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Klima

Weltklimagipfel in Baku: Worum geht es, was sind die größten Probleme?

Mo 11.11.2024 | 15:20 Uhr - Redaktion - Quelle: dpa
Die Ausrichtung der COP 29 ausgerechnet im Öl- und Gasland Aserbaidschan ist sehr umstritten. ©Adobe Stock

Die Welt steuert auf eine unberechenbare Klima-Zukunft zu. Kann auf der Weltklimakonferenz COP 29 in Baku ein anderer Kurs eingeschlagen werden? Einfach wird es nicht. Ein Überblick.

Die Ukraine, der Nahe Osten, Donald Trump, und das Durcheinander in der Ampel-Koalition: Die Herausforderungen türmen sich aufeinander. Dabei ist die Klimakrise auf der politischen Agenda in den Hintergrund geraten - obwohl sie immer dringender wird. Flutkatastrophen wie kürzlich in Spanien zeigen dies deutlich. Nun ist in Aserbaidschans Hauptstadt Baku die alljährliche Weltklimakonferenz gestartet.

In Aserbaidschan hat am Montag die 29. Weltklimakonferenz begonnen. Zur Eröffnung in Baku appellierte der aserbaidschanische Konferenzleiter Muchtar Babajew an die teilnehmenden Staaten, das Treffen als "Moment der Wahrheit" zu begreifen. Die Konferenz werde das Engagement für das Klimasystem auf die Probe stellen. Hauptthema der COP29 dürfte das Geld werden, das reichere Länder aufbringen sollen, um ärmeren Ländern im Kampf gegen den Klimawandel zu helfen.

Hier die wichtigsten Fragen und Antworten rund um die COP 29. Und hier geht's zum COP 29-Live-Ticker.

Die Krise ist bekannt, doch die Welt ist weit entfernt von ihrem Ziel. Wozu also eine weitere Klimakonferenz?

Vor allem für die Aufmerksamkeit. Trotz der derzeitigen Überlagerung durch andere Krisen bringt eine Zusammenkunft von Zehntausenden von Teilnehmern das Thema in den Fokus. Die Welt vereint sich, um ein gemeinsames Problem anzugehen - in Zeiten, in denen Zusammenarbeit vielerorts unwahrscheinlich erscheint, ist das ein Gewinn an sich.

Dennoch haben einige Spitzenpolitiker ihre Teilnahme abgesagt, darunter Bundeskanzler Olaf Scholz, der scheidende US-Präsident Joe Biden, Brasiliens Präsident Lula und EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen. Ihre Delegationen nehmen aber weiterhin an den Verhandlungen teil.

Warum findet die Konferenz in einem Land wie Aserbaidschan statt, das eher für Öl und Gas bekannt ist?

Die Klimakonferenz rotiert weltweit, und die UN stellt kaum Anforderungen an Gastgeberländer. Martin Kaiser von Greenpeace Deutschland bemängelt, dass das Treffen nun wieder in einem Land mit autokratischer Führung stattfindet, das auf Öl und Gas setzt.

Kommt die Welt beim Klimaschutz überhaupt voran?

Bisher tun die Länder zu wenig, um die Krise zu entschärfen. Laut UN steuert die Welt derzeit auf eine Erwärmung von 2,6 bis 3,1 Grad bis Ende des Jahrhunderts zu, was viele Regionen unbewohnbar machen würde. "Die Konsequenzen für Menschen, Gesellschaft und Wirtschaft wären unvorstellbar", erklärt Inger Andersen vom UN-Umweltprogramm.

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Das laufende Jahr wird vermutlich das erste Jahr werden, das durchschnittlich 1,5 Grad über dem vorindustriellen Niveau liegt und das bisher wärmste Jahr seit Messbeginn darstellt.

Was könnte Baku als Erfolg vorweisen? Worum geht es in diesem Jahr besonders?

In erster Linie um Geld. Ohne ausreichende Finanzierung kann Klimaschutz nicht vorangetrieben werden. Der Ausbau erneuerbarer Energien, notwendige Umbaumaßnahmen in Gebäuden und Verkehr sowie Anpassungen an den Klimawandel wie Deiche oder grüne Infrastruktur erfordern Geld. Bereits vor Jahren hatten die Industrieländer zugesagt, 100 Milliarden US-Dollar pro Jahr bereitzustellen, doch die Mittel reichen längst nicht aus.

Die Konferenz in Baku soll über das künftige Finanzierungsziel entscheiden, das weit über die bisherigen Summen hinausgehen muss. "Klar ist, dass es nun um Billionen geht", sagt Kaiser von Greenpeace.

Was bedeutet eine mögliche Wiederwahl von Donald Trump für den Klimaschutz?

Eine große Herausforderung. In Trumps erster Amtszeit traten die USA aus dem Pariser Klimaabkommen aus, was nun erneut droht. Trump plant laut New York Times nicht nur den Ausstieg, sondern auch die Ausweitung von Ölbohrungen und Bergbau in Naturschutzgebieten. "Trump bezweifelt die Realität der Klimakrise und will die Förderung fossiler Brennstoffe verstärken", warnt Christoph Bals von Germanwatch. Doch Experte Jan Kowalzig von Oxfam glaubt, dass Trump nur verzögern, den Weg zu einer kohlenstofffreien Welt jedoch nicht verhindern kann.

Und was tut Deutschland?

Von Deutschland wird - besonders nach der US-Wahl - eine Führungsrolle in Baku erwartet. Zwar verhandelt Deutschland im Rahmen der EU, nimmt dort aber eine zentrale Rolle ein. Dass Scholz aufgrund der Regierungskrise in Deutschland abgesagt hat, sendet jedoch gegenteilige Signale.

Umweltverbände fordern, dass Deutschland seine zugesagte Klimafinanzierung trotz aller Haushaltsprobleme beibehält. "Wenn die sechs Milliarden Euro aus Deutschland wackeln, wackelt auch die Glaubwürdigkeit von Kanzler Scholz", so Kaiser. Das könnte eine negative Kettenreaktion bei den Ambitionen anderer Länder auslösen.

Gibt es dennoch Chancen auf Fortschritte?

Kaiser bleibt vorsichtig optimistisch: "Inzwischen spüren weltweit alle Länder die dramatischen Folgen zunehmender Extremwetter." Nicht zu handeln, sei keine Option mehr – das wäre schlicht zu teuer. Ein neues Finanzierungsziel könnte das Vertrauen zwischen ärmeren und reicheren Ländern stärken. Bis zum Frühjahr müssen Staaten zudem ihre Klimaschutzpläne überarbeiten. Ambitionierte Ankündigungen in Baku könnten Druck auf andere Staaten ausüben.

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Was steht insgesamt auf dem Spiel?

Die Lebensgrundlagen von Millionen Menschen. Ereignisse wie der Hurrikan HELENE in den USA, Überschwemmungen in Spanien und Österreich sowie Waldbrände verdeutlichen, wie die Klimakrise als Brandbeschleuniger wirkt. Laut Johan Rockström vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung gibt es "mehr Grund zur Sorge als je zuvor". Die ersten Anzeichen einer beschleunigten Erderwärmung sind sichtbar, doch die Chance, die Situation zu ändern, besteht noch.

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