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Klima

Klimaneutrale Häuser: "Energiesprong"-Sanierungskonzept als Weg in die Zukunft

Mo 23.10.2023 | 16:57 Uhr - Redaktion - Quelle: dpa
Beim Sanieren von Häusern findet das "Energiesprong"-Sanierungskonzept immer mehr Anklang. ©Shutterstock

Beim klimaneutralen Wohnen und Betreiben eines Hauses spielt die Isolierung eine entscheidende Rolle. Experten erkennen viele Vorteile im seriellen Sanieren und setzen vermehrt auf ein besonderes Prinzip.

Wohnhäuser in Deutschland benötigen aktuell eine beträchtliche Menge an Energie, insbesondere für Raumwärme, warmes Wasser und elektrische Geräte. Ein Großteil dieser Energie stammt aus fossilen Brennstoffen, was zu erheblichen CO2-Emissionen führt.

Die Deutsche Energie-Agentur (dena) hat festgestellt, dass bestehende Gebäude rund ein Drittel der CO2-Emissionen in Deutschland verursachen. Um die Klimaziele zu erreichen, ist die dringende Sanierung eines Großteils dieser Gebäude bis 2045 erforderlich.

Das Ziel der Netto-Klimaneutralität in der Gebäudesanierung

Ein vielversprechender Ansatz für diese Sanierung ist laut dena das serielles Sanieren mit vorgefertigten Elementen, wobei das Ziel ist, dass das Gebäude nach der Sanierung über das Jahr hinweg genauso viel Energie erzeugt, wie es verbraucht, also netto klimaneutral ("Net Zero") ist. Die Energie in Form von Strom wird durch Solarmodule erzeugt, insbesondere auf dem Dach. Industriell vorgefertigte Fassadenelemente mit Fenstern sorgen für die notwendige Dämmung und können innerhalb weniger Wochen an die Außenwände montiert werden.

Dieser Prozess sollte warmmietenneutral sein, da die Modernisierungskosten auf die Mieter durch geringere Energiekosten umgelegt werden.

Prinzip des Energiesprongs: Eine vielversprechende Lösung

Dieses Sanierungskonzept wird oft als das "Energiesprong-Prinzip" bezeichnet. Es wurde 2013 in den Niederlanden entwickelt und seitdem tausendfach umgesetzt.

In Deutschland wurden nach dena-Angaben bislang 49 Energiesprong-Projekte fertiggestellt, 25 weitere sind derzeit im Bau.

Potenzial und Flexibilität für serielles Sanieren

Die dena sieht großes Potenzial für serielles Sanieren in Deutschland, insbesondere bei rund 300.000 Mietshäusern mit einfachem Grundriss und bis zu vier Geschossen. Die Marktentwicklung wird auch auf Einfamilienhäuser und Nichtwohngebäude ausgeweitet, und es gibt Lösungen für Gebäude mit komplizierterem Aufbau wie Vor- und Rücksprüngen.

Einblicke in die Umsetzung des Energiesprong-Prinzips

In Witten im Ruhrgebiet wird derzeit durch den Immobilienkonzern Vonovia ein großes Mehrfamilienhaus-Siedlung nach dem Energiesprong-Prinzip saniert. Diese drei- bis achtgeschossigen Gebäude mit insgesamt 112 Wohnungen wurden in den Jahren 1970 bis 1973 gebaut. Nun erhalten sie eine neue Hülle mit einer Außenhaut aus Glasscheiben, die dahinter eine belüftete Dämmung mit Wabenstruktur beinhaltet, welche das Sonnenlicht im Winter gut ausnutzen kann.

Ein einzelnes Element misst bis zu neun Meter in der Länge und etwa drei Meter in der Höhe. Dieses Element wird mithilfe eines Autokrans an die Wand gebracht und dann auf einer bereits gedämmten Holz-Unterkonstruktion befestigt. Diese präzise gefertigten Elemente beinhalten bereits vierfach verglaste Fenster, in die bereits Jalousien und eine Wohnraumlüftung integriert sind. Die äußere Hülle des Gebäudes ist insgesamt 30 Zentimeter dick. Diese Maßnahmen reichen aus, um die Energieeffizienzklasse des Gebäudes von E auf die höchste Stufe A+ zu verbessern, wie Vonovia betont.

Die Sanierung, die im Februar 2024 beendet sein soll, umfasst auch Solarmodule auf dem Dach und an den Außenwänden sowie Wärmepumpen zur Beheizung der Gebäude.

Auch interessant: Natürlicher Feinstaubfilter und Regenspeicher - Das sind die Vorteile von Dachbegrünung

Kosten und Vorteile für Mieterinnen und Mieter

Für die Sanierung plant das Unternehmen Vonovia eine Umlage von zwei Euro pro Quadratmeter, wobei die Mieterinnen und Mieter durch die Einsparung von Energie- und Warmwasserkosten rund 1,60 Euro pro Quadratmeter einsparen.

Die Belastung für die Mieterinnen und Mieter beträgt somit etwa 40 Cent Mehrkosten pro Quadratmeter.

Die Heizungskosten steigen derzeit enorm an. In diesem Video findet Ihr 5 Tipps zum Sparen beim Heizen. 1. Stellt das Thermostat richtig ein Um nicht unnötig Energie zu verbrauchen, solltet ihr die Temperatur richtig einstellen. Stufe 1 entspricht etwa einer Temperatur von 12 Grad. Der Abstand zwischen einer Stufe beträgt dabei etwa 4 Grad, die kleinen Striche dazwischen markieren jeweils ein Grad. Stufe 5 entspricht daher also bereits etwa 28 Grad. Im Wohnzimmer sind wohlige 20 Grad perfekt, im Schlafzimmer reichen oft auch nur 18 Grad, in weniger genutzten Räumen sogar 16 Grad! Niedriger solltet ihr allerdings nicht einstellen, da sonst Schimmel droht. Wenn niemand zu Hause ist, muss es dort auch nicht wohlig warm sein. Daher solltet ihr die Heizung herunter drehen, bevor ihr für längere Zeit die Wohnung verlasst. 2. Heizung entlüften, damit es nicht gluckert Eure Heizkörper werden nicht richtig oder unterschiedlich warm? Es gibt Gluckergeräusche? Dann ist eventuell Luft im System und das verbraucht mehr Energie. Mit einem Schraubenzieher könnt ihr ganz einfach selbst die Luft aus dem heißen Heizkörper rauslassen. Bevor ihr ein Entlüftungsventil öffnet, haltet einen kleinen Behälter darunter, mit dem ihr austretendes Wasser auffangen könnt. Dreht das Thermostatventil nun vollständig auf und lasst den Heizkörper warm werden. Dann öffnet kurz das Entlüftungsventil, bis die Luft entwichen ist und nur noch heißes Wasser herauskommt. Danach das Ventil wieder fest verschließen. Jetzt könnt ihr das Thermostat wieder herunter drehen. 3. Keine Möbel und Vorhänge vorm Heizkörper lassen Versteckt eure Heizkörper nicht hinter Vorhängen oder Möbeln. Denn dann staut sich die Wärme dahinter und wird nicht richtig an den Raum abgegeben. Das Zimmer wird so nicht gleichmäßig warm. Das heißt: Jeder Heizkörper sollte gut zu sehen sein. Ein Sofa zum Beispiel sollte mindestens 30 Zentimeter Abstand zur Heizung haben. 4. Fenster und Türen abdichten Undichte Fenster oder Außentüren sorgen für unangenehme Zugluft und Wärmeverluste in der Wohnung. Bei Fenstern reicht es meistens schon, die Dichtung zu erneuern oder die Fensterflügel zu justieren. Bei Wohnungs- oder Haustüren mit offenem Türschlitz kann oftmals nachträglich eine Dichtung – ein sogenannter Kältefeind – eingebaut werden. 5. Richtig lüften hilft beim sparsamen Heizen Die wichtigste Regel lautet: Mehrfach täglich stoßlüften statt dauerhaft kipplüften! Öffnet die Fenster möglichst komplett für wenige Minuten. So wird die Luft im Raum schnell ausgetauscht, ohne dass die Wände innen auskühlen. Sind die Fenster wieder geschlossen, muss die Heizung danach nur die frische Luft erwärmen, nicht die massiven Bauteile. Das geht viel schneller und braucht deutlich weniger Energie. Noch schneller und sparsamer geht der Luftaustausch übrigens vonstatten, wenn gegenüberliegende Fenster oder Türen gleichzeitig geöffnet werden, also Durchzug entsteht.

Ausblick und Fortsetzung der Sanierungsbemühungen

Vonovia betont, dass solche Sanierungen derzeit noch nicht rentabel sind, trotz Fördermitteln. Dennoch plant das Unternehmen, weitere Sanierungstechniken zu testen und bis 2030 die schlechtesten Energieeffizienzklassen G und H in seinem Bestand vollständig zu sanieren.

Erste Energiesprong-Sanierung in Ostdeutschland

Eine weitere Energiesprong-Sanierung durch Vonovia ist in Greiz in Thüringen im Gange, wo ein typisches DDR-Mehrfamilienhaus seriell saniert wird. Laut Dena ist dieses Projekt die erste Energiesprong-Sanierung in Ostdeutschland.

Serielles Sanieren als Schlüsseltechnologie für die Wärmewende

Die dena bezeichnet serielles Sanieren als "Schlüsseltechnologie für die Wärmewende" und weist auf das wachsende Potenzial und die Geschäftsmöglichkeiten in diesem Bereich hin.

Es werden derzeit - zusätzlich zu den 25 im Bau befindlichen Projekten - bundesweit 146 Projekte in unterschiedlichen Planungs- und Vorbereitungsphasen verfolgt.

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