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Klima

1,5-Grad-Ziel wird verfehlt: Weltklimarat fordert drastische Schritte beim Klimaschutz

Mo 20.03.2023 | 16:31 Uhr - Quelle: dpa/wetter.com
Wie extrem wird es? So wird das Klima in 10 Jahren aussehen!

Die aktuellen Klimaschutzmaßnahmen weltweit sind laut Weltklimarat zu lasch. Daher haben Regierungen nun selbst ein Dokument abgesegnet, das schnelles und drastisches Handeln verlangt.

Die Alarmsirenen wegen nicht ausreichender Klimaschutzmaßnahmen schrillen immer lauter! Ohne drastische Minderungen der klimaschädlichen Treibhausgasemissionen noch in diesem Jahrzehnt wird das 1,5-Grad-Ziel der Erderwärmung bereits in den 2030er Jahren überschritten! Das macht der Weltklimarat (IPCC) in seinem Synthesebericht vom Montag so deutlich wie nie zuvor.

Erderwärmung bereits bei 1,1 Grad über vorindustriellem Niveau

"Der Klimawandel ist eine Bedrohung für das menschliche Wohlbefinden und die Gesundheit des Planeten", heißt es in dem in Interlaken präsentierten Bericht. Die Erwärmung liegt bereits bei rund 1,1 Grad. Fast die Hälfte der Weltbevölkerung, bis zu 3,6 Milliarden Menschen, leben demnach in Regionen, die besonders starke Folgen des Klimawandels erleben dürften.

"Die Klima-Zeitbombe tickt", sagte UN-Generalsekretär António Guterres. "Aber der heutige IPCC-Bericht ist ein Leitfaden zur Entschärfung der Klima-Zeitbombe. Er ist ein Überlebensleitfaden für die Menschheit." Guterres verlangte, dass Industrieländer das Netto-Null-Ziel bei Emissionen möglichst schon bis 2040 statt 2050 erreichen. Gemeint ist, dass dann nicht mehr Treibhausgase ausgestoßen werden als eingefangen werden können.

Zum Nachlesen: Erderwärmung aktueller Stand - Das hat der Weltklimarat herausgefunden

Weltweite CO2-Emissionen steigen rasant statt zu sinken

Eigentlich wollten die Staaten einen höheren Anstieg als 1,5 Grad möglichst verhindern, um noch schlimmere Auswirkungen der Erderhitzung abzuwenden. Damit die Erderwärmung 1,5 Grad über dem vorindustriellen Niveau (1850-1900) nicht oder nur vorübergehend überschreitet, müssten die weltweiten CO2-Emissionen bis 2030 allerdings um 48 Prozent gegenüber 2019 sinken. Derzeit steigen sie jedoch - nach einem kleinen Rückgang wegen der Corona-Pandemie geht es wieder steil nach oben.

Ozeane und Wälder nehmen Kohlendioxid auf und produzieren durch Photosynthese den für uns Menschen lebenswichtigen Sauerstoff. Obwohl die Ozeane und Wälder riesig sind, bleibt eine gigantische CO2-Menge übrig, die den Klimawandel schnell vorantreibt. Im Rahmen der #OneTomorrow Klima-News auf ProSieben hat unsere wetter.com Meteorologin Corinna Borau über die Wichtigkeit der CO2-Reduzierung aufgeklärt.

Erstmals gibt der Weltklimarat auch eine Vorgabe für 2035: minus 65 Prozent gegenüber 2019. "Das Tempo und der Umfang der bisherigen Maßnahmen sowie die derzeitigen Pläne sind unzureichend, um den Klimawandel zu bekämpfen", fasst er zusammen.

Klimawandel schreitet schneller voran als gedacht

"Die Dringlichkeit, bis 2030 etwas zu tun, ist gestiegen", sagte Mitautor Matthias Garschagen, Klimaforscher an der Münchner Ludwig-Maximilians-Universität. Der Klimawandel schreitet schneller voran und die Folgen sind stärker als zunächst gedacht, geht aus dem Bericht hervor. Schon jetzt sind Folgen wie häufigere und stärkere Hitzewellen, Überschwemmungen und Dürren deutlich, etwa die Hitze und Überschwemmungen in Indien und Pakistan im 2022 und die anhaltende Dürre südlich der Sahara.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) berichtete gerade, dass es in Somalia wegen der Dürre im vergangenen Jahr bis zu 43.000 zusätzliche Todesfälle gegeben haben könnte.

Wenn die Regierungen ihre Anstrengungen zur Minderung der Emissionen nicht deutlich ausbauen, steuere die Welt auf eine Erwärmung von 2,2 bis 3,5 Grad zu, sagte der Generalsekretär der Weltwetterorganisation (WMO), Petteri Taalas. Um in der Nähe des 1,5-Grad-Ziels zu bleiben, gebe es nur eins, sagte Mitautor Peter Thorne: "Der Rest dieses Jahrzehnts wird entscheidend sein."

Wie das Klima in Deutschland aufgrund der drastischen Veränderungen in 10 Jahren aussehen könnte, zeigt das Vdeo zu Beginn des Artikels.

Erwärmung wird 1,5 Grad für mehrere Jahrzehnte überschreiten

Der Weltklimarat geht selbst in den beiden optimistischsten Szenarien mit sehr deutlicher Emissionsminderung davon aus, das die Erwärmung 1,5 Grad vorübergehend überschreiten dürfte, und dies für mehrere Jahrzehnte. Warum, ist klar: "Öffentliche und private Finanzströme für fossile Brennstoffe sind immer noch größer als die für Klimaanpassung und Klimaschutz", hieß es in dem Bericht.

Im Alltag gibt es einfache Möglichkeiten, um CO2 zu sparen. Wir haben 17 Tipps für dich gesammelt, mit denen du circa 3500 Kilogramm CO2 pro Jahr sparen kannst. Viele davon kannst du schon heute umsetzen.

Das neue Dokument beruht auf acht Berichten, die Tausende Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern seit gut acht Jahren erarbeitet haben. Es bringt ihre Erkenntnisse auf den Punkt und dient als Handlungsgrundlage für Politiker.

Inhalt des IPCC-Syntheseberichts wird nicht bezweifelt

Der Weltklimarat (IPCC) ist ein Gremium aus 195 Mitgliedsländern. Sie haben tagelang um jede Formulierung gerungen und den Synthesebericht abgesegnet. Das ist zwar mühsam, bedeutet aber, dass sie den Inhalt nicht mehr in Zweifel ziehen. Darauf aufbauend wollen sie in diesem Jahr anschauen, wie sich die bislang versprochenen Maßnahmen mit den Klimaschutzzielen vereinbaren lassen (global stocktake). Dieser Bericht zeigt: Die Bilanz wird ernüchternd ausfallen.

Der Weltklimarat ruft in Erinnerung, dass die durchschnittliche globale Oberflächentemperatur seit 1970 so stark gestiegen ist wie in keiner anderen 50-Jahre-Periode seit mindestens 2000 Jahren. Er stellt stärker als zuvor heraus, wer am meisten geschädigt wird: "Verwundbare Gruppen, die in der Vergangenheit am wenigsten zum aktuellen Klimawandel beigetragen haben, sind unverhältnismäßig stark betroffen."

Reiche Länder halten ihr Versprechen nicht ein

Die Differenz zwischen den geschätzten Kosten der nötigen Anpassungen und den eingeplanten finanziellen Mitteln wachse, so der Weltklimarat. Er verweist darauf, dass reiche Länder ihr Versprechen von 100 Milliarden Dollar im Jahr für die ärmsten Länder noch nicht umgesetzt haben.

Auch lesenswert: "Katastrophale Folgen": Klima-Kipppunkte könnten früher erreicht werden

Dabei sei global genügend Geld vorhanden, um die klimaschädlichen Treibhausgase zügig zu reduzieren. Regierungen müssten durch Förderung von Projekten und Studien, Subventionen und Rahmenbedingungen für Investoren die richtigen Zeichen setzen. "Der Ball liegt im Feld der Politik", sagte Mitautor Oliver Geden.

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