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Klima

Die Wärmepumpe Europas: Alles zum Golfstrom

Letzte Aktualisierung: Mo 07.03.2022 | 13:52 Uhr - Quelle: Johanna Lindner mit dpa
Dürre, Starkregen, Schneemassen: Schwacher Golfstrom mit krassen Folgen

Der Golfstrom ist als Wärmepumpe Europas bekannt und beeinflusst unser Klima deutlich. Doch wie entsteht er eigentlich und ist er vom Klimawandel gefährdet?

Der Golfstrom ist eine warme Meeresströmung im Atlantik und hat Einfluss auf das Klima großer Teile Europas. Ohne ihn wäre es bei uns deutlich kälter. Er ist zudem eine der stärksten Meeresströmungen der Erde. Doch als Folge des Klimawandels steht immer wieder die Befürchtung im Raum, dass der wichtige Meeresstrom versiegen könnte. Das hätte gewaltige Auswirkungen auf die Temperatur in Europa, da eine wichtige Wärmequelle ausfallen würde. Im Video oben siehst du dazu die Einschätzung eines wetter.com-Meteorologen.

Golfstrom ist Teil eines riesigen Strömungssystems 

Doch wo kommt die Wärmeenergie überhaupt her und wie entsteht die Strömung im Atlantik? Der Golfstrom ist Teil eines globalen Strömungssystems, das unter anderem von Windsystemen angetrieben wird. Wichtige Motoren sind dabei die Passatwinde und die Corioliskraft. Auf der Nordhalbkugel strömen Passatwinde aus Nordosten Richtung Äquator, auf der Südosthalbkugel kommen sie aus Südosten. Die Corioliskraft entsteht durch die Erdrotation und bewirkt, dass diese Winde und Strömungen auf der Nordhabkugel nach rechts abgedreht werden. Auf der Südhalbkugel ist es andersrum, hier dreht es sich nach links ab. 

Auf der Karte ist der atlantische Strömungsring abgebildet, zu dem der Golfstrom gehört. An der Westküste Afrikas treibt, von dem Nordost-Passatwind angetrieben, Wasser über den Atlantik Richtung Karibik. Dort heißt der Wasserstrom Karibikstrom und fließt Richtung Golf von Mexiko, wo er zum Floridastrom wird. Im Golf von Mexiko wird das Wasser stark erwärmt. Vom Golf von Mexiko hat der Golfstrom auch seinen Namen. 

So fließt der Golfstrom 

Das nun warme Oberflächenwasser fließt als Golfstrom Richtung Europa. Der Golfstrom transportiert bis zu 100 Millionen Kubikmeter Wasser pro Sekunde mit einer Fließgeschwindigkeit von rund zwei Metern pro Sekunde. 

Vor Europa zweigt sich der Strom, wie auf der Karte zu sehen ist, nun in mehrere Teile auf.  Ein Teil fließt nach Süden, ein anderer nach Osten in den Kanarenstrom und der dritte fließt als Nordatlantischer Strom weiter nach Nordwesteuropa. 

Auf dem Weg nach Europa kühlt sich die Temperatur des Wassers immer weiter ab. Durch Verdunstung steigt außerdem die Salzkonzentration und damit die Dichte des Wassers. Beide Faktoren führen dazu, dass das Wasser schwerer wird und in den Nordatlantik absinkt. In der Tiefe fließt das Wasser nun wieder zurück in den Südatlantik. Durch diesen Wasserabfall entsteht eine Sogwirkung, die wichtig für den Antrieb des Golfstroms ist. 

Ist der Golfstrom in Gefahr? 

Kann der mächtige Strom wirklich einfach ausfallen? Der Klimawandel hat durchaus Einfluss auf den Golfstrom und kann ihn auf jeden Fall abschwächen. Im schlimmsten Fall könnte er tatsächlich ganz zum Erliegen kommen. Ein Zusammenbruch des wichtigen Systems hätte schwerwiegende Folgen für das weltweite und vor allem auf das europäische Klima. 

Schmelzende Gletscher und häufigere Regenfälle bringen immer mehr Süßwasser in den Ozean vor Grönland. Da der Golfstrom von der Sogwirkung durch das Absinken von salzhaltigem Wasser angetrieben wird, wird er durch immer mehr Süßwasser gebremst.  

Dazu gibt es auch eine ausführliche Podcastfolge von uns: 

Studie sieht Frühwarnzeichen 

Eine Studie aus dem August 2021, die vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) im Fachmagazin "Nature Climate Change" veröffentlicht wurde, sieht die Atlantische Umwälzströmung (AMOC), zu der auch der Golfstrom gehört, kurz vor einer kritischen Schwelle. 

Die Strömung ist Studienautor Boers zufolge momentan so schwach wie nie zuvor in den vergangenen 1000 Jahren. Unklar ist jedoch, ob dahinter nur eine Veränderung des mittleren Zirkulationszustands oder aber ein wirklicher Verlust an dynamischer Stabilität steckt - und dieser Unterschied sei entscheidend, erläutert Boers in einer PIK-Mitteilung. Eine Verringerung der Stabilität würde heißen, dass sich die Atlantik-Strömung der kritischen Schwelle angenähert habe, hinter der das Zirkulationssystem zusammenbrechen könnte.

Erliegen der Atlantik-Strömung würde die Welt grundlegend verändern

Der entscheidende Punkt der Studie sei, "dass wir - früher und deutlicher als erwartet - klare Anzeichen für Stabilitätsverlust sehen", betonte Boers. "Das heißt, das System bewegt sich hin zum kritischen Schwellenwert, und jedes Gramm CO2, das noch freigesetzt wird, erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass die AMOC irgendwann den kritischen Wert erreicht." Wenn der kritische Punkt überschritten werde, werde die AMOC innerhalb weniger Jahrzehnte weitgehend zum Erliegen kommen.

Und das hätte dramatische Folgen weltweit. Ein Erliegen der Strömung würde Regenfälle ernsthaft durcheinanderbringen, von denen die Ernährung von Milliarden Menschen in Indien, Südamerika und Westafrika abhängig ist. Europa würde zunehmende Stürme und sinkende Temperaturen erleben, während neben dem Amazonas-Regenwald auch die Eisschilde der Antarktis stärker als bislang gefährdet seien. Ein Erliegen der Atlantik-Strömung würde die Welt grundlegend verändern. 

Fehlende Daten machen Situation unsicher 

Doch andere Studien machen auf fehlende Daten aufmerksam. Denn unsere Ozeane und Meeresströmungen sind immer noch vergleichsweise schlecht erforscht. Dass der Golfstrom schwächer wird, scheint festzustehen. Doch die Geschwindigkeit dieses Prozesses ist unter Forschenden umstritten. 

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