Wie warm oder kalt sich die Luft für uns Menschen anfühlt, hängt keinesfalls nur von der physikalisch gemessenen Temperatur ab. Die Lufttemperatur fühlt sich mit zunehmendem Wind bei schon kühlen Temperaturen deutlich kälter an als gemessen, mit steigender Luftfeuchtigkeit bei erhöhten Temperaturen noch wärmer.
Aber auch direkte Sonneneinstrahlung lässt uns die Umgebungstemperatur deutlich wärmer als gemessen erscheinen, sodass man z.B. im Skiurlaub bei sonnigem und windstillen Wetter schon mal mit T-Shirt auf der Sonnenterrasse sitzen kann ohne zu frieren.
Darum unterscheidet sich die gefühlte von der physikalischen Temperatur
Ob uns die Luft kalt oder warm vorkommt, liegt weniger an der eigentlichen Lufttemperatur, sondern mehr daran, wie schnell oder langsam der Körper Wärmeenergie an die Umwelt abgibt. Gibt der Körper (zu) viel Wärmeenergie ab, dann kommt uns das Wetter kalt vor und wir beginnen zu zittern, um zusätzliche Wärmeenergie zu produzieren. Gibt er (zu) wenig ab, dann kommt uns das Wetter warm bis heiß vor und wir beginnen zu schwitzen, um dem Körper durch die Verdunstungskühle Wärme zu entziehen.
Direkte Sonneneinstrahlung auf die Haut wärmt
Logisch! Wer sich direkt in die Sonne setzt, wärmt sich schneller auf. Das weiß jedes Kind. Das liegt schlicht daran, dass der Körper mehr Wärmeenergie von der Sonne empfängt, wenn wir uns ins direkte Sonnenlicht begeben und nicht im Schatten sind, wo uns nur die diffuse Sonnenstrahlung erreicht. Die physikalische Lufttemperatur kann dabei die gleiche im Sonnenlicht wie im Schatten sein (auch wenn sie das meist nicht ist).
In der Sonne heizt der Körper sich trotzdem schneller auf als im Schatten, weil er zusätzliche Energie in Form von direkter Sonnenstrahlung aufnimmt. Deswegen ist die gefühlte Temperatur in der Sonne höher als im Schatten.
Hohe Luftfeuchtigkeit beeinträchtigt köpereigene Klimaanalage
Auch ein Phänomen, das jeder kennt, ist Schwüle im Sommer. Es ist drückend heiß und schon bei kleinen Bewegungen fängt man an zu schwitzen. Wie schon erwähnt kann sich der Körper durch die Verdunstungskühle des Schweißes kühlen. Ist es jedoch sehr feucht, kann nicht so viel Schweiß wie bei trockener Umgebungsluft verdunsten und so den Körper kühlen. Der Körper heizt sich also schneller auf, weil er nicht genug Wärmeenergie and die Umwelt abgeben kann. Es fühlt sich heiß an.
Heat Index schätzt gefühlte Temperatur ab
Nach einem ähnlichen Prinzip wie beim Windchill ist der Heat Index definiert und wird genutzt, um die gefühlte Temperatur abzuschätzen. Bei Temperaturen über 27° C und einer relativen Luftfeuchtigkeit größer als 40 % erschweren die feuchten Umweltbedingungen es dem Körper, überschüssige Wärme an die Umgebung abzugeben.
So fühlen sich 30° C bei noch recht trockenen 50 % Luftfeuchtigkeit nur ein Grad wärmer an. Beträgt die Luftfeuchtigkeit z.B. nach einem Regenschauer hohe 80 % und ist die Luft immer noch 30° C warm, dann liegt die gefühlte Temperatur jedoch bei über 40° C.
Mythos: Trockene Kälte
Feuchte Kälte fühlt sich kälter an als trockene! Kurioserweise aber gerade nicht, weil die Luftfeuchtigkeit in feuchten Wetterlagen hoch ist.
Trockene Kälte fühlt sich nicht wärmer an, weil die Luftfeuchtigkeit niedrig ist, sondern weil trockenes Wetter meist mit Hochdrucklagen zusammenhängt. Dabei scheint die Sonne und der Wind weht nur schwach. Im Gegensatz dazu ist feuchtes Wetter eher mit Tiefdrucklagen verbunden. Der Himmel ist bedeckt und die Haut kann sich nicht durch die direkte Sonneneinstrahlung erwärmen. Außerdem weht meist ein kräftiger Wind, der dem Körper zusätzlich Wärmeenergie entzieht.
Auch bei Kälte gilt weiterhin: Hohe Luftfeuchtigkeit wärmt (indirekt)! Der Körper verliert weniger Energie durch das Verdunsten von Wasser auf der Haut, wenn die Luftfeuchtigkeit allgemein schon hoch ist. Jedoch ist dieser Effekt im Vergleich zum kühlenden Windchill-Effekt und dem Fehlen direkter Sonneneinstrahlung bei bedecktem Himmel nur gering. Deswegen fühlt sich feuchte Kälte meist doch kälter an als trockene.
Unser wetter.com-Reporter war bei -40 Grad gefühlter Temperatur auf der Zugspitze:
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