Klimaneutrale Häuser: "Energiesprong"-Sanierungskonzept als Weg in die Zukunft
Beim klimaneutralen Wohnen und Betreiben eines Hauses spielt die Isolierung eine entscheidende Rolle. Experten erkennen viele Vorteile im seriellen Sanieren und setzen vermehrt auf ein besonderes Prinzip.
Wohnhäuser in Deutschland benötigen aktuell eine beträchtliche Menge an Energie, insbesondere für Raumwärme, warmes Wasser und elektrische Geräte. Ein Großteil dieser Energie stammt aus fossilen Brennstoffen, was zu erheblichen CO2-Emissionen führt.
Die Deutsche Energie-Agentur (dena) hat festgestellt, dass bestehende Gebäude rund ein Drittel der CO2-Emissionen in Deutschland verursachen. Um die Klimaziele zu erreichen, ist die dringende Sanierung eines Großteils dieser Gebäude bis 2045 erforderlich.
Das Ziel der Netto-Klimaneutralität in der Gebäudesanierung
Ein vielversprechender Ansatz für diese Sanierung ist laut dena das serielles Sanieren mit vorgefertigten Elementen, wobei das Ziel ist, dass das Gebäude nach der Sanierung über das Jahr hinweg genauso viel Energie erzeugt, wie es verbraucht, also netto klimaneutral ("Net Zero") ist. Die Energie in Form von Strom wird durch Solarmodule erzeugt, insbesondere auf dem Dach. Industriell vorgefertigte Fassadenelemente mit Fenstern sorgen für die notwendige Dämmung und können innerhalb weniger Wochen an die Außenwände montiert werden.
Dieser Prozess sollte warmmietenneutral sein, da die Modernisierungskosten auf die Mieter durch geringere Energiekosten umgelegt werden.
Prinzip des Energiesprongs: Eine vielversprechende Lösung
Dieses Sanierungskonzept wird oft als das "Energiesprong-Prinzip" bezeichnet. Es wurde 2013 in den Niederlanden entwickelt und seitdem tausendfach umgesetzt.
In Deutschland wurden nach dena-Angaben bislang 49 Energiesprong-Projekte fertiggestellt, 25 weitere sind derzeit im Bau.
Potenzial und Flexibilität für serielles Sanieren
Die dena sieht großes Potenzial für serielles Sanieren in Deutschland, insbesondere bei rund 300.000 Mietshäusern mit einfachem Grundriss und bis zu vier Geschossen. Die Marktentwicklung wird auch auf Einfamilienhäuser und Nichtwohngebäude ausgeweitet, und es gibt Lösungen für Gebäude mit komplizierterem Aufbau wie Vor- und Rücksprüngen.
Einblicke in die Umsetzung des Energiesprong-Prinzips
In Witten im Ruhrgebiet wird derzeit durch den Immobilienkonzern Vonovia ein großes Mehrfamilienhaus-Siedlung nach dem Energiesprong-Prinzip saniert. Diese drei- bis achtgeschossigen Gebäude mit insgesamt 112 Wohnungen wurden in den Jahren 1970 bis 1973 gebaut. Nun erhalten sie eine neue Hülle mit einer Außenhaut aus Glasscheiben, die dahinter eine belüftete Dämmung mit Wabenstruktur beinhaltet, welche das Sonnenlicht im Winter gut ausnutzen kann.
Ein einzelnes Element misst bis zu neun Meter in der Länge und etwa drei Meter in der Höhe. Dieses Element wird mithilfe eines Autokrans an die Wand gebracht und dann auf einer bereits gedämmten Holz-Unterkonstruktion befestigt. Diese präzise gefertigten Elemente beinhalten bereits vierfach verglaste Fenster, in die bereits Jalousien und eine Wohnraumlüftung integriert sind. Die äußere Hülle des Gebäudes ist insgesamt 30 Zentimeter dick. Diese Maßnahmen reichen aus, um die Energieeffizienzklasse des Gebäudes von E auf die höchste Stufe A+ zu verbessern, wie Vonovia betont.
Die Sanierung, die im Februar 2024 beendet sein soll, umfasst auch Solarmodule auf dem Dach und an den Außenwänden sowie Wärmepumpen zur Beheizung der Gebäude.
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Kosten und Vorteile für Mieterinnen und Mieter
Für die Sanierung plant das Unternehmen Vonovia eine Umlage von zwei Euro pro Quadratmeter, wobei die Mieterinnen und Mieter durch die Einsparung von Energie- und Warmwasserkosten rund 1,60 Euro pro Quadratmeter einsparen.
Die Belastung für die Mieterinnen und Mieter beträgt somit etwa 40 Cent Mehrkosten pro Quadratmeter.
Ausblick und Fortsetzung der Sanierungsbemühungen
Vonovia betont, dass solche Sanierungen derzeit noch nicht rentabel sind, trotz Fördermitteln. Dennoch plant das Unternehmen, weitere Sanierungstechniken zu testen und bis 2030 die schlechtesten Energieeffizienzklassen G und H in seinem Bestand vollständig zu sanieren.
Erste Energiesprong-Sanierung in Ostdeutschland
Eine weitere Energiesprong-Sanierung durch Vonovia ist in Greiz in Thüringen im Gange, wo ein typisches DDR-Mehrfamilienhaus seriell saniert wird. Laut Dena ist dieses Projekt die erste Energiesprong-Sanierung in Ostdeutschland.
Serielles Sanieren als Schlüsseltechnologie für die Wärmewende
Die dena bezeichnet serielles Sanieren als "Schlüsseltechnologie für die Wärmewende" und weist auf das wachsende Potenzial und die Geschäftsmöglichkeiten in diesem Bereich hin.
Es werden derzeit - zusätzlich zu den 25 im Bau befindlichen Projekten - bundesweit 146 Projekte in unterschiedlichen Planungs- und Vorbereitungsphasen verfolgt.
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