Wettertrend: Das bringt uns das Wetterjahr 2018
Schnee, Gewitter, Hitze oder Stürme! Das Wetter im Jahr 2018 verspricht jede Menge Spannung und Abwechslung. Kai Zorn wagt eine Einschätzung.
Auch wenn wir schon tief im Januar sind: Zunächst erst einmal Ihnen und Euch ein frohes, gesundes und gutes 2018.
Wie schnell das doch immer geht. Da haben wir gerade mal Adventszeit, wünschen allen schöne Weihnachten und einen guten Rutsch - und flupp - schon sind wir wieder im Alltag. Es hat sich eben nur die Jahreszahl verändert.
Januar 2018 legt Supermild-Start hin
Sonst geht der Wahnsinn weiter - so auch beim Wetter. Was häufen sich derzeit nicht wieder die Schlagzeilen: Schnee in der Sahara, extreme Schneemassen in den Südalpen, Hochwasser in Italien, brutale Kälte in den USA und Warmzeit bei uns.
Vor ein paar Tagen unkte ein Bekannter, dass der Januar bei uns alle Rekorde brechen würde, weil er so warm begann. Und in der Tat war der Start des Januars 2018 extrem. Derzeit, also bis zum 10. Januar, liegen die deutschlandweit gemittelten Abweichungen noch bei knapp plus 4,8 Grad. Das wäre allerdings kein Rekord, sondern - wäre der Monat zu Ende - "nur" Platz zwei. Auf Platz eins sitzt der Januar 2007 mit einer Positiv-Abweichung von 5,1 Grad fest im Sattel. Und ich wage mal zu behaupten, der Januar 2007 wird auch noch lange auf diesem Thron sitzen bleiben.
Bevor wir tiefer in die Materie einsteigen, noch eine Stilblüte aus der letzten Zeit. Was soll man drauf antworten, wenn man gesagt bekommt: "Mach das Wetter doch heute mal nur positiv."
Offen gestanden, ich weiß nicht, was ich darauf antworten soll. Was für den einen ganz toll ist, ist für den anderen beschissen und umgekehrt. Mich erinnert das an die Geschichte meines früheren Mentors, der mir vor über 20 Jahren sagte: "Urteile nie über das Wetter. Wetter ist." Er hatte damals einen Theoretiker an seiner Seite, der nie raus in die Welt ging und sich mit Menschen unterhielt, sondern alles aus der Theorie erledigte. Und so machte er das Wetter nur "positiv". Wenige Tage später schickte ihm ein Hörer per Post einen Nagel, an dem er seinen Job dranhängen sollte. Was für diejenigen toll war, die frei hatten und am Badesee lagen, war für die, die arbeiten mussten, die Hölle.
Und so halte ich mich weiter aus dem Urteilen über das Wetter heraus. Ändern können wir es eh nicht - höchstens unsere Einstellung. Und ich sage immer: Wer, wenn nicht die Existenz davon abhängt, sich über das Wetter aufregt, hat ein Luxusleben.
Was hält das Wetterjahr 2018 für uns bereit?
Eine persönliche Bitte noch, bevor wir über die kommenden Monate philosophieren: All die, die sagen und vermeintlich "wissen", dass Wetter nur für drei Tage im Voraus vorhersagbar ist, denen rate ich nicht weiter zu lesen. Wir machen ja hier keine Wettervorhersage für den 30. Februar oder den 31. April ;), sondern eine Einschätzung über Strukturen der Großwetterlagen und gewisser Muster, die sich wahrscheinlich aufgrund verschiedener Zyklen ergeben könnten.
Die bisherige Witterung der vergangenen Monate hatten wir ja ziemlich gut getroffen. Es gab großwetterlagentechnisch keine unvorhergesehnen Überraschungen. Der sehr milde und unwinterliche Jahresstart stand auf dem Programm, ebenso der in der Adventszeit phasenweise winterliche Dezember. Vielleicht erinnern Sie sich an die Diskussion vor über einem halben Jahr, als die "Wetterkerze" doch angeblich einen komplett schneelosen Winter (für die Alpenregion) zeigen sollte, wir aber von einem guten Berglandwinter sprachen. Und die Nordalpen hatten zum Saisonstart den kältesten und schneereichsten Start seit mindestens 10 Jahren.
Weltweite Wetterkuriositäten: Spielt das Wetter verrückt?
Derzeit sind und waren allerdings die Südalpen dran mit Schnee. Mein lieber Herr Gesangsverein. Hier gab es Schneefallraten von 5 cm Schnee in einer Stunde - und das über viele Stunden. In Frankreich, Norditalien und in der Südschweiz spricht man von Ereignissen, die bis zu 40 Jahre zurückliegen. Gleichzeitig werden die USA seit Wochen schockgefrostet. Und schon heißt es wieder, das Wetter würde "verrückt spielen".
Nein, es spielt nicht verrückt - im Gegenteil. Es schöpft einfach mal wieder sein Potential aus. Dieses Potential ist wesentlich höher als wir meinen. Es ginge theoretisch noch viel krasser, viel wärmer, viel kälter, viel schneereicher, viel regenreicher, viel trockener. Wir befinden uns in einem ganz normalen Rahmen, der halt mal nicht jedes Jahr, aber eben alle paar Jahrzehnte vorkommt. Und das hat auch alles null Komma null mit "Klimawandel" zu tun.
Dass es in Nordamerika so "arschkalt" und in Europa so "bacherlwarm" ist, hängt unmittelbar miteinander zusammen. Wie wir schon in einer Videokolumne besprochen hatten, lag die größte Ansammlung an Kaltluft in der Nordhemisphäre zwischen dem Nordpol und Nordamerika. Diese Kaltluft floss nach Süden aus und die Gegenbewegung fand über Europa statt. Durch die starke Südströmung bretterten die Luftmassen gegen die Südalpen und lösten diese starken Regen- und Schneefälle aus.
Der Kältepol über Nordamerika bekommt Konkurrenz
Nun aber bekommt der Kältepol über Nordamerika Konkurrenz über Sibirien. Hier entsteht ein eigenständiger und viel größerer Kältepol. Durch diese Veränderung wird sich auch die Witterung über Europa und damit bei uns verändern.
Das merken wir jetzt schon durch die Abkühlung und so manche Modell-Idee würde es mittelfristig ganz schön kalt werden lassen, so dass der bemerkenswerte Wärmeüberschuss des Januars recht schnell verpuffen könnte.
Der Winter in Deutschland dümpelt dahin
Mit einer Umstellung auf einen jetzt durchweg kalten Winter in der zweiten Hälfte rechne ich allerdings nicht. Es wird weder auf dem Niveau weitergehen wie zwischen Weihnachten und Heilig Drei König, noch wird es extrem kalt weitergehen. Die Kälte über Nordamerika bleibt, die Kälte weit hinten im Osten kommt dazu. Daraus ergibt sich eher ein Gerangel zwischen zirkulationsfreudigen Westwindlagen samt milderer Luft und blockierenden Wetterlagen mit entsprechender Kälte. Ich halte eine recht muntere zweite Winterhälfte mit allen Facetten für wesentlich wahrscheinlicher als eine bestimmte Lage. Aber auch das entspricht unseren Vermuten, die wir schon vor längerer Zeit besprochen hatten.
Dann spekulieren wir doch jetzt mal. Der Winter wird am Ende also mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit zu mild abschließen. In der Bilanz wird das für die Berge, insbesondere für die Alpen, ein sehr schneereicher Winter gewesen sein. Die sehr niederschlagsreichen Wetterlagen dürften mit dem Beginn des meteorologischen Frühlings meines Erachtens jedoch beendet sein, zumindest in der ersten Hälfte des meteorologischen Frühlings.
Nord- und Ostlagen mit Kälte im März
Beim regelmäßigen Durchforsten des CFS-Modells durch das Jahr fällt eine gewisse Hochdrucklastigkeit über West- und Nordeuropa auf. So findet ein Wechsel aus teils herben Rückschlägen und frühlingshaft anmutenden Sonnenphasen statt, die durch den höheren Sonnenstand zwar tagsüber recht angenehm sind, nachts jedoch schattig.
Das Frühjahr wird damit eher zäh. Da deuten sich im März ein paar ganz fiese Nord- und Ostlagen an, die - zumindest kurzfristig - noch einmal ordentlich Kälte brächten.
April birgt Nachtfrostgefahr
Der April schlägt in eine ähnliche Kerbe. Ganz so fiese Kälterückfälle wie 2017 und 2016 wurden bisher aber nicht simuliert.
Die Schneeschauer- und Nachtfrostgefahr wird sich allerdings weit hinziehen.
Eisheilige - Kaltlufteinbrüche im Mai
Der Mai scheint hingegen ein eher "sumpfiger" Monat zu werden. Sumpfig deshalb, weil sich schwache Luftdruckgegensätze andeuten. Ein solch stark vorgezogener "Sommer-Mai" wie 2017 steht wohl nicht zur Diskussion. Das Problem bei der Sumpfigkeit ist das Verweilen von Luftmassen an Ort und Stelle. Bei hohem Sonnenstand und hoher Labilität können starke Schauer und Gewitter bzw. stationäre Regengebiete entstehen.
Auch der Mai zeigt von den Großwetterlagen her mehr Nordwest-, Nord-, Nordost- und Ostwinde als Süd- und Südwestlagen. Die "Eisheiligen", also ein Kaltlufteinbruch aus Nord, wurde in den verschiedenen Berechnungen immer wieder mal zwischen Mitte und Ende Mai aufgetischt.
Juni bringt schönes Wetter in Deutschland
Nach dem doch recht durchschnittlichen Frühjahr deutet sich aller Voraussicht nach ein schöner Juni an. Zur Zeit der klassischen Schafskälte wird eher eine stabile und warme bis sehr warme Hochdrucklage simuliert.
Zusammen mit dem hohen Sonnenstand und der Sehnsucht vieler nach Sonne und Wärme ein willkommener Gruß von Petrus, jedoch ein nicht allzu gutes Omen für den eigentlichen (Hoch)Sommer.
Durchwachsener Wettertrend für den Hochsommer 2018
Es deutet sich für die Hochsommerzeit im Juli und August ein sehr ausgeprägtes Azorenhoch an. Ein Azorenhoch bringt in der Regel eher wechselhaftes und mäßig temperiertes Wetter.
(Es gibt zwar sehr viele Kollegen, die behaupten, ein Azorenhoch bringt Sonne und Hitze, dem ist aber nicht so. Auf der Nordhalbkugel fließt die Luft um ein Hoch herum im Uhrzeigersinn. Liegt ein Hoch auf den Azoren und fließt die Luft um dieses Hoch herum, bekommen wir eine nordwestliche Lage. Selbst der Wetteruninteressierteste weiß: Bei Nordwest gibt es keine Hitze. Erst der Ableger eines Azorenhochs, wenn das Hoch "kalbt", und dieser Ableger nach Mitteleuropa zieht, sich die Luft erwärmt und später Mittelmeerluft heranzieht, dann kann ein Azorenhoch mittelbar für sonniges und heißes Wetter verantwortlich sein. Das Azorenhoch als Solches never ever!)
Damit deutet sich eher ein "mäßiger" Hochsommer 2018 an. Er wird bei weitem nicht so unwetter- und hochwasserlastig wie 2017, doch er wird die von vielen völlig überzogenen Erwartungen eines deutschen Sommers nicht erfüllen - wohl auch nicht zur Zeit der Hundstage.
Spätsommer 2018 könnte sich versöhnlich zeigen
Klassischerweise bekommt dann meist der Spätsommer die Kurve. Erwarten Sie also für den Sommer 2018 vorne und hinten die längsten Schönwetterperioden.
Der September wird deutlich besser werden als 2017 mit mehr Sonne und weniger Regen. Aber ein Super-September wie 2016 wage ich aufgrund der derzeitigen Epoche kurz vor dem Sonnenflecken-Minimum auszuschließen. Der September bringt schon ein paar herbe Kaltlufteinbrüche, macht aber sonst keinen größeren Unfug.
Nach goldenem Oktoberstart rauer Herbst 2018
Der Oktober sollte noch einigermaßen golden, ruhig und mild starten, ehe eine eher raue Herbst- und Spätherbstzeit angeht, in der der November schon erste Winterübungen fröstelnd mit Schnee absolviert. Und mal sehen, ob dann nicht ein eher kälterer Winter 2018/19 herausspringt…
Zu guter Letzt noch etwas am Rande. Die Tante einer Freundin lebt in Südafrika. Hier gibt es so genannte Herbst-Krokusse. Nach vielen Jahrzehnten Beobachtung soll eine frühe und schnelle Blüte in Südafrika hier ein rasches Frühjahr bringen und umgekehrt. In 2013 beispielsweise blühten die Krokusse sehr spät. Nach den Krokussen sollte also der Winter ums Eck sein - schau´n mer mal ;).
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