Neues Erdzeitalter angebrochen? Geolog:innen schlagen Begriff vor
Geolog:innen teilen die Geschichte der Erde in verschiedene Zeitalter ein. Da wir unseren Planet extrem verändert haben, ist die Rede von einem neuen Zeitalter: Das Anthropozän.
Geolog:innen teilen die Erdgeschichte in verschiedene Zeitalter ein. Demnach leben wir derzeit im Holozän, das vor knapp 12.000 Jahren begann. Doch das könnte sich jetzt ändern.
Das Zeitalter des Anthropozäns könnte der Begriff für das Erdzeitalter werden, in der wir leben. Als Referenz für den Start des sogenannten Anthropozäns soll eine Sedimentabfolge aus einem kleinen See in Kanada dienen, wie die Geolog:innen der Anthropocene Working Group (AWG) am Dienstag bekanntgaben. Konkret favorisieren die Forscher:innen eine Sedimentlage aus dem Jahr 1950.
Doch warum überhaupt der Vorschlag eines neuen Erdzeitalters?
Seit der Mensch in der heutigen Form ubd Entwicklung auf der Erde ist, hat er den Planeten stark verändert. Denn die Menschheit hat zuletzt die Erde - unter anderem durch den Ausstoß von Treibhausgasen und die Zerstörung von Ökosystemen - massiv verändert.
Aus diesem Grund sehen Expert:innen verschiedener Fachrichtungen das Zeitalter des Menschen angebrochen. Und ab wann sprechen wir von diesem Zeitalter? Geolog:innen schlagen als formellen Beginn des Zeitalters des Menschen ein Jahr um die Mitte des vergangenen Jahrhunderts vor.
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Darum wird das Zeitalter um 1950 vorgeschlagen
Den Beginn des Menschenzeitalters machen die Expert:innen an sogenannten Geomarkern in der Probe fest, allen voran radioaktiven Niederschlägen von Atomwaffen-Tests nach dem Zweiten Weltkrieg. Diese Plutonium-Isotope sind weltweit nachweisbar.
Die AWG-Gruppe schlägt die Zeit um 1950 auch deshalb als Beginn des Anthropozäns vor, weil die weitreichenden Veränderungen dieser Zeit rund um den Globus Spuren in allen Sedimenten hinterlassen haben.
Der Beginn der Industrialisierung hingegen, auch ein denkbarer Start des Anthropozäns, ist in manchen Regionen kaum geologisch feststellbar, da sich diese Entwicklung zunächst auf bestimmte Teile der Welt wie die USA und Europa konzentrierte.
Konkrete Sedimentprobe fehlt noch
Bislang ist das Anthropozän aber noch nicht formal nach geologischen Maßstäben definiert. Dafür braucht es in der Regel eine konkrete Sedimentprobe als Standard. Darauf können sich dann weltweit Forscher:innen beziehen, wenn sie eigene Untersuchungen bei sich vor Ort machen.
Die Probe vom Grund des Lake Crawford im Südosten Kanadas ist ein Bohrkern, der durch saisonale Ablagerungen auf dem Seeboden sichtbare Jahreslinien hat. Dadurch können Forschende relativ einfach feststellen, welcher Abschnitt der Probe in welches Jahr fällt.
Um als allgemeingültiger Standard zu gelten, müssen noch drei übergeordnete Gremien über den AWG-Vorschlag abstimmen. Eine Entscheidung könnte es bis August nächsten Jahres geben.
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