an den Polen steigt die bodennahe Lufttemperatur mindestens doppelt so stark wie außerhalb der polaren Regionen. Deshalb nimmt der Temperaturgradient zwischen der zentralen Arktis und den mittleren Breiten ab, wodurch sich die Intensität des Jetstreams abschwächt. Das hat zur Folge, dass Luftmassen nicht mehr so schnell über den Globus transportiert werden. So bleiben Hoch- und Tiefdruckgebiete länger an einem Ort und sorgen für langanhaltende Wetterphasen wie Trockenheit oder Niederschläge.

Ein Sonderfall ist zudem die sogenannte Omega-Wetterlage, die durch ein großes Hochdruckgebiet charakterisiert ist, das westlich und östlich von Höhentiefs flankiert wird. Diese Konstellation kann alljährlich auftreten und über längere Zeiträume stabil bleiben. Dies kann ebenfalls die Ursache für Wetterextreme sein.

4. Einflussfaktoren: Warum gibt es Extremwetter?   

Hitze, Dürre, Starkregen, Wirbelstürme und Flut sind mitunter Folgen des Klimawandels, der die atmosphärische Zirkulation auf der Erde verändert. Dadurch sind Wahrscheinlichkeit und Intensität von Wetterextremen erhöht. So ist beispielsweise durch die Erwärmung der Ozeane die Entstehung von Wirbelstürmen begünstigt. Auch nehmen mit der globalen Erwärmung Hitzewellen und Dürreperioden zu. 

Welche Rolle die Atmosphäre in unserem Klimasystem spielt und welche Auswirkungen der natürliche Treibhauseffekt hat, erklären wir dir in diesem Video: 

Einfach erklärt: So funktioniert unser Klima

Doch nicht nur die Atmosphäre ist in unserem Klimasystem essenziell. Beeinflusst wird das globale Klima unter anderem durch die Wechselwirkung zwischen Sonnenaktivität, Kontinenten, Meeren und Atmosphäre. 

Das natürliche Klimasystem der Erde setzt sich aus folgenden Bestandteilen zusammen, die sich gegenseitig wechselwirken:

  • Atmosphäre (Luft)        
  • Hydrosphäre (Wasser wie Ozeane, Flüsse, Seen, aber auch Meeresströmungen wie beispielsweise der Golfstrom)
  • Kryosphäre (Eis und Schnee): Schnee und Eis haben einen hohen Albedo, d.h. ein Großteil der kurzwelligen Sonnenstrahlung wird reflektiert.
  • Pedosphäre (Böden)
  • Lithosphäre (Gestein)
  • Biosphäre (Tiere und Pflanzen): Die Vegetation spielt hinsichtlich der Kohlendioxidaufnahme und der Wärme bzw. Feuchtigkeitsspeicherung eine wichtige Rolle in unserem Klimasystem. Dunkle Wälder absorbieren mehr Sonnenstrahlung als beispielsweise Ackerflächen.

5. Klimaanpassungsstrategien: Konzepte für Extremwetter

Um Schäden durch Hitze, Trockenheit oder Starkregen zu verhindern, sind Anpassungsstrategien gefragt. In Küstenregionen wird zum Schutz vor Sturmfluten mit Deicherhöhungen und Ausweichflächen gearbeitet. So sind vor allem in Mecklenburg-Vorpommern 24 Rückverlegungsprojekte für Deiche in Planung (Stand Mai 2024).

Aber auch Städte sind besonders von den Auswirkungen der Extremwetter betroffen. Bodenversiegelung sorgt dafür, dass Niederschläge nicht abfließen können. Bei Hitzebelastung wiederum kann die hohe Baudichte zu einem Temperaturunterschied von bis zu 10 Grad gegenüber dem Umland führen.

Doch was sind bisherige Strategien für mehr Klimaresilienz? Einerseits soll ein Netz an Grün- und Freiräumen das Stadtklima und den Wasserhaushalt verbessern. Umsetzungen gibt es bereits bei zahlreichen Stadtbepflanzungsprojekten bzw. Baumschutzkampagnen wie in Berlin, Hamburg und München.

Hinsichtlich Starkregenereignissen ist die Speicherung von Wasser in der Stadt mit multifunktionalen Flächen, technischen Maßnahmen zur Wasservorhaltung, Versickerungsflächen sowie durch die Begrünung zentral. Studien zeigen zudem, dass dezentrales Regenwassermanagement das Überflutungsrisiko für Gebäude reduziert.

Ein Positiv-Beispiel ist der Waldorf Campus in Berlin, bei dem Regenwasser durch Retentionsgründächer und Versickerungssysteme dezentral bewirtschaftet wird, um die städtische Kanalisation zu entlasten und ein nachhaltiges Wassermanagement zu fördern. Auch das Verwaltungsgebäude in Rendsburg-Eckernförde sorgt mit einem Eisspeicher und einer Wärmepumpe für klimagerechtes Heizen und Kühlen.

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6. Vorsorge und Verhalten bei Extremwetter

Hitze

Bei anhaltenden Hitzewellen stiegt die Zahl der Todesfälle oft messbar an. Deswegen solltest du entsprechend dein Trinkverhalten anpassen, sonst kann sich die Hitze im Körper stauen. Außerdem verliert unser Körper bei hohen Temperaturen auch mehr Flüssigkeit und wichtige Salze. Im schlimmsten Fall kann es sogar zu einem Hitzschlag kommen. Zwei bis drei Liter am Tag solltest du also je nach Körpergröße zu dir nehmen. Vermeide dabei aber Alkohol und gesüßte Getränke.

Zudem gilt es, starke körperliche Anstrengung zu vermeiden. Bei starker Sonneneinstrahlung solltest du außerdem eine Kopfbedeckung tragen und den Nacken schützen, um keinen Sonnenstich zu bekommen. 

Du kannst natürlich auch darauf achten, wo du dich aufhälst - ratsam sind klimatisierte Räume oder schattige und kühle Plätze. Wichtig: Lasse nie Personen oder Haustiere in einem geparkten Auto zurück! Denn das könnte sich zur tödlichen Falle, insbesondere für Kinder entwickeln. Schon nach zehn Minuten kann es im geschlossenen Fahrzeug gefährlich werden, denn die Innentemperatur kann bei einer Außentemperatur von 30 Grad innerhalb einer halben Stunde bereits auf 46 Grad ansteigen.

Ein weiterer Punkt ist die Ernährung: Bei Hitze solltest du besonders vorsichtig mit verderblichen Lebensmitteln umgehen. Denn bei heißen Temperaturen vermehren sich schädliche Mikroorganismen besonders schnell. Daher sollte man insbesondere rohes Fleisch, Fisch sowie Eier und Milchprodukte nicht zu lange draußen liegen lassen.

Gewitter

Wirst du von einem Gewitter draußen überrascht und weder Haus noch Auto sind für dich schnell zu erreichen, solltest wegrennen, auch wenn das der erste Instinkt sein mag. Denn dabei kann eine gefährliche Schrittspannung entstehen. Da die Füße bei großen Schritten vergleichsweise weit voneinander entfernt sind, kommt es zum Spannungsunterschied. Wenn ein Blitz dann in den Boden schlägt, kann Strom fließen.

Stattdessen solltest du dich klein machen. Blitze schlagen immer in die höchste Erhebung ein. Deshalb solltest du dich von allen Bäumen fernhalten und am besten in eine Senke begeben, in die Hocke gehen und die Arme eng anlegen sowie den Kopf einziehen. 

Halte auch Abstand von Metall, also beispielsweise Straßenlaternen oder Metallzäune, da es Strom gut leitet. Bist du mit dem Rad oder Roller unterwegs, solltest du dazu ebenfalls Abstand halten. Außerdem gilt: Bloß kein Regenschirm! Denn die Spitze eines Schirms ist oft aus Metall und ein aufgespannter Schirm macht dich größer, bietet also mehr Fläche, in die ein Blitz einschlagen könnte.

Des Weiteren besitzt Wasser ebenfalls eine hohe Leitfähigkeit, weshalb du dich während einem Gewitter nie im Wasser aufhalten solltest.

Weitere Details hier im Video:

Hochwasser

Hochwassergefahrenkarten, die für die einzelnen Bundesländer auch im Internet abrufbar sind, geben Auskunft über das grundsätzliche Gefährdungsrisiko in einem Gebiet. Bei Starkregen und Überflutungen ist nicht immer das eigene Leben in Gefahr, sondern es drohen auch Sachschäden durch die Wasserinbrüche. 

Herbert Oberhagemann, Leiter des Regionalbüros Ahrensburg/Lübeck des Verbands Privater Bauherren (VPB) erklärt: "Starkregenereignisse, in denen große Regenmengen in kurzer Zeit fallen, gefährden auch Gebäude, die nicht in einem klassischen Hochwasserrisikogebiet stehen." 

Bei Kellerbau sei darauf zu achten, dass er als sogenannte Weiße Wanne mit wasserdichtem Beton ausgeführt wird. "Alle Durchdringungen, zum Beispiel mit Leitungen, Rohren und Kabeln müssen druckwasserdicht geschottet sein." Schwachstellen, durch die Wasser ins Haus gelangen könnte, müssten konsequent vermieden werden.

Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) rät, beim Bau auf ein ausreichendes Eigengewicht des Hauses zu achten, um ein Aufschwimmen zu verhindern. Auch Heizöl- und Gastanks müssen gegen Aufschwimmen gesichert sein. Elektro- und Gasleitungen sollten in hochwassergeschützten Bereichen des Hauses installiert werden.

Zudem sollten Besitzer ihr Haus gegen rückstauendes Wasser aus dem Kanalnetz absichern. Dazu gilt es, die Rückstauebene zu beachten. Alle Entwässerungsanlagen, die unter der Rückstauebene liegen, müssen gegen Rückstau gesichert werden, zum Beispiel Duschen, Toiletten oder Waschbecken im Keller und im Erdgeschoss. "Das geschieht mit einer Hebeanlage, die das Abwasser in den öffentlichen Kanal pumpt", sagt Udo Wirges. Ohne Hebeanlage wären diese Duschen, Toiletten und Waschbecken bei einem Rückstau gefährdet, es könnte Abwasser aus dem Kanal in die Räume gelangen.

Damit aber das Wasser möglichst gar nicht auf das Grundstück gelangen kann, rät Oberhagemann zu Steinwällen oder Mauern als Grundstücksabgrenzung. Sonst empfehle sich ein unsichtbarer Wassergraben.

Wenn nun ein Unwetter naht - wie bereitet man sich vor? Hier solltest du wasserfeste Sperrholzplatten, Silikon zum Abdichten von Türen und Fenstern und Sandsäcke bereitstellen. 

Je nach behördlicher Warnung oder auch wenn das Wasser wider Erwartens sehr schnell steigt, besteht aber Gefahr für Leib und Leben! Dann sollte man sich aus der Gefahrenregion oder wenn möglich auf eine Anhöhe wie Hügel oder Berge begeben. Kann man das Haus nicht mehr verlassen, ist es wichtig, sich so weit wie möglich nach oben zu begeben. Hier kann manchmal jede Sekunde zählen, weshalb du nicht versuchen solltest, Habseligkeiten zu retten, das Auto wegzufahren oder gar etwas aus dem Keller zu holen. Strömen die Wassermassen schnell ins Innere, lassen sich Türen nicht mehr öffnen, die Bewegungsfreiheit ist stark eingeschränkt und Gegenstände werden umhergeschwemmt - der Schutz des eigenen Lebens hat ganz klar Vorrang! 

Hier erfährst du, was du tun kannst, wenn es zu Unwetterschäden kommt: 

Waldbrände

Der Deutsche Wetterdienst bewertet das Waldbrandrisiko in Stufen. Ist das Waldbrandrisiko stark erhöht, darf die Forstbehörde sogar ein Betretungsverbot verhängen. Die Verbote sind oft durch eine entsprechende Beschilderung gekennzeichnet und sollten befolgt werden. 

Grundlegende Verbote wie ein Rauchverbot im Wald oder für das Entfachen eines Feuers etwa zum Grillen, können unabhängig von der jeweils geltenden Waldbrandstufe bestehen. "Dann lieber mit der Zigarette warten, bis man wieder an dem Parkplatz angekommen ist", empfiehlt Förster Rainer Städing. Und diese dann auf dem Schotter mit genug Abstand zur Vegetation ausdrücken. 

Doch was tun, wenn man ein Feuer bemerkt? Ulrich Cimolino, Vorsitzender des Arbeitskreises Waldbrand beim Deutschen Feuerwehrverband (DFV) sagt: "Lieber einmal öfter die Feuerwehr rufen als einmal zu Angst vor Kosten muss niemand haben. Wer in gutem Glauben einen Waldbrand meldet, erhält keine Rechnung oder Anzeige. 

Sollte man kleine Entstehungsbrände selbst löschen? Ist die Feuerwehr alarmiert, kann man auch selbst Löschversuche unternehmen. Wichtig sei aber, auf die eigene Sicherheit achten, so Waldbrandexperte Cimolino. 

Sind die Flammen oder die brennende Fläche zu groß, bringt man sich besser in Sicherheit. "Richtig und nachhaltig löschen ist schwierig ohne ausreichend Wasser und Werkzeug", sagt Cimolino. 

Tornados

Schwere Stürme wie Orkane oder gar Tornados können enorme Zerstörung anrichten. Sie sind zwar viel seltener als Gewitter doch im Ernstfall solltest du schnell reagieren. "Der Tornado ist immer lebensgefährlich. Das ist überhaupt das gefährlichste Wetterelement, was wir weltweit haben", erklärt Andreas Friedrich, Pressesprecher und Tornadobeauftragter des Deutschen Wetterdienstes. 

Wer zum Zeitpunkt des Autretens in einem festen Gebäude ist oder sich dahin zurückziehen kann, der sollte möglichst in den Keller gehen, rät Friedrich. "Also weit weg von jeder Tür und jedem Fenster in einen fensterlosen Raum. Denn dort ist man vor Trümmerteilen sicher, die der Tornado aufwirbelt und die Fenster, Rollläden, sogar Garagen mit Stahltoren durchschlagen können."

Ist man im freien Gelände unterwegs und kann dem Tornado weder ausweichen noch ein festes Gebäude erreichen, sollte man, wie bei einem Gewitter auch, sich eine Mulde im Gelände suchen. "Auch hier weit weg von irgendwelchen Häusern und Bäumen, die dann als Trümmer umherfliegen könnten", erklärt der DWD-Tornadobeauftragte. In die Mulde sollte man sich flach mit dem Gesicht nach unten legen.

Verwendete Quellen:

DWD, Climate Service Center Germany, Duden, Weltklimarat (IPCC), Warnsignal Klima, Deutsche Presseagentur

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