Alpentouren werden durch Klimawandel gefährlicher
Wandern und Bergsteigen in den Alpen wird nach Einschätzung von Expert:innen durch den Klimawandel risikoreicher. Vor allem Felsstürze und Spalten werden zum Problem.
Der Drang, in die Natur zu gehen, ist bei den Menschen seit der Corona-Pandemie noch stärker als zuvor. Das Problem nur: "Die Gefahr im Gebirge wächst", sagt Rolf Sägesser, "Fachleiter Ausbildung und Sicherheit Sommer" beim Schweizer Alpen-Club SAC, der Deutschen Presse-Agentur.
Gletschertouren besonders beliebt
"Manch einer will sich einen Gletscher anschauen, bevor es sie nicht mehr gibt", sagt der Präsident des Salzburger Bergsportführerverbands, Wolfgang Russegger, über eines der Motive. Gerade Gletschertouren seien aufgrund des Klimawandels und der dadurch vermehrten Spalten heikler denn je.
Auch die Gewittergefahr und das Risiko für Starkregen seien gestiegen. Obendrein seien manche Wege zum Teil unbenutzbar geworden. "Viele haben weder das Wissen noch die Zeit, sich auf längere Touren gründlich vorzubereiten und die Gefahren zu erkennen", so Russegger.
Manche Touren sind nicht mehr machbar
"Es gibt Touren, die wir früher problemlos begangen haben, dort sind heute Schutthalden mit Blöcken so groß wie Einfamilienhäuser", sagt Sägesser mit Blick auf die Bergsteiger.
"Früher waren sie mit Schnee oder Gletschereis überdeckt. Und es gibt Touren, die gehen praktisch gar nicht mehr. Das wären im Hochsommer Todesfallen."
Schwierig, noch freie Bergführer zu finden
Angesichts dieser Lage wächst nach Angaben der Bergführer in Österreich der Bedarf an fachmännisch geführten Touren. Zur aktuellen Hochsaison sei es teils schwierig, noch Bergführer buchen zu können, so Russegger vom Bergsportführerverband.
"Viele haben weder das Wissen noch die Zeit, sich auf längere Touren gründlich vorzubereiten und die Gefahren zu erkennen", erklärt der Bergsportführerpräsident.
"Da hilft nur eins: das Verhalten anpassen. Die Berge bieten aber so viel Raum, da kann man den Gefahrenzonen ausweichen", entgegnet Sägesser, der seit fast 40 Jahren Bergführer ist.
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Gipfel mit gewaltigen Gesteinsmassen rutschen ab
Als spektakuläres Beispiel für die neue Risiko-Dimension gilt der Bergsturz am Tiroler Fluchthorn im Juni 2023. Dort brach der ganze Gipfel weg und gewaltige Gesteinsmassen - insgesamt eine Million Kubikmeter, das entspricht der Ladung von rund 120 000 Lastwagen - rutschten ab.
Ursache ist laut Expert:innen das Auftauen des Permafrosts - also des Eises im Fels. "Das Eis ist der Klebstoff der Berge und dieser Klebstoff geht jetzt schön langsam verloren", sagte der Tiroler Landesgeologe Thomas Figl damals.
Es gibt immer weniger Bergführer
Die Nachfrage könnte in Österreich in den nächsten Jahren auf ein noch knapperes Angebot treffen. Viele Bergführer würden aus Altersgründen ausscheiden, so Russegger. Und Nachwuchs zu finden, sei nicht einfach.
"Gesucht wird der alpine Allrounder, der schon sehr gut klettern und Ski fahren kann, bevor er in die dreijährige Ausbildung geht." Aber viele junge Sportler könnten nur entweder das eine oder das andere.
Auch Frauen seien kaum unter den Bewerbern. Das Senken der Hürden sei keine Option. Die Kunden müssten sich darauf verlassen können, dass ihr Bergführer bestens ausgebildet sei.
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